Bischof Schwarz: Kirchliche Verwaltung zukunftsweisend gestalten
"Wie sind wir als Kirche für die Menschen da und wie müssen wir die Diözesanverwaltung organisieren, dass unsere Dienste hilfreich in der Pastoral sind." Das ist laut Bischof Alois Schwarz der Grundgedanke hinter der aktuellen St. Pöltner Diözesanreform. Es gebe in verschiedenen Bereichen ein Nebeneinander - "in der Infrastruktur, in der generellen Verwaltung, in unserer täglichen Arbeit", so der Bischof im Interview in der aktuellen Ausgabe der St. Pöltner Kirchenzeitung "Kirche bunt": "Wir haben Verantwortung für die Ressourcen, die uns zur Verfügung stehen und stehen werden. Um in Zukunft wirksam zu bleiben, müssen wir offen schauen, wie gestärkt miteinander gearbeitet werden kann." Die gesamte Verwaltung müsse zukunftsweisend gestaltet werden.
In dem Prozess sei es ihm aber neben strukturellen Fragen inhaltlich ganz besonders wichtig, "dass in der Organisation der Diözese das Evangelium verankert ist", so der Bischof: "Die Frage ist, wie kommt das Evangelium in die Organisation?" Von der Telefonseelsorge bis hin zum Dienst in den Pfarren - alle Dienste sollten auch eine evangelisierende Intention haben, betonte Schwarz. Nachsatz: "Papst Franziskus gibt uns diesen Auftrag ganz klar mit."
Seine Vision sei, "dass wir eine ganz neue Kraft der Evangelisierung entwickeln und dass es ein neues Miteinander innerhalb und zwischen Dienststellen und Richtung Pfarren und Pfarrgemeinden gibt".
Der Bischof bestritt das Interview gemeinsam mit dem St. Pöltner Generalvikar Christoph Weiss. Dieser ergänzte: "Überall, wo finanziell oder verwaltungstechnisch unnötiger Aufwand betrieben wird, versickert Geld, das für notwendige Projekte, für neue Ideen fehlt. Es ist unser Auftrag, mit dem Kirchenbeitrag sorgfältig umzugehen."
Auf die Kritik angesprochen, dass es im Reformprozess an Kommunikation mangle, meinte der Generalvikar: "Wir reflektieren in den unterschiedlichen Runden sehr viel, was die Kritik betrifft. Die Situation ist aber auch so: Jeder erkennt und sagt, dass es eine Veränderung braucht, aber keiner will davon betroffen sein." Etwas Neues zu wagen, halte er für sehr notwendig und auch mutig, so Weiss: "Unsere Arbeit hier darf kein Selbstzweck sein. Bischof Alois ist es ein großes Anliegen, dass Bewegung reinkommt - eine Bewegung der Evangelisierung. Und dafür muss die Welle rausgehen. Und wenn wir hier zu ruhig sind, dann wird keine Welle hinausgehen."
Wie Bischof Schwarz im Interview sagte, betreffe der Zukunftsprozess alle Bereiche der Zentralverwaltung der Diözese, neben den Pastoralen Diensten auch alle bisherigen Referate, das Generalvikariat oder auch Einrichtungen im Kunst- und Kulturbereich. "Wir schauen in aller Offenheit die gesamte Verwaltung an."
Die wesentlichste Änderung betrifft aber wohl die Auflösung der Direktion der Pastoralen Dienste. Die pastorale Arbeit wird demnach künftig in sechs Ressorts mit eigenen Leitern erweitert.
Schwarz erläuterte dazu: "Ich nenne hier nur ein Beispiel: Kinder, Jugend und Familie wird in einem Ressort vereint. Derzeit ist es so, dass die Erstkommunion bei der Familie ist, obwohl das auch ein Kinderthema ist, Firmvorbereitung ist bei der Jugend und Trauungsvorbereitung ist bei der Familie, obwohl hier der Fokus auch auf bereits verheiratete Paare geht. Aber warum soll nicht die Jugend auch auf die Ehevorbereitung schauen? Das ist ja ein Thema der Jugend und nicht nur ein Thema der Familie oder der Ehe. Das ist unser Ziel, dass man hier übergreifend und verschränkt denkt und arbeitet."
Die Ressortleitungen würden jetzt ausgeschrieben und im September solle die neue Struktur stehen und in Arbeit gehen. "Aber vielleicht ist manches auch früher dran. Wir arbeiten zügig und nützen Zeitressourcen, die durch die Corona-Pandemie entstanden sind", fügte der Bischof hinzu.
Ihm sei wichtig, so Schwarz, "dass alle Tätigkeitsfelder der Diözese als 'pastoral' gesehen werden. Unser Museum ist zum Beispiel auch ein Ort der Pastoral, auch die Hochschulen, die Bildungsarbeit, die Musik und Kultur. Es geht also um eine Erweiterung pastoraler Arbeit und eine Weite im pastoralen Denken."
Zu den Auswirkungen der Neustrukturierung für die Mitarbeiter in den Pastoralen Diensten betonte der Bischof, dass von ihm von Anfang an betont worden sei, dass es keine Kündigungen geben wird. Schwarz: "Wir sind da auch mit dem Betriebsrat in Verbindung, der in die Gespräche eingebunden ist. Wir haben uns mit den Bereichsleitern beraten, mit den bisherigen Abteilungsleitern in Konferenzen - und da wurden Vorschläge gemacht, wer wo in Zukunft zum Einsatz kommen soll. In den Ressorts werden ja bisherige Bereiche zusammengezogen und auch da waren wir für konstruktive Gespräche offen." Jeder Mitarbeiterin und jedem Mitarbeiter stehe es offen, "in den neuen Ressorts für ihre Aufgaben zu arbeiten. Das habe ich auch im letzten Brief an die Mitarbeiter vor einigen Tagen erneut formuliert", so der Bischof.
Quelle: kathpress