Scheuer: Kirche durchlebt Zeit der Reinigung
Die Kirche durchlebt nach den Worten von Bischof Manfred Scheuer eine "Zeit der Reinigung": Eigene Fehler in Gegenwart und Vergangenheit zu erkennen oder auf sie hingewiesen zu werden, "tut weh, macht uns ärmer und einfacher, bringt uns hoffentlich aber wieder näher in die Freundschaft mit Jesus", sagte der Diözesanbischof am Dienstag im Linzer Dom, wo er mit den Priesterjubilaren anlässlich des Apostelfestes Peter und Paul einen Dankgottesdienst feierte.
In den vergangenen Jahrzehnten habe sich das Priesterbild, das Amtsverständnis und die Lebenskultur, jedoch auch die Erwartungen, das Wohlwollen und das Vertrauen gegenüber Priestern stark verändert, sagte Scheuer. Teils seien sie einem "Verdacht" gewichen. Mit schwerwiegenden Folgen: "Erfahrungen von Macht und Ohnmacht, Schräglagen in den Forderungen nach Gleichheit bei Hierarchie und Ungleichheit, aber auch Missbrauch und Gewalt" würden sich "tief in das kirchliche und persönliche Leben einschneiden".
Durchaus gebe es eine "Verwicklung von Mahl und Verrat", die schon in den Evangelien im sogenannten Einsetzungsbericht mit den Worten "In der Nacht, da er verraten wurde, nahm er beim Mahl das Brot..." angesprochen worden sei, so der Bischof weiter. Auch weiterhin gelte es, "den Schrei derer nicht zum Schweigen zu bringen, die Opfer von Macht-, Gewissens- oder sexuellen Missbrauchs in der Kirche wurden", verwies Scheuer auf eine Forderung von Papst Franziskus.
Wer Eucharistie feiere, werde "in die Dynamik der Lebensbewegung Jesu hineingenommen", fuhr Scheuer fort. Dies sei keine leichte Aufgabe: Jesus habe schließlich ein Leben der Hingabe für andere gelebt und sich der "Gemeinheit, Niedertracht, Gewalt und Untreue der Menschen" ausgeliefert. Seine "unbedingte Liebe" habe auch gegenüber der Leere, Resonanzlosigkeit und sogar der Hölle gegolten und Dämonie und Bosheit über sich ergehen lassen.
Priester seien geweiht, "damit mehr Liebe in die Welt kommt" und seien "gesendet, um Segen zu sein", unterstrich Scheuer. Das "Segensbedürfnis" der Menschen sei nach wie vor groß, doch werde man als Priester mitunter auch zur Last und Belastung, wenn man anderen Menschen Lasten auferlege oder ein Hindernis zwischen Mensch und Gott sei, statt ein Werkzeug, um mit ihm in Gemeinschaft zu gelangen. Zum Gedenken an die eigene Weihe und Sendung gehöre daher auch die "Bitte um Reue, Umkehr und Heilung der Erinnerung".
Bei allen schwierigen Erfahrungen sei dennoch vor allem die Dankbarkeit vonnöten, da sie erst von Enge und Ressentiments befreie, betonte Scheuer. Erfahrene Gesten der Liebe, Großherzigkeit und Solidarität, des Vertrauens wie auch der Verzeihung, der Geduld, des Ertragens und des Erbarmens dürften nicht übersehen werden, um das eigene Leben und die Sendung erneuern zu können. "Danke für die Freude, mit der ihr euren Dienst getan habt", so der Bischof in Richtung der Priesterjubilare.
Quelle: kathpress