Podcast: "Trauer ist der Preis, den wir für die Liebe bezahlen"
"Trauer ist der Preis, den wir für die Liebe bezahlen." Das betont die ORF-Religionsjournalistin Brigitte Krautgartner in der neuen Folge des Religionspodcasts "Wer glaubt, wird selig". Dieser Tage ist Krautgartners neues Buch "Hinter den Wolken ist es hell. Von Krankheit und Abschied und dem Glück des Neubeginns", erschienen. Darin sowie im Podcast erzählt sie von der Krebserkrankung und vom Tod ihres Partners und wie es ihr selbst damit ergangenen ist.
Es war ein Tag im Jahr 2017, an dem ihr Partner die Krebsdiagnose erhielt: "Wir haben gewusst, es steht eine Diagnose ins Haus, weil er verschiedene Untersuchungen gemacht hat, auch eine Biopsie." Wegen Schmerzen in den Beinen ging er an diesem Tag zum Arzt. "Während er dort war, hat er den Befund bekommen: Es sind Knochenmetastasen". Ihr Partner habe es ihr beim Essen in einem Restaurant gesagt: "Das war wie ein negatives Zauberwort. Plötzlich verschiebt sich die Wirklichkeit total."
Die Heimfahrt im Zug habe sie wie in Zeitlupe in einem Nebel wahrgenommen. "Wir haben schon damit gerechnet, weil die Ärzte immer besorgter und die Abstände zwischen den Untersuchungen immer kürzer wurden. Auf der anderen Seite reißt es einen schon aus Plänen und Sorgen, die dann total egal werden."
Krautgartner war nicht zum ersten Mal in einer solchen existenziellen Situation. Ihre Mutter starb in dem Jahr an Krebs, in dem Krautgartner Matura machte: "Ich war da sehr allein, das war in den 1980er-Jahren auf dem Land." Die ganze Familie sei damals mit der Situation überfordert gewesen und habe darunter gelitten.
Aufgrund dieser Erfahrung habe sie sich nun nach der Diagnose ihres Partners sofort Hilfe gesucht. "Ich habe mit der Krebshilfe Kontakt aufgenommen, weil ich von Anfang an in dieser Situation Begleitung haben wollte." Sich gleich Hilfe zu suchen und nicht zu warten, bis die eigene Energie aufgebraucht ist, sei extrem wichtig. Deshalb habe sie auch gleich am Arbeitsplatz Bescheid gegeben. Ihre Arbeit bei Ö1 und das Verständnis der Kolleginnen und Kollegen hätten ihr in dieser Zeit sehr geholfen: "Es tat auch gut, aus meiner privaten Situation zu kommen und in einer Sitzung zu diskutieren, oder ein Interview zu führen."
Zur Motivation zu ihrem Buch sagt Krautgartner, dass sie im Zuge des Prozesses von der Diagnose bis zum Tod ihres Partners viel gelernt und viele Erfahrungen gemacht habe. "Wenn ich das vorher gewusst hätte, hätte ich mir leichter getan. Wenn ich das jetzt aufschreibe, kommt ein anderer vielleicht etwas besser zurecht und muss nicht dieselben Umwege gehen wie ich". Auch Themen wie Sexualität werden von Krautgartner nicht ausgespart. Es sei wichtig, dieses Tabuthema aufzubrechen. Generell sei es wichtig, dass Angehörige auch auf ihre eigenen Bedürfnisse achten, sich selbst Kraftquellen erschließen.
Besonders fordernd sei für sie jenes Kapitel gewesen, in dem sie die allerletzten Tage ihres Partners und sein Sterben beschreibt. In einem anderen Kapitel erzählt sie, wie sie mit der Trauer umging und umgeht und wieder in einem guten Leben ankam. Sie halte nichts davon, mit Gott zu hadern und zu fragen, warum er es zulasse, dass einem das geschehe: "De facto passiert es jedem einmal. Trauer ist der Preis, den wir für die Liebe bezahlen."
Der von der ökumenischen Radioagentur Studio Omega produzierte Religionspodcast "Wer glaubt, ist selig", ist auf der Website der katholischen Kirche in Österreich (www.katholisch.at), auf www.studio-omega.at, auf https://studio-omega-der-podcast.simplecast.com sowie auf iTunes, allen Smartphone-Apps für Podcasts und auf Spotify abrufbar.
(Buchtipp: Brigitte Krautgartner: "Hinter den Wolken ist es hell. Von Krankheit und Abschied und dem Glück des Neubeginns", Tyrolia Verlag, Oktober 2021)
Quelle: kathpress