Mauthausen: Orthodoxe Gedenk-Kapelle vor Fertigstellung
Die serbisch-orthodoxe Gedenk-Kapelle am Soldatenfriedhof von Mauthausen ist weitgehend fertig. Das hat der serbisch-orthodoxe Bischof Andrej (Cilerdzic) am Mittwoch gegenüber Kathpress berichtet. Die Grundsteinlegung war 2016 erfolgt. Im Vorjahr wurde der Bau außen fertiggestellt. Derzeit werden innen noch die letzten Fresken gemalt. Eine Ikonostase wird im Herbst eingebaut. Ein Termin für die feierliche Einweihung der Kapelle stehe allerdings noch nicht fest, so der Bischof. Man wolle das Ende der Pandemie abwarten.
In Mauthausen wurde - lange vor dem NS-Konzentrationslager - bereits zu Beginn des Ersten Weltkriegs, im September 1914, mit der Errichtung eines Kriegsgefangenenlagers begonnen. Auf dem weiten Gelände entlang der Bahnstrecke waren in der Folge zeitweise 40.000 Mann - Serben, Russen und Italiener - inhaftiert. Tausende von ihnen starben im Zuge einer Fleckfieber-Epidemie ab dem Jänner 1915, darunter bis zu 8.000 serbische Soldaten. Das prominenteste "Opfer" war allerdings der Linzer Bischof Rudolph Hittmair, der 1915 die Gefangenen besuchte, sich dabei ansteckte und ebenfalls am Fleckfieber starb. Insgesamt sind auf dem Soldatenfriedhof 10.845 Soldaten aus dem Ersten und 5.212 Kriegstote aus dem Zweiten Weltkrieg bestattet.
Mit der Errichtung der Kapelle wolle die serbisch-orthodoxe Kirche einen Beitrag zur Erinnerungskultur leisten, so Bischof Andrej. Eine Liste mit Namen der Opfer werde als Totenbuch an der Gedächtnisstätte aufliegen.
Das Gedenken der Toten ist nicht nur der serbischen Kirche in Österreich ein großes Anliegen. An der Grundsteinlegung für die "Gedenk-Kapelle der Heiligen Neumärtyrer Serbiens", die Bischof Andrej am 3. April 2016 vornahm, waren etwa auch der Linzer Bischof Manfred Scheuer und der damalige OÖ-Landeshauptmann Josef Pühringer zugegen.
Bischof Andrej erinnerte gegenüber Kathpress daran, dass es über Mauthausen hinaus viele weitere ehemalige Kriegsgefangenenlager bzw. Soldatenfriedhöfe auf dem Gebiet der ehemaligen Habsburgermonarchie gibt, wo Serben und Angehörige zahlreicher weiterer Nationen ums Leben kamen bzw. begraben sind. Am vergangenen Wochenende hat der Bischof die Ortschaft Velky Meder in der Slowakei besucht, wo auf dem Militärfriedhof ca. 5.500 serbische und montenegrinische Kriegsgefangene begraben sind, die im örtlichen österreichisch-ungarischen Kriegsgefangenenlager gestorben waren.
Quelle: kathpress