Bischof Scheuer ruft zum gesellschaftlichen Zusammenhalt auf
Zum gesellschaftlichen Zusammenhalt hat der Linzer Bischof Manfred Scheuer aufgerufen. "Bei gegenwärtigen Herausforderungen wie Klimawandel, Pandemie-Bekämpfung oder Migration kommen wir ohne gemeinsame Anstrengung, ohne Grundkonsens, ohne Kooperation, ohne ein Wir nicht weiter, lassen sich solche Herausforderungen nicht bewältigen", hielt Scheuer fest. Er hatte am Mittwochabend zum Medienempfang in den Garten des Bischofshofes geladen.
Corona sei nach wie vor eine Herausforderung, so der Bischof weiter. "Ich nehme die Stimmung wahr, dass einige der Impfung skeptisch gegenüberstehen. Andere wiederum haben immer weniger Verständnis für diese Skepsis. Es wird viel Einfühlungsvermögen und gute Kommunikation brauchen, damit nicht noch tiefere Gräben aufgerissen werden." Das Ziel dürfe freilich nicht aus den Augen verloren werden - "dieser Pandemie ohne Überlastung unseres Gesundheitssystems Herr zu werden".
Fairness und Vertrauen
Scheuer nannte zwei Faktoren, die für das Verhalten von Menschen relevant seien: Fairness und Vertrauen. "Es braucht das Vertrauen, dass ein anderer mir Gutes will, sonst zerreißt das Wir-Gefühl". In den Sozialen Medien sei hingegen zu beobachten, wie durch Streuen von Gerüchten und Attacken auf die Glaubwürdigkeit politischer Gegner dieses Wir-Gefühl systematisch unterminiert werde.
Als Herausforderung in den gegenwärtigen Krisen nannte Scheuer - unter Bezugnahme auf den deutschen Soziologen Andreas Reckwitz - auch die "Explosion des Besonderen", in der das Singuläre, Einzigartige und Unvergleichliche zum entscheidenden Motiv der eigenen Lebensführung werde - die eigene Identität dürfe nicht "von der Stange" sein, sondern solle authentisch das je Eigene und Besondere zum Ausdruck bringen.
Diese Logik des Singulären stehe dem entgegen, was etwa für Pfarrgemeinden wichtig sei: Zusammenhalt, Zusammenarbeit, Orientierung am Allgemeinen, die Übernahme von Perspektiven anderer, die Lernfähigkeit von anderen, Kritikfähigkeit, Bereitschaft zur Selbstkritik und auch Kompromissbereitschaft. Scheuer wörtlich: "Oft ist zu hören, dass Kompromisslosigkeit eine besondere Tugend ist. Das ist fatal - gerade in der Politik, im Zusammenleben ist der Kompromiss ein ganz wichtiger Weg." Letztlich würden sich die Größen Singularität, Solidarität und Universalität wechselseitig bedingen.
Dank an Medien
Mit einem Blick zurück auf die von Corona geprägten vergangenen 18 Monate meinte der Bischof, die Lockdowns hätten auch die Kirchen und Religionsgemeinschaften vor schwer vorstellbare Situationen gestellt. "Um als Kirche für die Menschen weiter präsent zu sein und Botschaften zu vermitteln, war ein gutes Zusammenspiel mit den Medien nötig", dankte der Bischof den Medienschaffenden für die Kooperation.
Aktuell herrsche in der Katholischen Kirche in Oberösterreich aufgrund des Zukunftsweges und der damit verbundenen Strukturreformen "eine gewisse Aufbruchsstimmung", merkte Scheuer schließlich an: In den Pionierpfarren stehe der Startschuss für die Pfarrwerdung in den nächsten Wochen bevor. "Es ist ein Großprojekt, das uns in den kommenden Jahren stark herausfordern wird. Nicht alles ist vorhersehbar, nicht alles ist planbar - wichtig ist eine positive Grundstimmung, eine Art 'Gründermentalität'", so Scheuer. Die Medien bat er bei diesem Thema um ihre Begleitung.
Der Abend mit den Medienvertretern war ein Dankeschön für die mediale Begleitung der Katholischen Kirche in Oberösterreich und bot den Journalistinnen und Journalisten die Möglichkeit, mit Bischof Scheuer und Vertretern der Diözesanleitung ins Gespräch zu kommen. Gekommen waren Generalvikar Severin Lederhilger, Bischofsvikar Johann Hintermaier, Pastoralamtsdirektorin Gabriele Eder-Cakl, die Direktorin der Pastoralen Berufe, Brigitte Gruber-Aichberger, der Leiter der Abteilung Priester und Diakone Martin, Füreder, Finanzdirektor Reinhold Prinz, Caritas-OÖ-Direktor Franz Kehrer, Schulamtsdirektor Anton Birngruber, der Regens des Priesterseminars, Michael Münzner, die Vorsitzende der Frauenkommission, Maria Eicher, die Präsidentin der Katholischen Aktion (KA) Oberösterreich, Maria Hasibeder, und KA-Generalsekretär Bernhard Rudinger.
Quelle: Kathpress