Weltmissions-Sonntag: Österreich-Hilfe für Bedürftige in Kasachstan
Am kommenden Sonntag, 24. Oktober, begeht die Katholische Kirche den Weltmissions-Sonntag. Weltweit wird für die pastorale und soziale Arbeit der Kirche in den ärmsten Diözesen der Welt gesammelt. So werden mit den Spenden aus Österreich u.a. auch die kirchlichen Aktivitäten in Kasachstan unterstützt. Der aus dem Waldviertel stammende P. Leopold Kropfreiter wirkt seit 2008 in dem zentralasiatischen Land. Im Interview mit der St. Pöltner Kirchenzeitung "Kirche bunt" hat er über die Situation vor Ort informiert.
Der Ordensmann wurde 2008 zum Priester geweiht und wurde von seiner Ordensgemeinschaft "Servi Jesu et Mariae" (dt: Diener Jesu und Mariens) noch im gleichen Jahr nach Kasachstan entsandt. Zuerst wirkte er als Priester in Temirtau und Karaganda in Zentralkasachstan, 2011 kam er in den Norden des Landes. In der Ortschaft Korneewka betreibt seine Ordensgemeinschaft zusammen mit den Vöcklabrucker Franziskanerinnen das Schulzentrum "Sankt Lorenz". Dort wird knapp 200 Kindern und Jugendlichen mit einer guten Ausbildung von der Vorschule bis zum Gymnasium eine Zukunftsperspektive geboten. Seit 2018 ist Kropfreiter Verwaltungsdirektor der Schule. Bereits 2015 wurde er Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke (Missio) in Kasachstan. 2020 wurde er in diesem Amt für eine weitere Funktionsperiode bestätigt.
Als Schulleiter gehe es ihm neben den täglichen Aufgaben und Problemen darum, das "Schulcharisma" zu fördern, so Kropfreiter: "Der Schulalltag ist geprägt von Festen, wie z. B. Erntedank, St. Martin, Nikolaus, Weihnachten, Ostern, etc. Diese christlichen Feste werden in der Schule mit Konzerten, Theaterstücken, karitativen Aktivitäten -die Schüler sammeln Kleidung und Spielsachen für Menschen in Not zum Martinsfest -begangen." Auf diese Weise wolle man ein Ambiente schaffen, "in dem der Glaube die konkreten Arbeitsbedingungen, Beziehungen und Inhalte mitprägt".
Bei der Bildungsvermittlung sehen er, "dass unsere Schule zu den besten des Landes gezählt wird". Die Absolventinnen und Absolventen studierten nicht nur in Kasachstan, sondern auch in Russland, Deutschland und Österreich. Als Missio-Direktor gehe es ihm darum, den Kontakt mit den Diözesen, Pfarren und Gemeinschaften zu pflegen, "wo ich mich vor allem für die Vertiefung des Missionsgedankens einsetze".
Verbesserung der Lebenssituation
P. Kropfreiter: "Schön ist, dass durch unsere Schule wirklich eine langfristige Hilfe und Verbesserung der Lebenssituation möglich ist." Durch Bildung und Erziehung im christlichen Geist hätten die Jungen die besten Voraussetzungen, um ihr Leben gut und auch erfolgreich zu gestalten. Schön seien auch die Besuche bei den einfachen Menschen, den Kranken und Alten. "Viele sind einsam und freuen sich über den Kontakt und das gemeinsame Gebet. Viel Freude bereitet auch die Arbeit mit der Jugend. Mehrmals im Jahr veranstalten wir Jugendlager, die von den jungen Menschen gerne besucht werden."
Gerade im Kontakt mit den einfachen Menschen des Landes sehen er, dass viele noch in großer Armut leben. Seit einigen Jahren könne man mithilfe von Missio Österreich ein Familienprogramm durchführen, "wo wir Familien in konkreten Notsituationen helfen". Groß sei die Not besonders dann, wenn - was leider sehr häufig ist -in der Familie ein Problem mit Alkohol besteht. "Wir betreuen auch viele Single-Mütter, die oft am Existenzminium leben", so der Ordensmann weiter.
Kommunismus wirkt nach
Im Kontakt mit den Menschen sehe er einerseits eine große Offenheit bezüglich Religion und Glaubensfragen. "Es ist eine Grundreligiosität da, die allerdings recht diffus ist." Die östliche Mentalität identifiziere allerdings Religion und Volkszugehörigkeit: "Wenn man Kasache ist, 'muss' man Muslime sein, als Russe ist man orthodox, als Pole 'katholisch'. Fast ununterbrochen betone ich, dass 'katholisch' allumfassend bedeutet."
Die Zeit des Kommunismus wirke immer noch nach, so Kropfreiter. "Auch wenn die jüngere Generation die Sowjetzeit nur noch aus den Erzählungen der Eltern kennt, sind die Ruinen der ehemaligen Kolchosen und administrativen Gebäude jener Zeit allgegenwärtig." Auch manche Prägungen wie etwa die Passivität in vielen Dingen, fehlender Innovationsgeist, aber auch die Zurückdrängung von Glaube und Religion aus der Öffentlichkeit in den rein privaten Bereich seien seiner Meinung nach Spätfolgen der kommunistischen Erziehung, so der Ordensmann.
In den Jahren nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion sei die Pastoral vor allem auf die traditionell katholischen Gruppen der Polen und Deutschen ausgerichtet, die während der Stalinzeit nach Kasachstan deportiert wurden. Mittlerweile seien die meisten in ihre historische Heimat ausgereist. "Wir haben jetzt die große Aufgabe, mehr und mehr auf die kasachische muslimische Bevölkerung zuzugehen", so der Ordensmann. Das beginne damit, "dass wir neben der russischen Sprache auch Kasachisch lernen". Es gehe darum, "dass die Kasachen sehen, dass die Kirche sie nicht ihrer Wurzel beraubt, sondern, dass sie durch Christus letztlich auch ihre Identität tiefer und besser verstehen".
Österreich war immer auch Missionsland
Zur Frage, ob er aufgrund der Tatsache, dass sich in Österreich immer mehr Menschen von der Kirche abwenden, sein Heimatland inzwischen auch als Missionsland betrachte, meinte der Ordensmann: "Ich glaube, dass Österreich immer auch ein Missionsland war." Früher habe man mit dem Wort "Mission" große Distanzen und andere Kontinente verbunden. Papst Franziskus habe einst gemeint, dass Mission nicht eine Frage der "Füße", sondern des Herzens sei. Jeder Mensch, egal wo er lebt, sei von Gott zur Liebe und Befreiung in Christus berufen.
Österreich habe tiefe christliche Wurzeln. "Es gibt auch viele Christen, Pfarren und Gemeinschaften, die ein großartiges Zeugnis leben." Allerdings befinde man sich sicherlich am Übergang von einer Volkskirche zu einer Kirche, "wo der Einzelne viel mehr gefordert ist, sich wirklich bewusst mit dem Glauben und der Kirche auseinanderzusetzen und eine eigene Entscheidung zu treffen". Er wünsche vielen Menschen in Österreich, "dass sie diesen wichtigen persönlichen Schritt in ihrem Leben wagen", so P. Kropfreiter.
Quelle: kathpress