Grabesritter: "Mithelfen, dass die Christen im Heiligen Land bleiben"
Hauptzweck des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem ("Grabesritter") ist die Hilfe für die Christen im Heiligen Land, damit diese in ihrer Heimat bleiben können. Das hat der Leiter der St. Pöltner Komturei der Grabesritter, Karl Lengheimer, im Interview mit der aktuellen Ausgabe der Kirchenzeitung "Kirche bunt" betont. Dabei fügte er hinzu, dass diese Hilfe letztlich aber ein Anliegen aller Christen sein müsste.
Lengheimer äußerte sich im Interview anlässlich der bevorstehenden Investitur, bei der jedes Jahr in einem anderen Bundesland neue Mitglieder in den Ritterorden aufgenommen werden. Die feierliche Investitur beginnt am Abend des 24. September mit einer Vigil im St. Pöltner Dom, der Großprior Abt Raimund Schreier vom Stift Wilten vorstehen wird. Am Samstag folgt die Investitur in der Stadtpfarrkirche Krems-St. Veit in Krems, die gemeinhin als "Dom der Wachau" bezeichnet wird. Das Pontifikalamt um 16 Uhr wird ebenfalls von Großprior Abt Schreier geleitet. Den Abschluss bildet der Sonntagsgottesdienst (10.15 Uhr) in der Millenniumskirche in Stattersdorf bei St. Pölten. Hauptzelebrant ist der St. Pöltner Bischof Alois Schwarz. Die Investitur in St. Pölten und Krems findet unter dem Motto "Hier bin ich, sende mich" (Jes 6,8) statt.
Die Sorge der Kirche und des Ordens sei, dass im Land, in dem Jesus Christus gelebt hat, einmal keine Christen mehr sein könnten". Damit dies nicht eintrifft, braucht es das Engagement des Westens, so Lengheimer. Die Grabesritter seien zwar in vielen Ländern der Welt vertreten ist, "aber im gesamten Getriebe sind wir nur ein kleines Rädchen". Dennoch seien die Hilfen des Ordens möglicherweise entscheidend, dass es auch weiterhin Christen im Heiligen Land gibt.
Zur Situation der Christen vor Ort befragt, sprach Lengheimer von einer sehr schwierigen Lage. Sie seien in einer "Sandwichposition" einerseits zwischen den Juden, der religiösen Hauptgruppe der im Staat Israel lebenden Menschen, und auf der anderen Seite der in den palästinensischen Gebieten lebenden Muslime. Die Christen vor Ort seien mit repressiven Maßnahmen konfrontiert - "auch wenn diese niemals vergleichbar sind mit jenen Staaten, wo die Christen wirklich an Leib und Leben bedroht sind".
Lengheimer: "Die palästinensischen Christen kämpfen um Arbeitsplätze, um die Möglichkeit für Ausbildungen etc." Der Orden habe deshalb auch immer wieder versucht, jungen Christen aus dem Heiligen Land eine Ausbildung in Europa zu ermöglichen. Man könne sich aber ausrechnen, dass der eine oder die andere dann nicht mehr zurückgeht. Das Ziel des Ordens sei es aber, dass die Christen im Heiligen Land bleiben, so Lengheimer: "Unsere Hilfe muss nachhaltig im Heimatland der Menschen wirken."
Hilfe im Heiligen Land
Der Orden der Grabesritter, dem in Österreich rund 560 Mitglieder (Tendenz leicht steigend) angehören, unterstützt seit jeher das Lateinische Patriarchat von Jerusalem bzw. die Caritas Jerusalem bei deren sozialen und schulischen Aktivitäten. Die Grabesritter finanzieren etwa den Unterhalt von Kirchen, Schulen, Kindergärten, Sozialstationen und Altenheimen in Israel, Jordanien und Palästina. Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie gibt es vor allem Corona-Nothilfeprojekte. Dabei wurde 2020 ein neuer Spendenrekord aufgestellt. In Summe hat der Ritterorden in Österreich im Vorjahr 701.000 Euro aufgebracht. Damit wurden unter anderem Lebensmittel und Medikamente für verarmte Familien, Schulgelder für Kinder aus sozial schwachen Familien sowie medizinische Behandlungen für Menschen in Not bezahlt. Abgewickelt werden die Hilfsprojekte vor allem über das Lateinische Patriarchat von Jerusalem.
Das Lateinische Patriarchat von Jerusalem ist für Israel, Palästina, Jordanien und Zypern zuständig. Das Patriarchat unterhält 33 Kindergärten und 41 Schulen, in denen 19.000 Schüler von 1.580 Lehrern unterrichtet werden. Die Grabesritter finanzieren 95 Prozent der entsprechenden Aufwendungen des Patriarchats. Der Orden hat weltweit 30.000 Mitglieder und wird vom Kardinal-Großmeister in Rom geleitet. Auf Ernennung von Papst Franziskus übt Kardinal Fernando Filoni seit 2019 dieses Amt aus.
Der "Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem" ("Grabesritter") entstand aus einem mittelalterlichen Brauchtum, bei dem adelige Pilger am Heiligen Grab zu Jerusalem zum Ritter geschlagen wurden. Der heutige Orden, eine eigenständige juristische Person des Kirchenrechts, ist eine vorwiegend von Laien getragene, humanitäre Organisation zur Unterstützung der im Heiligen Land lebenden und von den politischen Auseinandersetzungen betroffenen Christen.
Großprior der Grabesritter in Österreich ist aktuell der Wiltener Abt Raimund Schreier. Unter den geistlichen Mitgliedern der "Österreichischen Statthalterei des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem" finden sich Kardinal Christoph Schönborn, der Salzburger Erzbischof Franz Lackner, dessen Vorgänger Alois Kothgasser, St. Pöltens Diözesanbischof Alois Schwarz, Militärbischof Werner Freistetter, Altbischof Paul Iby aus Eisenstadt sowie zahlreiche Äbte. Die weltlichen Mitglieder, die die große Mehrheit der Ordensangehörigen ausmachen, sind Menschen aus verschiedenen Berufen und Altersgruppen, die ein christliches Leben führen und denen das Heilige Land und die dort lebenden Christen ein persönliches Anliegen sind.
Lengheimer: "Wir sind der einzige Orden, dem Laien und Kleriker gleichberechtigt angehören können. Wir stehen Damen und Herren offen, die sich im christlichen Glauben verankert fühlen, sich um eine christliche Lebensführung bemühen und die Christen im Heiligen Land unterstützen wollen." Zum Ordensleben gehöre nicht nur die Unterstützung der Christen im Heiligen Land, sondern vor allem auch das monatliche Zusammenkommen, "bei dem immer eine heilige Messe gefeiert wird und es danach oft einen Vortrag und eine Diskussion zu einem Thema gibt, das uns Christen gerade beschäftigt oder interessiert".
Um die zahlreichen Hilfsprojekte im Nahen Osten umsetzen zu können, ist der Orden auf Spenden angewiesen. Um den Spendern eine Absetzbarkeit zu ermöglichen, wurde vom Ritterorden der Verein "Österreichische Gemeinschaft für das Hl. Land" gegründet. (Infos: www.oessh.at)
Quelle: kathpress