Lackner warnt im Vatikan vor "Ich-Kultur" in der Kirche
Bei einem Fronleichnamsgottesdienst im Vatikan hat Salzburgs Erzbischof Franz Lackner vor einer Ich-Kultur in der westlichen Kirche gewarnt. Anstatt "nur auf sich bezogen zu sein, auf eigene Fähigkeiten und Talente fixiert", gelte es, im Antlitz des anderen Gottes Antlitz zu erkennen, sagte der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz am Samstagabend in der Kirche des Campo Santo Teutonico. Dies müsse man "mit den Werten des Evangeliums angehen".
Die Gefahr einer um sich greifenden "Ich-Religion", vor der Papst Franziskus wiederholt warnt, sieht Lackner derzeit vor allem auch in der westlichen und deutschsprachigen Kirche. Geistliche seien davon nicht ausgenommen. "Wir zelebrieren mitunter nur uns selbst", so Lackner an die Mitbrüder gewandt. Stattdessen gelte es, sich wieder bewusst zu werden, dass man selbst wie auch eigene Projekte nur vorläufig sind. Aller Einsatz gelte letztlich Gott und wie er sich in anderen Menschen zeigt. Das gelinge zudem besser, wenn Menschen wieder lernen, öfter zu staunen.
An der Messe mit anschließender Prozession durch die Vatikanischen Gärten nahmen unter anderem die Botschafterin Österreichs beim Vatikan, Franziska Honsowitz-Friessnigg, ihr belgischer Kollege Patrick Renault sowie der Gesandte der deutschen Botschaft Konrad Geier teil. Neben Erzbischof Lackner zelebrierten der Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch, der Rektor des Campo Santo Teutonico, Hans-Peter Fischer und der Leiter der deutschsprachigen Sektion im vatikanischen Staatssekretariat, Winfried König.
Musikalisch gestaltet wurde die Feier von einer Abordnung der Blaskapelle Anthering bei Salzburg. Der Campo Santo zählt zu den traditionsreichsten deutschsprachigen Institutionen in Rom. Er umfasst unter anderem den bei vielen Rompilgern bekannten "Friedhof der Deutschen und Flamen" und ein Priesterkolleg.
Erzbischof Lackner hält sich seit Donnerstag zu einem mehrtägigen Besuch in Rom auf. Das Fronleichnamsfest wird in der ewigen Stadt nicht wie in Österreich zehn Tage nach Pfingsten gefeiert, da dieser Tag in Italien kein staatlicher Feiertag ist, sondern meist erst am darauffolgenden Wochenende. Für den Sonntag stand ein Firmgottesdienst in der vom österreichischen Priester Michael Max geleiteten deutschsprachigen Gemeinde Santa Maria dell'Anima unweit der Piazza Navona auf dem Besuchsprogramm. Weiters traf Lackner bei seinem Rom-Aufenthalt Vertreter der vatikanischen Kurie.
Quelle: Kathpress