Liturgieexperte Praßl:
Geregelter Gottesdienst ist "Corporate Identity" der Kirche
Liturgieexperte Praßl:
Geregelter Gottesdienst ist "Corporate Identity" der Kirche
Der geregelte und wiedererkennbare Gottesdienst der weltweit agierenden Katholischen Kirche ist essenzieller Bestandteil ihrer "Corporate Identity" und Botschaft. Deshalb dürfen nach den Worten des Präsidenten der österreichischen Kirchenmusikkommission, Franz Karl Praßl, vorgeschriebene Bestandteile der katholischen Liturgie auch nicht willkürlich verändert werden. Der an der Kunstuniversität Graz lehrende Professor für Gregorianik äußerte sich in einem Gastkommentar in der "Kleinen Zeitung" (24. Oktober) zu den Aufregungen um eine TV-Messübertragung aus Hartberg, wo unter Ortspfarrer Josef Reisenhofer "ein erstaunliches Fehlverhalten der Verantwortlichen in Hinblick auf Festgelegtes und nicht Verhandelbares in der liturgischen Grundordnung" festgestellt wurde.
Praßl wandte sich gegen Klischees im Gefolge der auch seitens der Diözesanleitung von Graz-Seckau beanstandeten sommerlichen Messe an einem Badesee: "Hier der weltoffene Pfarrer, der auf die Menschen zugeht und damit gut ankommt, dort eine kleinliche, legalistische Kirchenbehörde, die dem beliebten Hirten fortschrittshemmend Steine in den Weg legt." Der Kirchenmusikexperte dazu: "Ganz so einfach ist es sicher nicht."
Eine Analyse der beanstandeten Feier zeigt laut Praßl, "dass so gut wie nichts mit zentralen Vorgaben für die zu verwendenden Texte und Gesänge in einer katholischen Messe zusammenstimmte". Popmusik von STS und Beatles anstelle liturgischer Gesänge habe für eine Eucharistie unpassende Texte gesorgt und auch die positive Resonanz mancher Gottesdienst-Mitfeiernden sage nichts über Richtigkeit, Sinnhaftigkeit und Angemessenheit aus.
Liturgiesprache bewege sich "nicht auf der Sprachebene von Talkshows", betonte der Präsidenten der Kirchenmusikkommission: "Sie hat dem Umgang mit dem Heiligen angemessen zu sein, in Bibelnähe, poetischer Tiefe und ästhetischer Schönheit." Das verlange freilich Vermittlungskompetenz bei allen, die solche Texte vortragen, forderte Praßl. "Selbstgestricktes an unpassender Stelle zu präsentieren, verweigert sich diesem Anliegen."
"... dann geht Kirche wirklich baden"
Der Experte wandte sich auch gegen das "Vorurteil, dass Texte des Messbuches heutigen Menschen nicht zumutbar seien". Tausende Priester würden dies jeden Sonntag mit guter Rhetorik, Predigt und Performance widerlegen. Dass offizielle liturgische Texte "unverständlich" oder gar Worthülsen seien, werde öfters ohne Beweis behauptet. Sich um Angemessenheit, Qualität und Vermittlung zu bemühen lohne sich, "denn wenn die theologische, spirituelle und ästhetische Fülle des Glaubens liturgisch nicht mehr feierbar sein sollte, dann geht Kirche wirklich baden", nahm Praßl abschließend Bezug auf den Schauplatz des umstrittenen Gottesdienstes am Freizeitsee im oststeirischen Greinbach.
Die Diözese Graz-Seckau hatte dazu am 20. Oktober mitgeteilt, dass sie bis auf Weiteres keine ORF-III-Gottesdienstübertragungen aus der Pfarre Hartberg anbieten wird. Zuvor hatte schon Diözesansprecher Thomas Stanzer gegenüber Kathpress bestätigt, dass es in dem Fall um notwendige liturgische Kriterien gehe, die eingehalten werden müssten, was nicht der Fall gewesen sei. Der Diözese geht es laut Aussendung aber nicht um ein "Verbot", wie in den Medien kommuniziert, sondern darum, "das Gemeinsame im katholischen Glauben und in der katholischen Liturgie, das uns weltweit verbindet, auch in den Fernsehübertragungen zu fördern".