Kirche verstärkt zu Allerheiligen Angebote für trauernde Menschen
In der Zeit rund um Allerheiligen und Allerseelen wird in vielen Menschen die Erinnerung an den Tod eines geliebten Menschen wach, auch die eigene Vergänglichkeit wird bewusst. Mit speziellen Aktionen und Veranstaltungen in einigen Teilen Österreichs bietet die Katholische Kirche daher auch heuer wieder Menschen die Möglichkeit, ihrer Trauer "Raum und Zeit" zu geben.
In St. Pölten, Wien, Innsbruck und Amstetten gibt es in der Woche vor Allerheiligen die Möglichkeit, der eigenen Trauer in sogenannten "Trauerräumen" Ausdruck zu verleihen: "Der Trauerraum soll trauernden Menschen die Möglichkeit geben, ein Zeichen zu setzen. Es soll ein Ort sein, wo man einfach da sein darf, sich Zeit zum Erinnern nehmen kann, wo man bitten, klagen, beten und stärkende Gedanken mitnehmen kann", erklärte Gertrude Ziselsberger, Leiterin der "Kompetenzstelle Trauer" in einer Aussendung der Caritas der Diözese St. Pölten.
Einen solchen "TrauerRaum" richtet die "Kompetenzstelle Trauer" der Caritas der Diözese St. Pölten in der Woche vor Allerseelen am Hauptfriedhof in St. Pölten ein. In enger Zusammenarbeit mit dem mobilen Hospizdienst der Caritas, der Telefonseelsorge und der städtischen Bestattung wolle man den Menschen von 29. Oktober bis 2. November eine Möglichkeit geben "innezuhalten und Kraft schöpfen". Standort für den "TrauerRaum" ist die Zeremonienhalle 1 am Hauptfriedhof in St. Pölten.
An verschiedenen Stationen, die jeder Besucher selbsttätig und in Stille besuchen kann, kann man der Trauer Ausdruck verleihen, sich erinnern, sich stärken und Trost erfahren. Daneben besteht auch die Möglichkeit zum persönlichen Gespräch mit Trauerbegleitern und -begleiterinnen. Ein "Labyrinth" spiegele etwa das Leben des Menschen wider. An der "Klagemauer" sind Ziegelsteine zu einer Mauer geschichtet, in die verschriftlichte Klagen gesteckt werden können. Hier kann der Schmerz einen Ausdruck finden.
Trauerraum in Wiener Innenstadt
Auch die "Gesprächsinsel" der Erzdiözese Wien lädt gemeinsam mit der "Kontaktstelle Trauer" der Caritas der Erzdiözese und dem Schottenstift heuer bereits zum fünften Mal in den "Trauer-Raum" in der Romanischen Kapelle auf der Freyung ein. Er wird ebenfalls in der Woche vor Allerheiligen, vom 26. Oktober bis 2. November, zwischen 11 und 18 Uhr für Trauernde zugänglich sein.
"Trauer kann von starken Emotionen und großer Verunsicherung geprägt sein. Wird dieser Prozess verdrängt oder nur oberflächlich verarbeitet, reißen Wunden immer wieder auf", weiß Sr. Hermi Dangl, Leiterin der "Gesprächsinsel", aus Begegnungen mit Trauernden. Um Trauer zulassen zu können, brauche es Orte des Vertrauens und der Möglichkeit, ihr Ausdruck zu geben. Der Tod eines geliebten Menschen, das Zerbrechen einer Beziehung, ein schwerer, persönlicher Verlust - all das will, darf und soll Zeit und Raum finden.
Das Verweilen, Nachdenken und Zeichensetzen an verschiedenen Stationen soll ermöglichen, sich mit Verlust und Trauer auseinanderzusetzen und eröffnet durch trostvolle Erfahrungen weitere Schritte auf dem Weg durch die Trauer. Während der Öffnungszeiten besteht die Möglichkeit, in der "Gesprächsinsel" gegenüber der Romanischen Kapelle mit Seelsorgern und Trauerbegleitern ein Gespräch über den erlittenen Verlust zu führen.
Trauerraum in Innsbruck
"Meiner Trauer Raum geben und Trost finden" - mit diesem Konzept bietet die "Tiroler Hospiz Gemeinschaft" auch heuer wieder in der Jesuitenkirche in Innsbruck einen "TrauerRaum". Offen ist der Raum heuer vom 29. Oktober bis 2. November zwischen 10 und 18 Uhr. Gäste haben die Möglichkeit, ihre Trauer ganz für sich alleine, im Gespräch mit einer ehrenamtlichen Hospizmitarbeiterin oder durch ein kleines Ritual - etwa durch Niederschreiben des Kummers und Anvertrauen an eine "Klagemauer" oder mit einer Kerze - zuzulassen und auszudrücken.
Auch in Amstetten wird es von 30. Oktober bis 2. November einen Trauerraum geben. Organisiert vom "Hospizförderverein Amstetten" und dem mobiler Hospizdienst der Caritas Amstetten haben Trauernde die Möglichkeit am Neuen städtischen Friedhof (Aufbahrungshalle -Verabschiedungsraum) ihrer Trauer Raum zu geben.
Ausstellung über den Tod in den Religionen
Bei der Ausstellung "Der Tod in den Religionen der Welt" haben die zahlreichen Friedhofsbesucher am Linzer Barbarafriedhof die Möglichkeit, sich mit Jenseitsvorstellungen und Ritualen rund um Sterben und Totengedenken in den großen Weltreligionen und auch in unbekanntere Kulturen, Konfessionen und religiösen Traditionen auseinandersetzen.
Erstmals bieten auch Linzer Seelsorger ein Gesprächsangebot im Vorfeld von Allerheiligen. Mitarbeiter der Citypastoral und des Dekanats Linz-Mitte stehen für Gespräche zur Verfügung. Trostbänder und Trostkarten werden verteilt. Kinder können Perlenarmbänder basteln. Wer möchte, kann sich persönlich segnen lassen.
Veranstaltungsreihe in Vorarlberg
"Von den letzten Dingen" - so lautet der Titel eines breit angelegten Themenschwerpunkts rund um den Rankweiler Liebfrauenberg in Vorarlberg. Die Veranstaltungsreihe spürt vom 17. Oktober bis zum 7. November im "Mesnerstüble" dem Sterben und der Trauer nach. Mit dem Programm wolle man alle herzlich einladen, "dem Thema Tod sehend, hörend, schmeckend und durch das Gespräch seinen Platz im Leben zu geben". Mit Veranstaltungen aus den Bereichen Religion, Kunst und Kultur wolle man sich gemeinsam auf den Weg machen und sich der "unausweichlichen Konsequenz stellen, die das Leben am Ende für alle bereithält".
In der Militärdiözese finden rund um Allerheiligen und Allerseelen zahlreiche Totengedenken in ganz Österreich statt. Am Allerheiligentag wird Militärbischof Werner Freistetter zudem eine Kapelle segnen, in der Soldaten des Jagdkommandos, die im Einsatz ums Leben gekommen sind, gedacht wird.
Die Katholische Jugend veranstaltet am 31. Oktober an kirchlichen Orten in ganz Österreich eine "Nacht der 1.000 Lichter", bei der sie - jenseits von kommerziellem Halloween-Getöse - zu einer besinnlichen Einstimmung auf Allerheiligen einlädt.
Quelle: kathpress