Digitalisierung: Chance und Herausforderung für kirchliche Archive
Die vielfältige kirchliche Archivstruktur in Österreich (und Deutschland) sowie neue Möglichkeiten der Kooperation standen am Mittwoch im Mittelpunkt des dritten Tages der Jahrestagung der ARGE Ordensarchive Österreichs. So gibt es in Österreich neben den neun Diözesanarchiven rund 70 Ordensarchive, letztere freilich von höchst unterschiedlicher Größe. Von besonderer Bedeutung sind dabei aber die Archive der heimischen Stifte, die umfangreiche Bestände beinhalten, die bis ins Mittelalter zurückgehen. Was alle Archive eint, ist die gemeinsame Herausforderung der Digitalisierung.
Christine Gigler vom Archiv der Erzdiözese Salzburg plädierte in ihren Ausführungen für eine noch stärkere Kooperation zwischen Diözesan- und Ordensarchiven. Wobei man freilich nicht bei Null anfange. Sie verwies unter anderem auf die gemeinsamen Tagungen der "ARGE Diözesanarchive Österreichs" mit der "ARGE Ordensarchive Österreichs". Auch im Rahmen einer kirchlichen Fachgruppe innerhalb des "Verbandes Österreichischer Archivarinnen und Archivare" gebe es eine strukturierte Zusammenarbeit.
Eine besondere Dringlichkeit zur Kooperation ortete die Expertin im Bereich der Digitalisierung. Diese sei vor allem von kleinen Archiven nicht alleine zu bewältigen. Möglich wären Verbünden von größeren mit kleineren Archiven oder auch eine Kooperation von mehreren kleineren Einheiten. Auf jeden Fall bestehe Handlungsbedarf.
Auch im Bereich des Know-How-Transfers und der Öffentlichkeitsarbeit ortete Gigler noch Potenzial für mehr Zusammenarbeit. Ein Beispiel wäre ein gemeinsamer Internetauftritt der "ARGE Diözesanarchive" und der "ARGE Ordensarchive", regte sie mit Blick auf Deutschland an.
Missbrauchskrise ist auch eine Archivkrise
Über die Archivsituation in Deutschland berichtete Thomas Scharf-Wrede von der Bundeskonferenz der kirchlichen Archive Deutschlands. In dieser Bundeskonferenz sind auch die Ordensarchive vertreten. Auch Scharf-Wrede sprach von der großen Herausforderung der Digitalisierung, ein arbeits- wie auch kostenintensives Aufgabenfeld, so der Experte - und das angesichts rückläufiger Kennzahlen (z. B. Mitgliederzahlen, Gottesdienstbesucher, Sakramentenspendungen) im Bereich der katholischen Kirche bzw. auch der Mitgliederzahlen der Orden. Ein gutes Digitalangebot der Archive sei aber eminent wichtig, sowohl für das wissenschaftliche Arbeiten wie auch eine positive Öffentlichkeitsarbeit.
Wie wichtig eine gute Schriftgutverwaltung ist, werde leider am negativen Beispiel der Missbrauchskrise deutlich, so Scharf-Wrede weiter. Im Zuge der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle von den 1950er Jahren bis in die Gegenwart sei deutlich geworden, dass viele Akten und Unterlagen nur sehr schlecht geführt bzw. archiviert wurden. Hier seien Korrekturen dringend notwendig; gerade im Blick auf Personalakten von Klerikern und weiteren Kirchenmitarbeitern müssten unverfälschte und vollständigen Dokumentation unbedingt zur Pflicht werden, forderte Scharf-Wrede.
Die Jahrestagung der ARGE Ordensarchive Österreichs ging am Mittwoch zu Ende. Rund 60 Verantwortliche aus Ordensarchiven in Österreich und darüber hinaus nahmen an der dreitägigen Online-Konferenz teil. Die ARGE der Ordensarchive Österreichs wurde 2004 bei der 2. österreichischen Ordensarchivtagung in Salzburg gegründet. Sie wird von einem ehrenamtlichen Vorstand geleitet. Die ARGE Ordensarchive arbeitet eng mit der Arbeitsgemeinschaft der deutschen Ordensarchive (AGOA) zusammen.
Quelle: kathpress