
Kapellari: Geläuterte, glaubwürdigere Haltung der Christen notwendig
Der emeritierte Grazer Bischof Egon Kapellari hat am Sonntag im Dom von Gurk die Katholiken zu einer Läuterung ihrer Haltung in der Gesellschaft aufgerufen, damit sie glaubwürdiger wird. Kapellari verwies in seiner Predigt auf jene "guten Menschen im besten Sinn des Wortes", denen "die Gnade zum christlichen Glauben nicht oder noch nicht gegeben ist", die aber "ehrlich, bereit zum Helfen, auch wenn es schon wehtut, und nachdenklich durch Verzicht auf betonierte Vorurteile" seien.
"Solche Menschen sind für uns Christen eine positive Herausforderung, unser Christsein zu läutern, sodass wir glaubwürdiger werden, weil ehrlich, nicht arrogant und trotz unserer Fehler auch begründet selbstbewusst", sagte der Bischof. Für Katholiken müsse wieder zentral werden, zum "einsamen Stillsein vor Gott", vor allem in der eucharistischen Anbetung, zu finden.
Eine Hilfe könnte die Entdeckung der Schönheit von Kirchen wie jener von Gurk sein. Der Gurker Dom sei auch Ziel vieler Menschen, die nicht im Christentum oder einer konkreten Religion überhaupt verankert seien. So manche stellten sich hier "in der Stille und im Staunen angesichts der Schönheit dieses Domes der Frage nach dem Grund und Sinn ihrer Existenz, so füllen sich wieder leere Brunnen und leere Batterien werden wieder aufgeladen", so Kapellari.
Beim Festgottesdienst am Sonntag in Gurk konzelebrierten drei Bischöfe. Diözesanbischof Josef Marketz feierte mit Egon Kapellari, ehemaligen Gurker und nunmehrigen emeritierten Grazer Bischof, weiters feierte der emeritierte Linzer Bischof Maximilian Aichern mit. In besonderer Weise wurde dabei auch des diesjährigen Dreifachjubiläums von Bischof Kapellari gedacht. Er feierte am 12. Jänner seinen 85. Geburtstag und beging am 9. Juli das 60-Jahr-Jubiläum seiner Priesterweihe. Am 7. Dezember jährt sich außerdem die Ernennung Kapellaris zum Bischof der Diözese Gurk zum 40. Mal (7. Dezember 1981). "Die Erinnerung an diese Wegmarken soll nicht als ein Jubiläum mit irgendeinem Akzent auf Jubel verstanden werden, sondern als ein Anlass zur Erinnerung an meine fast 20 Jahre als Diözesanbischof von Gurk, in denen gemeinsam mit unzähligen Menschen viel Gutes gelungen, aber auch nicht Weniges unterlassen oder fehlerhaft getan worden ist", sagte der Jubilar.
Die Messe am Sonntag war zudem ein Dank- und Abschiedsgottesdienst für den langjährigen Gurker Bürgermeister Siegfried Kampl (85). Nach 33 Jahren als Gemeindechef war Kampl, der ursprünglich der FPÖ angehörte und 2017 austrat, bei der Bürgermeisterwahl im vergangenen Februar nicht mehr angetreten. Kapellari würdigte in seiner Ansprache Kampl wegen dessen "vielfältiger Verbundenheit mit der Diözese und der Weltkirche, besonders in Zusammenhang mit dem Papstbesuch in Gurk und den beiden Reisen nach Rom".
Kapellari nahm damit Bezug auf einen Höhepunkt in der bisherigen Geschichte von Gurk, den Besuch von Papst Johannes Paul II. am 25. Juni 1988. Der vor acht Jahren heiliggesprochene Papst hatte damals am Grab der heiligen Hemma von Gurk gebetet und danach draußen auf dem großen Hammerfeld den Gottesdienst der Dreiländerwallfahrt für Pilger aus Kärnten, Slowenien, Friaul und auch aus der Steiermark geleitet.
Marketz: "Nachhaltige Prägung" durch Kapellari
Zu Beginn der Messe dankte der Kärntner Diözesanbischof Josef Marketz seinem Vor-Vorgänger für sein Wirken im südlichsten Bundesland. "Es war eine nachhaltige Prägung, die Du dem Land neben vielem anderen vor allem mit Deiner intellektuell geformten Spiritualität und Deiner Betonung der Beziehung von Religion, Kirche und Kunst hinterlassen hast", so Marketz. Die Seelsorger, die nachgefolgt seien, dürften sich "ein Beispiel nehmen und einen persönlich geprägten Weg suchen, den wir mit der gleichen Konsequenz verfolgen wollen".
Marketz dankte auch Altbürgermeister Kampl. Er und Kapellari seien von der tiefen Überzeugung geprägt, "dass nämlich ihr Leben und ihr Werk von Gott begleitet, unterstützt und inspiriert war".
Quelle: kathpress