Landau vor Schulstart: Neben Schutzplänen auch soziale Konzepte nötig
"Armutsbetroffene Kinder dürfen nicht die Hauptleidtragenden der Pandemie sein. Es muss jetzt auch darum gehen, sie mit gezielten Maßnahmen zu stärken und diese Bildungsnachteile abzubauen." Das hat Caritas-Präsident Michael Landau am Donnerstag betont. In einer Aussendung begrüßte er die am Mittwoch von der Regierung präsentierten Corona-Schutzpläne für den Schulstart. Mit Gesundheitsmaßnahmen und Präsenzunterricht allein könnten jedoch die Schwierigkeiten, mit denen Kinder und Jugendliche in der Pandemie zu kämpfen hätten, nicht gelöst werden, hielt Landau fest. Bildungs- und Sozialministerium müssten neben den Corona-Schutzkonzepten auch soziale Konzepte umsetzen.
"Das letzte Schuljahr und darüber hinaus war für viele Familien mit Schulkindern eine Mammutaufgabe und vielfach mit extremen Belastungen verbunden", erinnerte der Caritas-Präsident. Nachholbedarf ortet er vor allem im Ausbau von kostenlosen Lernbetreuungsangeboten, in der Förderung der digitalen Kompetenzen von Schülern und Lehrpersonal und im Ausbau der Schulsozialarbeit und Schulpsychologie. Hier müssten die Verantwortungsträger schnell aktiv werden.
Für vier von zehn Eltern sind Nachhilfekosten laut einer aktuellen AK-Studie eine starke bis spürbare Belastung. Der Schulerfolg dürfe aber nicht davon abhängen, ob sich die Eltern Nachhilfe leisten können oder nicht, betonte Landau. "Es muss für alle Kinder möglich sein, Unterstützung beim Lernen zu bekommen", mahnte er zum Ausbau von qualitativ hochwertigen, außerschulischen und kostenlosen Lernbetreuungsangeboten.
Zahlreiche Studien bestätigten mittlerweile, dass sich die psychische Gesundheit für Kinder während der Pandemie verschlechtert hat, so der Caritas-Präsident: "Wir können uns mit diesen Auswirkungen nicht einfach abfinden". Es brauche dringend mehr Schulsozialarbeiter und Schulpsychologen sowie flächendeckende psychotherapeutische Angebote auf Krankenschein.
Landau begrüße die Initiative "Digitales Lernen" der Bundesregierung, mit der alle Kinder in 5. und 6. Schulstufen mit einem Notebook oder Tablet ausgestattet werden: "In unseren Lerncafes sehen wir jedoch, dass es auch Unterstützung mit neuen Technologien braucht. Er plädiere für eine Unterstützung und Begleitung, die bereits in der Schule erfolgt: "Dazu braucht es auch ein flächendeckendes Angebot in der Fortbildung von Lehrpersonen."
Starke Nachfrage nach Caritas-Lerncafes
Als Beispiel für die gezielte Förderung von Kindern und Jugendlichen verweist die Caritas auf ihre österreichweit 56 Lerncafes, in denen mehr als 2.000 Kinder und Jugendliche mit kostenloser Nachhilfe unterstützt und darüber hinaus begleitet werden. Landau: "In diesem Sommer haben mehr Kinder als üblich Lernunterstützung benötigt, um einem Bildungslockdown zu entgehen", auch insgesamt sei der Bedarf an Lernunterstützung stark gestiegen.
"Die vorgeschlagenen Maßnahmen können rasch in die Wege geleitet und umgesetzt werden und sind jetzt jedenfalls gleich wichtig, wie Gesundheits- und Sicherheitsmaßnahmen", zeigte sich Landau überzeugt. Doch auch langfristig müssten die strukturellen Benachteiligungen im Bildungsbereich beseitigt werden: "Armut und Bildung werden in Österreich vererbt und die Pandemie hat dies verschärft. Diesen Kreislauf müssen wir endgültig stoppen", forderte der Caritas-Präsident.
Quelle: kathpress