Kräuterpfarrer Benedikt über die Kraft der Pflanzen
"Kräuterheilkunde ist nie etwas Abgeschlossenes, sondern immer ein dynamischer Prozess": Das hat der Prämonstratenser Benedikt Felsinger - auch bekannt als Kräuterpfarrer Benedikt - im Interview mit der Kirchenzeitung "Der Sonntag" (aktuelle Ausgabe) betont. Der Ordensmann des Stiftes Geras gilt seit dem Tod des legendären Kräuterpfarrers Hermann-Josef Weidingers (1918-2004) als der klösterliche Kräuterexperte des Klosters. Das Prämonstratenserstift Geras im Waldviertel existiert seit 900 Jahren und gilt als das weltweit am längsten durchgehend bestehende Prämonstratenserkloster.
Das Interview ist Teil der Reihe "Ordensleute im Gespräch" von "radio klassik Stephansdom" in Kooperation mit "quo vadis", dem Begegnungszentrum der Orden am Wiener Stephansplatz; es kann als Podcast via www.radioklassik.at nachgehört werden.
Das Wissen über die Kraft der Kräuter stamme direkt von Kräuterpfarrer Weidingers, so der Prämonstratenser. Weidinger habe ihm zwar "nicht alle Geheimnisse geoffenbart, aber mich schauen und dabei sein lassen und mir etwas zugetraut". Vieles habe der 2004 verstorbene Weidinger zudem schriftlich festgehalten, etwa in Büchern, Aufzeichnungen oder alten Skripten. "Andererseits ist es ganz klar, ein neuer Kräuterpfarrer kann nicht die Kopie eines Alten sein", hielt Kräuterpfarrer Benedikt fest. So habe sich vieles in der Praxis der Pflanzenheilkunde oder dem Arzneimittelgesetz geändert. Aktuell komme auch die "Traditionelle Europäische Medizin" immer mehr in den Blick kommt.
Als Tipp gegen die aktuelle Frühjahrsmüdigkeit nannte der Ordensmann den Löwenzahn. "Durch seine Bitterstoffe profitieren Bauchspeicheldrüse, Leber und die Gallenblase." Aufgrund der Wetterkapriolen komme es zu einem schlechteren Kreislauf, Schwindel oder Müdigkeit. "Da braucht man etwas, das uns den Stoffwechsel gut funktionieren lässt." Als Kräuterpfarrer Benedikt hält der Ordensmann Vorträge, schreibt eine Kolumne in der Tageszeitung "Die Krone" und Bücher, wie "Heilkräuter aus dem Klosterladen".
Aktuell nehme der Ordensmann das Klosterleben wegen der Corona-Pandemie noch bewusster wahr, "weil die Gegebenheiten jene sind, die ein Klosterleben gut ermöglichen", etwa "Rückgezogenheit und Bedacht sein auf Zusammenhalt". Negativ hingegen sei der verringerte Kontakt mit Menschen, "das drückt schon auf das Gemüt". Kontakt zu den Gläubigen halte das Stift mittels Gottesdienst-Streamings und Briefen. Trotzdem sei die Sehnsucht groß, "dass die Masken fallen und wieder gemeinsam Gottesdienste in entsprechender Größe gefeiert werden können".
Wirtschaftlich greift das Stift auf einen Waldbesitz, Karpfenzucht und Tourismus zurück. Es sei jedoch ein "großes wirtschaftliches Ringen, wir sind da in den nächsten Jahrzehnten sehr gefordert", konstatierte Felsinger. Hinzu komme der notwendige Erhalt des kulturellen Erbes: "Wenn bei uns ein Engel mit goldenen Flügeln oder einem goldenen Popsch renoviert wird, müssen wir uns selbst darum kümmern, die Mittel aufzubringen, auch durch Förderungen." Trotz alledem sei es die Kulturgüter zu pflegen, "den Schönheit ist ja auch ein Therapiefaktor".
"Mein Herz war immer bei den Prämonstratensern"
Der in Drosendorf an der Taya aufgewachsene Ordensmann ist seit seiner Kindheit mit dem Stift Geras verbunden und kam im Alter von 10 Jahren ins Erzbischöfliche Knabenseminar nach Hollabrunn. "Mein Herz war immer bei den Prämonstratensern, das ist auch im Internat schon so akzeptiert worden", so Felsinger, der 1993 zum Priester geweiht wurde. In seiner Jugend sei er gar mit Fahrrad oder Mofa zu Ostern zu den Chorgebetszeiten hingefahren und habe dadurch "alles Menschliche" der Ordensgemeinschaft mitbekommen: "Wo Menschen sind, da menschelt es und da brauchen wir uns auch nicht dafür genieren. Aber all das hat mich bestärkt."
In der Ordensgemeinschaft wisse man sich verbunden mit den Mitbrüdern, meinte Flesinger, der das Leben in der klösterlichen Gemeinschaft als "ständiges Atmen" bezeichnete. Über seine weiße Ordenstracht meinte der Kräuterpfarrer wörtlich: "Wir sind, bitte nicht böse sein, kein Rauchfangkehrerverein." Mit dem Weiß würden die Prämonstratenser den auferstandenen Herrn verkünden wollen, zudem sei der weiße Habit im alltäglichen Leben ein Verweis auf Gott, so der Ordensmann.
Weitere prominente Ordensleute der "radio klassik Stephansdom"- Reihe "Prominente Ordensleute" waren bereits Kardinal Christoph Schönborn, die Generalsekretärin der Österreichischen Ordenskonferenz, Sr. Christine Rod, sowie Mission-Direktor und Zisterzienser Karl Wallner.
Die Prämonstratenser
Die Prämonstratenser leben nach dem Vorbild und der Regel des hl. Augustinus. Der Orden wurde 1120/21 vom hl. Norbert von Xanten (1080-1134) in Prémontré (daher der Name "Prämonstratenser") bei Laon in Nordfrankreich gegründet. Die Prämonstratenser-Chorherren von Stift Geras feiern daher mit einem Festjahr von 1. Advent 2020 bis Weihnachten 2021 das 900-jährige Bestehen ihres Ordens. Fast genauso lange schon sind die Prämonstratenser auch im Waldviertel tätig. Das Stift Geras wurde um 1135 als Tochterkloster von Seelau (Mähren) durch Ekbert und Ulrich von Pernegg gegründet. Es wurde mit Seelauer Chorherren besiedelt und bildete mit dem zehn Kilometer entfernten Frauenkloster Pernegg, das seit 1995 als Fasten- und Seminarzentrum betrieben wird, einst ein Doppelkloster.
Stift Geras zählt derzeit 17 Ordensmitglieder, von denen einige im Stift selber leben, die Mehrheit in den betreuten Pfarren. Abt Conrad Müller: "In der Pfarrseelsorge betreuen wir in der Diözese St. Pölten 21 Pfarren - davon 14 inkorporiert -, sowie in der Erzdiözese Wien die Pfarre Wien-Gatterhölzl. Zwei Mitbrüder leben in Deutschland - in Erzdiözese Berlin und Diözese Eichstätt - und sind dort seelsorglich engagiert." Zuletzt wurde am Ostermontag in der Stiftsbasilika Geras der Prämontstratenser-Chorherrn Herbert Bradler zum Priester geweiht. Es war die erste Priesterweihe in Österreich 2021.
Neben der Pfarrseelsorge wirken die Prämonstratenser von Geras u. a. in den Schulen, in der Erwachsenen- und Jugendbildung und in verschiedenen Kommissionen des Ordens und der Diözese St. Pölten.
Quelle: kathpress