Betriebsseelsorger: Existenzsicherung von Erwerbsarbeit trennen
Um allen Menschen ein finanzielles Überleben zu ermöglichen, müsse die Existenzsicherung von der Erwerbsarbeit getrennt werden, meinte Peter Preissl in den "Niederösterreichischen Nachrichten" (4. August). Als Mitglied im Vorstand der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KMB) plädierte er in einem "Pro und Kontra" für ein bedingungsloses Grundeinkommen. Dem setzte der ÖVP-Nationalratsabgeordnete Andreas Minnich entgegen, dass der künftige Beruf, das Gehalt und die damit verdiente Freiheit eine wichtige Triebkraft für "unsere Kinder" sei. Das sei auch in Studien bestätigt worden. 1.700 Euro oder mehr im Monat, ohne arbeiten zu müssen, klinge zwar für viele Menschen wie ein wahr gewordener Traum. Man müsse aber auch die Frage stellen, was das die Gesellschaft kosten würde.
"Unser Erwerbsarbeitseinkommen sollte unsere Existenz sichern", meinte Preissl. In Zeiten prekärer Arbeit mit zu wenig Lohn, um davon leben zu können, und mit immer mehr Menschen, die gar keine Erwerbsarbeit mehr finden, weil Arbeitsplätze wegrationalisiert wurden, sei das oft nicht mehr möglich. "Die Armutsgrenze steigt bei Erwachsenen, auch die Kinderarmut ist nicht aufzuhalten", betonte der Betriebsseelsorge im oberen Waldviertel und erinnerte daran, dass auch Papst Franziskus in seiner Schrift "Fratelli tutti" für ein bedingungsloses Grundeinkommen eintritt. "Deshalb sollten wir alle gemeinsam für das bedingungslose Grundeinkommen kämpfen und die Verantwortlichen überzeugen, dies so rasch wie möglich einzuführen", sagte Preissl.
Schon in biblischen Zeiten sei bekannt gewesen, dass die Schaffenskraft ein wichtiger Teil unseres Selbstwertgefühls ist, betonte demgegenüber Kontrahent Minnich. Nicht umsonst beginne dieser "wichtige Text unserer Kultur" mit einem Schöpfungsakt und der Ehre, den Garten Eden der Welt zu bewirtschaften. Abschließend stellte er die Frage danach, wie den Kindern ohne diesen Anreiz die Werte weitergegeben und sie motiviert werden sollen, einen Beruf zu erlernen oder generell zu lernen.
Quelle: kathpress