Linzer Mariendom: FFP2-Maske für Zeitkapsel in Turmkreuzkugel
Mit der Wiedereinbringung einer Zeitkapsel in die Turmkreuzkugel in rund 130 Meter Höhe wurde am Dienstag der Abschluss der Turmhelmsanierung am Linzer Mariendom offiziell gefeiert. Das Datum war bewusst gewählt, exakt 120 Jahre nach der ersten Einbringung der Zeitkapsel in die Turmkreuzkugel. Vier Kupfer-Kartuschen wurden von Bischof Manfred Scheuer persönlich auf den obersten Steinbalkon des Mariendoms gebracht. Dort übergab er sie an einen Kletterer bzw. Spezialisten, der sie 20 Meter höher in die goldene Kugel unterhalb des Turmkreuzes einlegte. Zu den Inhalten der Zeitkapsel gehört auch eine FFP2-Maske, die die nachfolgenden Generationen an die Zeit der Pandemie erinnern soll.
In zwei der vier Kartuschen befanden sich die historischen Inhalte, die schon am 5. Oktober 1901, in der Turmkreuzkugel verwahrt worden waren und 2019 anlässlich des Startschusses zur Turmhelmsanierung erstmals aus der Kugel geborgen wurden. Neben einer Pergamenturkunde, verfasst vom damaligen Bischof Franz Maria Doppelbauer, fanden sich dabei folgende Inhalte: Teilchen des Hl. Kreuzes, ein päpstlich geweihtes Wachsstück mit Asche von Märtyrern, zahlreiche Knochenreliquien und einige kleine geweihte Medaillen. Weiters befanden sich im Inneren der Kartusche eine Ausgabe des "Linzer Volksblattes" und der "Katholischen Blätter", das letzte Heft der Dombauzeitschrift "Ave Maria" und eine Ansichtskarte vom Turmkreuz.
Nun, 120 Jahre später, wurden diese Inhalte mit aktuellen Zeitdokumenten ergänzt. Neben chronikalischen und tagesaktuellen Dokumenten, wie zum Beispiel Tageszeitungen und anderen Druckwerken, wurden auch Urkunden, die Zeugnis geben von der Entwicklung und aktuellen Situation der Diözese Linz, in der Kapsel verwahrt. Auch zeittypische Gegenstände wie die FFP2-Maske oder Medaillen, die im diözesanen Bereich eine wichtige Rolle spielen, sollen nachfolgende Generationen einen Einblick in die heutige Zeit erlauben.
Eine besondere Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart schlägt die Beigabe eines verkleinerten 3D-Drucks der Heiligen Familie aus der Krippe im Dom, die aktuell einer umfangreichen Restaurierung unterzogen wird und ab Dezember im Mariendom wieder besucht und besichtigt werden kann. Für immer in der Turmkreuzkugel verewigt sind auch die Namen der Turmpatinnen und Turmpaten, die die Turmhelmsanierung wesentlich unterstützt haben.
Bischof Manfred Scheuer nahm die Feier zum Anlass, um sich beim Team der Dombauhütte, aber auch bei allen Sponsoren und Spendern zu bedanken. "Schon bei der Grundsteinlegung hat Bischof Rudigier damals auf die Unterstützung der breiten Bevölkerung gesetzt und dazu den Dombauverein gegründet, der zu seinen besten Zeiten mehr als 100.000 Mitglieder hatte. Der kleinstmögliche Beitrag war ein Kreuzer und wurde Marienpfennig genannt. Diese Marienpfennige ließen das Bauwerk Steinreihe um Steinreihe in die Höhe wachsen und so haben viele kleine Spenden den Dombau maßgeblich mitgetragen", so Bischof Scheuer. Auch heute solle der Dom "nicht etwas sein, das die Leute von außen betrachten", sondern es solle sich "so etwas wie eine lebendige, innere Beziehung" entwickeln.
