Parlament hält an Fahrplan für Ethikunterricht fest
Der Ethikunterricht kommt in jener Form, wie er vergangenen November beschlossen wurde: Das wurde im Nationalrat bestätigt, wo am Mittwoch das Volksbegehren "Ethikunterricht für alle" behandelt wurde. Ab Herbst 2021 ist Ethik Pflichtfach für alle Schülerinnen und Schüler ab der 9. Schulstufe, die vom konfessionellen Religionsunterricht abgemeldet sind. Daran wolle man nichts ändern, erklärte ÖVP-Abgeordnete Gertraud Salzmann. Man bekenne sich zu einem Ethikunterricht für alle Schülerinnen und Schüler sowie zu einem schulischen Fokus auf Werteunterricht, bei dem jedoch auch der Religionsunterricht eine wichtige Rolle spiele.
Salzmann erklärte, die Politik komme mit der Einführung des Ethikunterrichts aktuellen gesellschaftlichen Forderungen nach einem Mehr an Werteerziehung nach, wie das aktuelle Volksbegehren zeige. Vom konfessionellen Religionsunterricht wolle man dabei jedoch nicht abrücken: Er habe sich bewährt als wesentlicher Beitrag zur Menschen- und Persönlichkeitsbildung, wobei seine Lehrpläne auch viele ethische Themen enthielten, so die dem Unterrichts- und Wissenschaftsausschuss angehörende Pädagogin und Theologin, die auch Vizepräsidentin der Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände (AKV) ist. Der schulische Religionsunterricht bleibe daher eingebettet in den regulären Unterricht, wobei die Schüler, die an keinem Religionsunterricht teilnehmen, künftig Ethikunterricht besuchen.
Das Volksbegehren hatte u.a. ein vom Religionsunterricht entkoppeltes Pflichtfach Ethik gefordert sowie eine Unvereinbarkeitsregel, wonach Ethik- nicht zugleich Religionslehrer sein können. Es bekam insgesamt 159.978 gültige Unterstützungserklärungen.
ÖVP-Mandatar Rudolf Taschner erklärte, das geforderte laizistische Modell klinge auf den ersten Blick vernünftig, habe jedoch in Frankreich keine guten Ergebnisse gebracht. Es sei auch verfehlt, Religion zur reinen Privatsache zu erklären: Organisierte Religionsgemeinschaften seien stets auch eine politische Angelegenheit, zudem sei der Staat verpflichtet, die Übereinstimmung der von diesen gelehrten Inhalte mit der demokratischen Verfassung einzufordern und zu kontrollieren.
Auf Seite der Opposition sprach sich auch die FPÖ dafür aus, dass Ethikunterricht nicht den Religionsunterricht ersetzen solle, während sich SPÖ und NEOS hinter die Anliegen des Volksbegehrens stellten. Grünen-Sprecherin Sibylle Hamann erklärte, man arbeite mit dem Koalitionspartner ÖVP an einer Umsetzung des Ethikunterrichts für alle Schulstufen, hätte sich jedoch mehr erhofft. Mit der Forderung des Volksbegehrens, Religionslehrer grundsätzlich als Lehrkräfte für Ethikunterricht auszuschließen, sei man jedoch nicht einverstanden; vielmehr sollten beide Unterrichtsfächer, Ethik und Religion, eng miteinander kooperieren.
Quelle: kathpress