Deutscherwerb: Caritas für Regel- statt Förderklassen
Schüler mit Migrationshintergrund, die noch nicht über ausreichende Deutschkenntnisse verfügen, sollten aus Sicht der Caritas Österreich dennoch besser in Regelklassen mit speziellen Hilfen statt in abgesonderten Deutschförderklassen unterrichtet werden. Erhebungen bei Betroffenen sowie auch die Erfahrungen in der täglichen Arbeit mit dieser Gruppe in den Caritas-Lerncafes legten dies nahe, erklärte am Donnerstag Anna Magdalena Bentajou, Fachreferentin für Integration, Migration, Asyl bei der Caritas Österreich. Defizite würden trotz Förderklassen weiter bestehen - was eine unerwünschte Wirkung sei, der es rasch gegenzusteuern gelte.
Bentajou äußerte sich in einer Online-Veranstaltung gemeinsam mit der Wiener Arbeiterkammer, bei der die Studie "Deutschförderklassen aus Sicht der Betroffenen" präsentiert wurde. Deren Eckpunkte: Bereits die Zuweisung zu einer Deutschförderklasse werde von den betroffenen Kindern als eine Belastung und Ausgrenzung erlebt. Es komme vielfach zur Trennung von Freunden und Freundinnen, da die Kinder 15 Stunden pro Woche Deutsch lernen und nur mehr Fächer wie etwa Turnen und Musik mit der Regelklasse absolvieren. Die Folgen seien Gruppenbildung und soziale Isolierung.
Dass Deutschförderklassen laut Studie ihr Hauptziel verfehlen - nämlich rasch und gut Deutsch zu lernen - begründete Bentajou durch fehlende Momente sprachlichen Lernens in der Umgebung von Deutschsprechenden. "Anstatt von muttersprachlichen Vorbildern zu profitieren, greifen viele Kinder erst recht wieder auf die eigene Muttersprache zurück", erklärte die Caritas-Expertin. Darüber hinaus sei es problematisch, dass in den Deutschförderklassen nur Deutsch - und keine anderen Fächer - unterrichtet wird. Dadurch würden sämtliche weiteren Fähigkeiten der Kinder nicht ausreichend gefördert und der Anschluss zu Gleichaltrigen in Mathematik oder anderen Fächern gehe verloren - was Kinder mit Migrationshintergrund letztlich aus der Bildungslaufbahn werfen könne.
Weitaus besser wäre aus Sicht der Caritas der Unterricht in der Regelklasse, jedoch mit einer zweiten Lehrkraft und verbunden mit zusätzlicher Förderung in Kleingruppen. Zentrales Ziel sollte dabei sein, "dass Kinder mit Migrationshintergrund Chancengleichheit erfahren und so gezielt wie möglich beim (Deutsch)-Lernen unterstützt werden", betonte Bentajou.
Quelle: kathpress