Altes Brauchtum
Klaus Birngruber, Leiter des Diözesanarchivs, erklärte, dass der Brauch, Schriftstücke und Dokumente in Turmkugeln einzuschließen, relativ alt sei. "In Oberösterreich gehen die Beispiele bis ins 17. Jahrhundert zurück. Begleitet werden die Urkunden oft von Beigaben, die - ähnlich den Schriftstücken - vergangene und gegenwärtige Zeitverhältnisse dokumentieren oder illustrieren sollen. Ergänzt werden die Inhalte oft durch Beigabe von religiösen Objekten wie geweihten Medaillen", so Birngruber.
In vielen Zeitkapseln seien auch Reliquien von Heiligen zu finden, erläuterte Judith Wimmer vom Kunstreferat der Diözese Linz: "Durch diese erhoffte man sich Schutz und Hilfe für das Gotteshaus und die Gläubigen. Sie sollten einen besonderen Segen verleihen und vor Krankheiten, Naturkatastrophen, Stürmen oder Feuer schützen."
Turmhelmsanierung erster großer Meilenstein
In den vergangenen zwei Jahren wurde der Turmhelm des Mariendoms ab einer Höhe von 65 Metern umfangreich saniert; gestartet wurde mit der Renovierung der Turmspitze und des Turmkreuzes. Im Zuge der weiteren Arbeiten wurden vor allem das rund 3,5 Kilometer lange Fugennetz zwischen den Sandsteinblöcken saniert sowie aus Stein gemeißelte Zierteile restauriert oder neu gefertigt. Die gesamte Steinoberfläche des Turmhelms wurde gereinigt und der obere Turmspitz bis unter den Steinbalkon entsalzt. Die Kosten für das Projekt betrugen rund 3,5 Mio. Euro.
Ein weiteres großes Projekt, das bereits begonnen wurde, betrifft die Restaurierung eines Großteils der mehr als hundert wertvollen Gemäldefenster im Mariendom. Diese weisen zahlreiche Beschädigungen - zum Teil durch Granatsplitter im Zweiten Weltkrieg - auf. Vor allem Witterungseinflüsse, Abgase, Vogelkot und die Umweltverschmutzung aus fast 150 Jahren Industrialisierung, aber auch Rückstände von Rost auf der Glasoberfläche haben den Fenstern im Laufe der Zeit zugesetzt. Den Anfang machten 2021 die Fenster "Stift Wilhering", "Stift St. Florian" und "Sendung des Heiligen Geistes", im kommenden Jahr werden drei Fenster im Hochchor des Mariendoms folgen.
Im Außenbereich des Mariendoms steht von Frühling bis Herbst 2022 die Sanierung des Nordwest-Turmstrebepfeilers im Bereich der oberen Glockenstube am Programm. An diesem stark verwitterten Teil auf der achteckigen Turmbasis müssen Fugen und Steinoberfläche von Moos und Algen gereinigt und behandelt werden. Die teilweise brüchigen Tuffsteinbrüstungen in diesem Bereich werden ebenfalls durch neue Sandsteinbrüstungsteile ersetzt.
Benefizkonzert der Dommusik
Mit einem Benefizkonzert am 13. November unterstützt die Dommusik die Erhaltung des Linzer Mariendoms. Zur Aufführung kommt das Requiem von Wolfgang Amadeus Mozart. Das durch den frühen Tod Mozarts unvollendete Werk wurde verschiedentlich ergänzt. An diesem Abend wird die von Franz X. Süßmayr, einem aus Schwanenstadt stammenden Komponisten, fertiggestellte Version präsentiert. Unter der Leitung von Josef Habringer wirken der Domchor, das Orchester sowie die Solisten der Dommusik, das Collegium Vocale Linz sowie Domorganist Wolfgang Kreuzhuber mit. Der Reinerlös des Konzertes kommt der Renovierung und Erhaltung des Mariendoms zugute.
(Infos auf www.promariendom.at)
Quelle: kathpress