Unterwegs zur Weltbischofssynode:
Zulehner pocht auf mehr Synodalität
Unterwegs zur Weltbischofssynode:
Zulehner pocht auf mehr Synodalität
Die Kirche muss sich entscheiden, "klerikal oder synodal" zu sein: Das hat der Wiener Theologe und Werteforscher Paul Zulehner in seiner Zwischenbilanz über eine von ihm initiierte Online-Umfrage mit Blick auf die Weltbischofssynode 2022 über Synodalität dargelegt. Viele jener rund 18.000 Befragten, die bislang schon teilgenommen haben, würden sich mit Papst Franziskus das rasche Ende von jeglichem Klerikalismus erhoffen und stattdessen für eine rasche Synodalisierung der katholischen Kirche auf allen Ebenen eintreten. Auch Zulehner selbst lässt in seinem Blog am Dienstag keinen Zweifel daran, dass er autoritäres "Vorgeben" für die schlechtere Leitungsvariante hält als beteiligendes "Vereinbaren".
Der frühere langjährige theologische Berater des jeweiligen Vorsitzenden des Rates der Konferenz der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) erinnerte an große europäische Bischofspersönlichkeiten wie die Kardinäle Carlo Maria Martini (Mailand), Miloslav Vlk (Prag), Basil Hume (London) und auch an Franz König (Wien), die "durch ihre Amtsführung die Kirche weitergebracht" hätten, gerade weil sie "Meister im synodalen Hinhorchen auf das Volk" gewesen seien, so Zulehner: "Sie besaßen Autorität, gerade weil sie nicht autoritär waren."und erkannt hätten: "Eine Diözese ist eben kein Betrieb, der irgendwelche Produkte für den Markt herstellt." Die genannten Kardinäle könnten laut dem Wiener Theologen ein attraktives Vorbild für amtierende Bischöfe sein.
Zulehner berief sich auch auf das Amtsverständnis eines Bischofs aus der Frühzeit der Kirche: Cyprian von Karthago (200-258) habe gleich zu Beginn seines bischöflichen Dienstes beschlossen, "nichts ohne euren Rat und ohne die Zustimmung des Volkes zu tun". Die gegenseitige Ehrerbietung erfordere stets, "gemeinsam eine Lösung zu suchen", so der bedeutende Kirchenschriftsteller der Alten Kirche.
Parallelen zur Organisationsentwicklung
Autoritär-klerikaler oder synodaler Führungsstil spiegelt sich nach den Worten Zulehners auch in der modernen Organisationsentwicklung wider: Man könne das Ergebnis eines Prozesses vorgeben oder aber ein solches zusammen mit den Betroffenen erarbeiten und damit vereinbaren. Das Vorgeben habe große Vorteile, wenn es darum geht, schnelle Entscheidungen zu treffen, räumte der Theologe ein. Allerdings gehe die Durchsetzung intransparent gefasster Beschlüsse oft mit erheblichem Widerstand der Nicht-Eingebundenen einher. Die dadurch nötigen Kontrolle und auch Sanktionen der "Vorgeber" würden die eingesparte Zeit dann in der Umsetzung wieder verbrauchen. "Der Preis ist hoch: Es werden Strukturen gewonnen und Engagierte verloren", warnte Zulehner.
Besser wäre es einzubinden und zu vereinbaren. "Das braucht Geduld und Planung, lebt aber von der geordneten Beteiligung aller Betroffenen, also des Diözesanvolks und der vielen untergeordneten Führungskräfte." Der Nachteil des größeren Zeitaufwandes werde mehr als aufgewogen durch den Respekt vor jenen, denen "nicht eine fremdproduzierte Lösung vorgesetzt" wird, so Zulehner. Diese seien dann auch wesentlich mehr eigenmotiviert.
"Papst Franziskus bricht seit dem Beginn seines Pontifikats für das Vereinbaren eine Lanze" und wende sich immer wieder gegen Klerikalismus, plädierte Zulehner für einen kooperativen Leitungsstil. Dahinter stehe ein Bild von Kirche als "eine vom Auferstandenen zusammengefügte Gemeinschaft, die miteinander (syn) auf dem Weg (dos) ist" und in der alle berufen seien, sich mit ihren Charismen einzubringen. "Eine Leitung, die nicht auf das hört, was Gottes Geist durch die vielen seiner Kirche mitteilt, ist 'geisttaub' und kann leicht geistlos werden", warnte der Theologe.
Erneut groß angelegte Umfrage
Im Vorfeld der für 2022 geplanten Weltbischofssynode über Synodalität startete Paul Zulehner wie schon anlässlich der Corona-Krise eine weltweite Online-Umfrage, an der sich laut seinen Angaben auch die Niederländische und die Belgische Bischofskonferenz beteiligen. Knapp 12.000 Personen hätten sich bisher in einem offenen Modul beteiligt, weitere 6.500 in einem geschlossenen Modul - v.a. Personen, die die Initiative "Pro Pope Francis" unterstützten. Die Teilnahme ist für Interessierte nach wie vor möglich.