Josef Hader sieht Parallelen zwischen Kirche und Kommunisten
Die katholische Kirche ist heute für viele irrelevant - und das ist zum Teil selbst verschuldet. Darauf hat Österreichs Kabarett-Star Josef Hader, im Interview für die neue Ausgabe der Linzer "KirchenZeitung" (Mittwoch) hingewiesen. "Wenn man heute im städtischen Milieu sagt, man ist noch Mitglied der Kirche, dann schauen sie einen so an, als würde man sagen, man ist noch Mitglied der kommunistischen Partei", meinte der ehemalige Melker Stiftsgymnasiast. Der Kirche würde es leichter fallen, mutig die Stimme zu erheben, "wenn sie in allen Bereichen gleich glaubwürdig wäre wie in der sozialen Frage und der Frage der Flüchtlinge", so Haders Einschätzung. Ein Defizit gebe es diesbezüglich beim Thema Frauen in der Kirche: "Wenn sie da genauso glaubwürdig wäre, da würde man ihr mehr abnehmen."
Persönlich glaubt Hader, wie er sagte, dass die Kirche die Chance auf den Aufbruch, wie er nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil auch in seiner Schulzeit im Benediktinerstift Melk zu spüren gewesen sei, verpasst hat. Für ihn persönlich bestehe eine bleibende Bindung: "Dort, wo der jugendliche Idealismus hineingeflossen ist, da wird man immer eine Beziehung dazu haben, das wird einen nie loslassen." Das gelte für die Anhänger der kommunistischen Partei genauso wie für die der Kirche.
In seinem neuen Programm "Hader on Ice" nach 17-jähriger Kabarettbühnenpause ist Kirche ebenso Thema wie Konsumverzicht: "Ich bin reich und katholisch. A super Kombination", wird Hader in der Kirchenzeitung zitiert. "In der katholischen Kirche verzichten wir so gern, verzichten ist so geil! Probiern Sie's, treten Sie wieder ein!" Hader spielt einen nicht gerade sympathischen Mann, der zurückgezogen, im Wohlstand, vereinsamt und in Angst vor der Welt um sich selber kreist. "Eine Ziege für Afrika? Also bitte, die sollen mehr Gemüse essen!", lässt er seine Bühnenfigur sagen.
"Hader on Ice" hält dem Publikum einen Spiegel vor. "Die Grundfrage ist immer, ob man eine moralische Haltung auf der Bühne einnimmt oder ob man versucht, die Furchtbarkeit der Zeit in sich selbst zu konzentrieren, sodass den Leuten graust", erläuterte der Kabarettist seinen Zugang. "Für mich ist die zweite Methode besser." Kürzlich habe er vor seinen alten Lehrern in Melk gespielt, berichtete Hader "ich glaub, sie haben es ganz gut ausgehalten." (Info: www.hader.at)
Quelle: kathpress