Eisenstadt: Martinsfest beleuchtet burgenländische Landesgeschichte
Das Eisenstädter Diözesanjubiläum ist zwar offiziell zu Pfingsten zu Ende gegangen, doch in reduzierter Form geht es noch bis zum Martinsfest (11. November) weiter - nicht zuletzt mit der Sonderausstellung im Diözesanmuseum, die noch bis dahin zu besichtigen ist. Allerdings: Da Diözesanjubiläum (2020/21) und Landesjubiläum (2021) eng zusammenfallen und sich zum Teil überschnitten haben, wird heuer nicht nur der politische, sondern auch der kirchliche Teil des Martinsfestes auf letzteres eingehen.
Sowohl Festgottesdienst als auch Festakademie am bevorstehenden Landesfeiertag und kirchlichem Diözesanpatronsfest sollen unter dem Motto "100 Jahre Burgenland" stehen, heißt es aus der Diözese. Den Festgottesdienst am Donnerstag, 11. November, im Eisenstädter Martinsdom leitet Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics. Die Festakademie findet diesmal in geänderter Form und an anderem Ort - nämlich im Dom - statt. Gezeigt wird u.a. eine Powerpoint-Präsentation der Landesgeschichte und der Kirchengeschichte des pannonischen Raums.
Unvermeidliche Überschneidungen dürfte es klarerweise mit der burgenländischen Landesausstellung "Wir sind 100" auf Burg Schlaining geben. Die vom Zeithistoriker Oliver Rathkolb von der Uni Wien kuratierte Schau, die auch auf das Thema Kirchen und Religionen eingeht, hat bereits 15.000 Besucher ins Südburgenland gelockt. Auch im Winter kann die Ausstellung besucht werden; sie wird dann nächstes Jahr am gleichen Ort in ein burgenländisches "Haus der Geschichte" integriert. Auf drei Stockwerken des mittelalterlichen Bollwerks wird Geschichte, Kultur, ethnisch-religiöse Vielfalt, Wirtschaft, Kulinarik und Selbstverständnis des Landes dargestellt.
Gleichzeitig laufen in Eisenstadt und Güssing Ausstellungen, die auch die in Schlaining bewusst beiseite gelassene Vorgeschichte des Gebietes betreffen: Im Eisenstädter Diözesanmuseum bis 11. November die Schau "Pannonische Geschichte(n): 60 Jahre Diözese Eisenstadt - 100 Jahre Land Burgenland", die bereits im Vorjahr eröffnet wurde, und auf der Burg Güssing die Zeitreise "Von Deutschwestungarn ins Burgenland". Die Reise beginnt im Jahr 1848, dem Jahr der europäischen Revolutionen und endet mit dem Zusammenbruch der österreichisch-ungarischen Monarchie und der "Landnahme" des Burgenlandes durch Österreich.
Diözesanausstellung bietet echte Schätze
Die Eisenstädter diözesane Ausstellung bietet echte Schätze, aber auch erschütternde Dokumente. Ein Sensationsexponat ist etwa das "Klingenbacher Missale", das die Diözese Györ/Raab zur Verfügung stellte. Die fragmentarischen handschriftlichen Eintragungen auf dem letzten Blatt des Messbuches (gedruckt 1501) gelten als das älteste bekannte und erhaltene Schrift- und Sprachdenkmal der Burgenländischen Kroaten. Zum Teil ist das handschriftliche Fragment in der glagolitischen Schrift verfasst, die die älteste slawische Schrift darstellt.
Betroffen macht hingegen die in der Ausstellung erstmals gezeigte Haftbibliothek des Märtyrerpriesters Kapistran Pieller (1891-1945). Sie enthält bedeutende Schriften, die vom Widerstand gegen das NS-Regime Zeugnis geben.
Pieller war Vorsteher des Franziskanerklosters in Eisenstadt. Durch Vermittlung eines Mitbruders schloss er sich der Widerstandsgruppe "Antifaschistische Freiheitsbewegung Österreichs" an und stellte Flugblätter her. 1943 wurde die Gruppe entdeckt und P. Pieller im August im Eisenstädter Kloster von der Gestapo festgenommen. Damit begann ein langer Leidensweg. Pieller wurde in Wien inhaftiert, wo er ein Jahr - zusammen mit dem Franziskanerprovinzial Angelus Steinwender und anderen geistlichen Mithäftlingen - auf einen Prozess warten musste. Am 11. August 1944, dem Gedenktag der Hl. Klara von Assisi, wurde das Todesurteil verkündet.
Vergebens richtete Kardinal Theodor Innitzer Gnadengesuche für P. Pieller und P. Provinzial Steinwender nach Berlin. Die Verurteilten wurden in das Landesgericht Wien überstellt, wo sie in den berüchtigten Todeszellen jederzeit ihrer Exekution gewärtig sein mussten. Dieser qualvolle Zustand hielt Monate an. P. Pieller nutzte die Schreiberlaubnis und richtete berührende Briefe an Geistlichkeit und Gläubige in Graz und Eisenstadt. Als im April 1945 der Kampf um Wien begann, wurden die 46 Todeskandidaten in die Häftlingsanstalt Stein an der Donau getrieben, wo sie am 15. April von der SS erschossen und in einem Massengrab beerdigt wurden.
Die Sonderausstellung "Pannonische Geschichte(n). 60 Jahre Diözese Eisenstadt - 100 Jahre Land Burgenland" ist noch bis 11. November von Mittwoch bis Samstag von 10 bis 13 Uhr und von 14 bis 17 Uhr im Diözesanmuseum Eisenstadt, Joseph Haydn-Gasse 31, zu besichtigen.
Infos: Tel.: 0676-880701017, E-Mail: museum@martinus.at
Quelle: kathpress