Orden ziehen Lehren aus Corona-Jahr 2020
Wie sind die österreichischen Ordensgemeinschaften mit Corona umgegangen, wo gab es schmerzliche Einschnitte, welche Aktivitäten konnten trotzdem oder gerade wegen der Pandemie gesetzt werden und was hat man daraus gelernt? - Dazu gaben Erzabt Korbinian Birnbacher und Sr. Franziska Bruckner, die beide der Österreichischen Ordenskonferenz vorstehen, am Freitag im Rahmen einer Online-Pressekonferenz Auskunft, bei der die "SUMMA 2020" vorgestellt wurde. Dieses 2013 erstmals erschienene Jahrbuch bietet einen fragmentarischen Überblick über Leben und Wirken der 192 Ordensgemeinschaften und ihrer vielfältigen Werke und Einrichtungen.
"2020 war anders und das spürten wir Ordensleute auch hautnah", so Erzabt Birnbacher: "Wie viele Taufen, Erstkommunionen, Firmungen und Trauungen konnten nicht wie geplant stattfinden. Wie sehr mussten wir unsere Arbeit in den Schulen, Krankenhäusern und Pflegeheimen einschränken." Zugleich könne man aber auch sagen: "Es geht manches vielleicht auch einfacher. So haben wir gelernt, Seminare, Besprechungen und sogar ganze Tagungen online zu meistern", so der Vorsitzende der Ordenskonferenz.
"Das Jahr 2020 stand für mich unter dem Motto 'Ich lade zur Hoffnung ein'", sagte Sr. Franziska Bruckner, die stellvertretende Vorsitzende der Ordenskonferenz. Diese Worte stammten aus der Enzyklika "Fratelli tutti" von Papst Franziskus, so Bruckner: "Die Kraft der Hoffnung war für das Jahr 2020 besonders wichtig, wir haben neue Wege gesucht und gefunden, um unsere Aufgabe zu erfüllen."
Bruckner führte in ihren Ausführungen zwei prägende und wirksame Beispiele der Ordensgemeinschaften Österreichs im Jahr 2020 an: Unter dem Motto "#ordentlichlernen" initiierten die Ordensgemeinschaften noch im ersten Lockdown eine Hilfsaktion für Schülerinnen und Schüler. Gebrauchte, nicht mehr benötigte Laptops wurden an den Ordensschulen gesammelt, von Elektronikfirmen überholt und schnellstmöglich an bedürftige Schüler ausgegeben. "So konnte rasch und gezielt geholfen werden, wo Hilfe notwendig war", bilanzierte Bruckner.
Neue Wege seien auch im Bereich der Seelsorge beschritten worden, vor allem mit digitalen Seelsorgeräumen. "Für die Menschen da zu sein hatte trotz Corona-Lockdown oberste Priorität und das hat viele kreativ werden lassen", berichtete Bruckner. Sie verwies u.a. auf den rappenden Franziskanermönch P. Sandesh Manuel, die Franziskanerin Sr. Gudrun Schellner, die fast mit Beginn des Lockdowns Live-Messen streamte, und den Salesianer P. Johannes Haas, der in der Wiener Pfarre Stadlau mit seinem jungen Pfarrteam ein ganzes Umweltprojekt auf Instagram aufzog.
Das Jahresmotto 2020 bei den heimischen Ordensgemeinschaften lautete "#einfach". Es war das zweite Motto der Serie "wach.einfach.gemeinsam". Diese Übersetzung der Gelübde - Gehorsam, Armut, Ehelosigkeit - nach denen Ordensleute leben, soll auf einfachem und zugänglichem Weg das Lebensmodell der Ordensgemeinschaften in Österreich näherbringen. "#einfach" steht als Übersetzung des Gelübdes der Armut, der Gütergemeinschaft, der Solidarität für Menschen heute. 2021 steht unter dem Jahresmotto "#gemeinsam".
Administrator für Stift Klosterneuburg
Erzabt Birnbacher nahm im Rahmen der Pressekonferenz auf Anfrage auch zu den jüngsten Entwicklungen im Stift Klosterneuburg Stellung. Er begrüße die Entscheidung, dass der Heiligenkreuzer Altabt Gregor Henckel-Donnersmarck vom Vatikan zum Administrator des Stiftes bestellt wurde. Mit Henckel-Donnersmarck habe man sich für eine "ruhige, erfahrene und gelassene Persönlichkeit" entschieden, die vor Ort präsent sein kann, so Birnbacher.
Vor einem knappen Jahr war Klosterneuburg einer apostolischen Visitation unterzogen und im November Kurienbischof Josef Clemens als päpstlicher Delegat eingesetzt worden. Im entsprechenden Dekret der zuständigen Kongregation wurde die Einsetzung des Delegaten mit der Feststellung begründet, dass der frühere Klosterneuburger Propst Bernhard Backovsky die Situation rund um den von Mitgliedern und ehemaligen Mitgliedern des Stiftes begangenen Missbrauch nicht angemessen gehandhabt habe.
Der 78-jährige Henckel-Donnersmarck soll seine Tätigkeit im Chorherren-Stift mit 2. Mai aufnehmen und eng mit dem Bischof Clemens zusammenarbeiten, der in Rom lebt. Wie lange Henckel-Donnersmarck als Administrator tätig sein wird, konnte Birnbacher nicht sagen. Wichtig sei jetzt aber, ohne zeitlichen Druck die vorhandenen Probleme im Stift aufzuarbeiten. Das Ziel sei die Wahl einer neuen Klosterleitung, damit das Chorherrenstift künftig wieder mit neuer Kraft werde wirken können, so Birnbacher.
(Infos zur "SUMMA 2020": www.ordensgemeinschaften.at)
Quelle: kathpress