"Salzburger Hochschulwochen" feiern 90-jähriges Bestehen
Sie verstanden sich von Anfang an als ein "Dialogforum einer offenen Katholizität" - und sind bis heute ein "Motor des interdisziplinären Dialogs": Die "Salzburger Hochschulwochen", die in diesem Jahr ihr 90-jähriges Bestehen feiern können. Das Jubiläum der renommierte "smarten Sommerfrische" werde sich auch im diesjährigen Programm niederschlagen, wies Hochschulwochen-Obmann Prof. Martin Dürnberger hin. So etwa im Rahmen eines Empfangs am 6. August in der Erzabtei St. Peter, bei dem der Historiker Christoph Brandhuber einen Rückblick auf die wechselvolle Geschichte der 1931 gegründeten Hochschulwochen geben wird.
Das Generalthema des heurigen Programms lautet "Was hält uns (noch) zusammen? Über Verbindlichkeit und Fragmentierung". Pandemiebedingt wird eine Mischung aus Podcasts, Live-Veranstaltungen, die zudem gestreamt werden, und Videos angeboten. "Analoge" Höhepunkte stellen die Verleihung des "Theologischen Preises" an P. Klaus Mertes am 4. August, eine Buchpräsentation samt Diskussion am 5. August (Publikation "Perspektiven für eine lebenswerte Gesellschaft. Zum Beitrag des Christlichen vor Ort"), der Empfang von Erzabt Korbinian Birnbacher im Stift St. Peter am 6. August, sowie der abschließende Festgottesdienst mit Erzbischof Franz Lackner am 8. August im Salzburger Dom dar.
Auf der Website der Hochschulwochen (www.salzburger-hochschulwochen.at) kann man sich kostenlos zu diesen Programmpunkten anmelden. Vom 4. bis 8. August werde es dann tägliche Newsletter-Zusendungen mit "digitalen Impulsen, Video-Hinweisen und Live-Veranstaltungen" geben, so Dürnberger. Im Rahmen von Podcast-Gesprächen zum Hochschulwochen-Thema kommen heuer u.a. der designierte WIFO-Präsident Gabriel Felbermayr, der deutsche Rapper Spax (per Video), die Leuvener Neutestamentlerin Christina M. Kreinecker, die Schlafforscherin Kerstin Hödlmoser und die Soziologin Kyoko Shinozaki zu Wort, heißt es in einer Aussendung der Hochschulwochen vom Freitag.
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Kurzweiliger Podcast-Rückblick
Einen kurzweiligen Rückblick auf die Geschichte der Hochschulwochen bietet indes ein aktueller Beitrag im Theologie-Podcast der österreichischen Fakultäten, "Diesseits von Eden". Darin kommen neben aktuellen Akteuren und Verantwortlichen wie etwa dem Dekan der Salzburger Katholisch-Theologischen Fakultät, Alois Halbmayr, oder Obmann Dürnberger auch frühere Referenten und Persönlichkeiten zu Wort, die auf einer eigenen Schallplattenproduktion aus den 1960er-Jahren versammelt sind.
So berichtet etwa in einer Originalaufnahme der Gründungsvater und langjährige Obmann der Hochschulwochen, der Benediktiner P. Thomas Michels (1892-1979), vom Gründungsimpuls der Anfangszeit: "Der katholische Frühling der Zwanzigerjahre, der vor allem die Jugend und die katholischen Akademiker begeistert hatte, ging zu Ende. Auf neuen Wegen musste versucht werden, das in ihm Aufgebrochene festzuhalten. So entstand der Plan, sich mit dem katholischen Akademikerverband für eine groß gedachte, nicht konfessionell beengte katholische Universität für das gesamte deutsche Volkstum, wie man damals noch sagte, einzusetzen."
Der Plan einer eigenen katholischen Universität scheiterte letztlich nicht zuletzt durch den Aufstieg des Nationalsozialismus und die Aufhebung der Theologischen Fakultät 1938. Nach dem Krieg kam es zu einer raschen Wiederaufnahme der Hochschulwochen, die damals tatsächlich noch - wie der Name sagt - über mehrere Wochen stattfanden.
Die Liste der Vortragenden, die vor und nach dem Krieg in Salzburg referierten, liest sich wie ein Who-is-Who der Theologie des 20. Jahrhunderts: Joseph Ratzinger etwa trat mehrmals als Redner auf, auch Romano Guardini, Henri de Lubac, Hans Urs von Balthasar oder Johann Baptist Metz kamen nach Salzburg. Aber auch Persönlichkeiten wie Robert Schuman, Viktor Frankl, Ruth Klüger, Josef Pieper oder Hans-Georg Gadamer und der französische Philosoph Gabriel Marcel haben die Salzburger Hochschulwochen besucht. Bereits 1937 hatte der damals noch junge Innsbrucker Jesuit Karl Rahner eine Vorlesungsreihe gehalten, die zu den wichtigsten religionsphilosophischen Vorlesungen des 20. Jahrhunderts zählt und worin er zentrale Gedanken seines großen Werkes "Hörer des Wortes" präsentierte.
Heute sind die Hochschulwochen, die u.a. von der Äbtekonferenz der Benediktiner, dem Katholischen Hochschulwerk Salzburg, der Görres-Gesellschaft, von den Katholischen Akademikerverbänden Deutschlands und Österreichs sowie vom Forum Hochschule und Kirche der Deutschen Bischofskonferenz getragen werden, ein Teil der Universität Salzburg. Und - so unterstreicht es Dekan Alois Halbmayr - sie bedeuten einen Prestigegewinn für den Universitätsstandort Salzburg insgesamt: "Die Salzburger Hochschulwochen sind ein Aushängeschild der Theologischen Fakultät. Sie sind auch ein Aushängeschild für die Universität Salzburg und strahlen weit über Österreich hinaus."
Seit 2015 leitet der Salzburger Theologe Martin Dürnberger die Hochschulwochen. Interdisziplinarität und dialogische Offenheit seien für die Theologie heute selbstverständlich, um im akademischen Diskurs zu bestehen, betont Dürnberger. "Dieses Moment ist sicherlich in den letzten Jahren noch wichtiger geworden, so dass sich die Hochschulwochen als Plattform begreifen, um sich gemeinsam mit anderen den großen Fragen zu stellen. Die Theologie liefert ja nicht einfach Antworten, sondern wir stehen gemeinsam vor der gleichen Herausforderung: Was heißt Klimawandel? Was heißt Migration? Was heißt Digitalisierung und dergleichen mehr?"
Quelle: kathpress