Fronleichnam: Schönborn besorgt um Religionsfrieden in Österreich
Auf die "tiefste christliche Überzeugung", wonach jeder Mensch nach dem Bild Gottes geschaffen und somit ein "Ort der Gegenwart Gottes" sei, hat Kardinal Christoph Schönborn bei der Fronleichnamsfeier am Donnerstag im Stephansdom hingewiesen. Er sage das mit einer "großen Sorge" um den Erhalt des Religionsfriedens in Österreich, so der Kardinal vor dem Hintergrund der aktuellen Auseinandersetzungen um die so genannte Islam-Landkarte. Bei aller berechtigten Vorsicht und Sorge um die öffentliche Sicherheit dürfe nie vergessen werden, dass jeder Mensch völlig unabhängig von Herkunft und Weltanschauung als Ebenbild Gottes "eine unzerstörbare Würde hat". Und dazu gehöre auch der Respekt vor der "Gegenwart Gottes im Leben der anderen Religionen", sagte der Kardinal.
Beim feierlichen Hochamt erklärte der Erzbischof in seiner Predigt, Fronleichnam sei das Fest der Gegenwart Gottes unter uns. Im demütigen Zeichen des Brotes mache Christus seine Verheißung wahr: "Ich bin bei Euch alle Tage bis zum Ende der Welt." In der Eucharistie verdichte sich die Gegenwart Gottes, so Schönborn. Daher sei es wichtig darauf zu achten, dass Gott auch in seiner Schöpfung gegenwärtig ist.
Mit besonderem Nachdruck wies der Erzbischof auch auf das "Sakrament der Armen" hin. Christus sei "real präsent" in den Armen. Das werde deutlich in dem Herrenwort: "Ich war gefangen und ihr habt mich besucht, ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben ... was ihr dem Geringsten getan habt, das habt Ihr mir getan."
Nach einer kurzen Andacht im Anschluss an das Hochamt spendete der Wiener Erzbischof den eucharistischen Segen über die Stadt. Der traditionelle Stadtumgang entfiel heuer wegen der Corona-Pandemie.
Glettler: Eucharistische Spiritualität "reloaden"
Den Wunsch nach einem "Reload eucharistischer Spiritualität" hat der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler beim Fronleichnamsfest geäußert. Es gehe dabei um eine "Sammlung auf Jesus hin, der in unserer nervösen, polarisierten Zeit die wirklich heilsame Mitte darstellt". Glettler erinnerte in seiner Predigt vor der Annasäule in Innsbruck an die derzeit im Jakobsdom ausgestellte Skulptur "Ecce Homo" des britischen Künstlers Mark Wallinger, die Jesus als gepeinigten, gedemütigten Angeklagten zeigt, zugleich als jemand, der inmitten von Unruhe und Aggression geduldig ertragend präsent sei, "jemand, der nicht mit dem Finger auf andere zeigt, jemand, der den gefährlichen Kreislauf von Anklage und Verurteilung unterbricht", wie Glettler sagte.
Eucharistische Spiritualität bewähre sich auch im Alltag - "oder sie bleibt ein frommes Getue". Wirkliche Kommunion werde in jedem Gottesdienst von Gott geschenkt, reicht nach den Worten des Bischofs aber weit darüber hinaus. Die Jesus-Kommunion der Eucharistie entfaltet ihre integrative Kraft im alltäglichen Zusammenleben. Die in der Kirche empfangene Kommunion sei eine Gabe für die Nachbarschaft, die Arbeitswelt und für alle säkularen Orte, wo sich das tägliche Leben abspielt, betonte Glettler und appellierte an die Mitfeiernden: "Genau dort müssen wir Kommunion leben und Kommunion stiften! Sie ist gerade deshalb so Not-wendend, weil es viele Momente von Entfremdung, Entsolidarisierung, Erschöpfung und Überforderung gibt."
Quelle: Kathpress