Innsbruck: Experten fordern für LGBTIQ* Platz in Kirche
Eine Kirche in der Nachfolge Jesu lebt ihre Willkommenskultur auch gegenüber gleichgeschlechtlich Liebenden: Mit dem Appell für einen offenen und vorurteilsfreien Umgang mit LGBTIQ*-Personen zeigten sich die Teilnehmenden des Podiumsgesprächs zum Thema "Queer friendly church?" am Montagabend in Innsbruck unisono. Es sollte in den Pfarren zur Normalität gehören, dass sich gleichgeschlechtlich Liebende einbringen oder ihre Kinder taufen lassen können, betonte dabei etwa Christoph Pernter, Pfarrer in Völs und Mitglied des diözesanen Arbeitskreises Homosexuellenpastoral (DAHOP).
Dem Diskussionsabend veranstaltet von der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Innsbruck ging am Sonntag bereits ein "PRIDE-Prayer" in der Spitalskirche Innsbruck voraus. Beide Veranstaltungen sind Teil der bis Mittwoch dauernden Aktionstage "Kreuz und Queer*". Dabei werden u.a. Workshops zum Thema geschlechtliche Identitätsbildung, "Ist die Bibel homophob?" sowie "Christentum und Queer Movement" angeboten. Im Fokus stehe dabei der Umgang der Kirche mit sexuellen Orientierungen außerhalb der Heteronormativität, so die Veranstalter. Am Podiumsgespräch nahmen neben dem Prämonstratenser Pernter auch die Theologin Romana Thurnes, der Obmann der HOSI Tirol, Markus Möller, sowie der ehemalige Münchner Priesterseminarist Henry Frömmichen teil.
Der kirchliche Dialog müsse nach dem Konzilsgedanken von "Gaudium et spes" mit allen Menschen gepflegt werden. Aktuell gebe es jedoch Personen, "die das Fenster des Konzils schließen wollen, die sich angegriffen fühlen und sich abschotten", konstatierte der Prämonstratenser aus dem Chorherrenstift Wilten. Das sei "der falsche Weg", so Pernter.
Eine "queer friendly church" sollte "die Türen weit aufmachen und Menschen unterstützen, dass ihr Leben und Lieben gelingt", meinte etwa die Theologin und Seelsorgerin Thurnes. "Eine freundliche Kirche schaut nicht, ob jemand queer ist oder nicht, 'Hauptsache 'friendly'", so die Hospzibegleiterin wörtlich. Positiv äußerte sie sich zur Tätigkeit von DAHOP; Ziel sollte es jedoch sein, das es solche Stellen nicht mehr brauche. Aktuell benötige es noch Raum für Gespräche mit LGBTIQ*-Personen, da sich viele durch die Kirche nicht angenommen fühlten. Hier heiße es herauszufinden, ob negative Erfahrungen, Angst oder gar Ahnungslosigkeit dahinterstecke, so Thurnes.
Die teils negative Einstellung von LGBTIQ*-Personen gegenüber der Kirche stammen laut Hosi-Obmann Möller von verletzenden, abwertenden bis traumatischen Erlebnissen mit kirchlichen Vertreterinnen und Vertretern. Dieser zeigte zwar Verständnis für den "konservativen Anker der 'Arche' Kirche", die sich folglich langsam aber stetig bewege, es brauche jedoch eine "ausgeglichene Balance zwischen Veränderung und der Angst vor Veränderung" sowie ein grundsätzliches Wohlwollen allen Menschen gegenüber. Religion dürfe jedoch nie als Waffe oder gegen eine Person eingesetzt werden, mahnte Möller.
(Information und Anmeldung zu den "Kreuz und Queer"-Workshops unter https://www.uibk.ac.at/theol/aktuelles-veranstaltungen/2021/aktionstage-kreuz-und-queer-.html)
Quelle: Kathpress