Diözese Graz-Seckau: Vorerst keine ORF-Messen mehr aus Pfarre Hartberg
Die Diözese Graz-Seckau hat entschieden, dass sie bis auf Weiteres keine ORF-III-Gottesdienstübertragungen aus der Pfarre Hartberg anbieten wird. Nachdem in Medienberichten von einer "TV-Sperre" gegen den Hartberger Pfarrer Josef Reisenhofer die Rede war, hat die Diözese am Mittwoch in einer Aussendung den Sachverhalt präzisiert. Zuvor hatte schon Diözesansprecher Thomas Stanzer gegenüber Kathpress bestätigt, dass es in dem Fall um notwendige liturgische Kriterien gehe, die eingehalten werden müssten, was nicht der Fall gewesen sei. Der Diözese geht es laut Aussendung aber nicht um ein "Verbot", wie in den Medien kommuniziert, sondern darum, "das Gemeinsame im katholischen Glauben und in der katholischen Liturgie, das uns weltweit verbindet, auch in den Fernsehübertragungen zu fördern".
Gegenüber Kathpress hielt die Diözese Graz-Seckau weiters die "ausgezeichnete Zusammenarbeit" mit dem ORF bei Gottesdienstübertragungen fest. Die redaktionelle Entscheidung und somit Letztverantwortung für die gesendeten Inhalte liege selbstverständlich beim ORF, wie die Diözese betonte.
Freiheit und Ordnung
Wie die Diözese in ihrer Aussendung vom Mittag erläuterte, zeichne sich die Sonntagsmesse vor allem dadurch aus, "dass sie einerseits Freiheiten in der liturgischen Gestaltung eröffnet und andererseits weltweit gleich gefeiert wird: mit einer gemeinsamen Leseordnung der biblischen Texte, mit gemeinsamen Gebetstexten, mit einem gemeinsamen Hochgebet über Brot und Wein und vieles andere mehr". Dieses Gemeinsame der Katholischen Kirche im Blick auf die Sonntagsmesse gelte es, "auch bei Fernsehübertragungen nicht aus den Augen zu verlieren und die Freiheiten in der liturgischen Gestaltung gleichzeitig zu nutzen".
Wie es bei den Übertragungen im Radio seit Jahrzehnten üblich ist, gebe es auch für Fernsehübertragungen liturgische, musikalische und übertragungstechnische Richtlinien und Vorgaben. Auch eine diözesane Begleitung sei fixer Bestandteil bei allen übertragenen Gottesdiensten in Radio und Fernsehen. Im April 2021 seien alle steirischen Übertragungsgemeinden, die in den Jahren 2021 oder 2022 einen ORF-Gottesdienst übertragen, zu einem Informationsaustausch eingeladen worden; die Pfarre Hartberg sei u.a. durch Pfarrer Josef Reisenhofer vertreten gewesen. Bei diesem Informationsaustausch wurden die Standards und Richtlinien einer Fernsehübertragung besprochen und vereinbart. Einige Tage darauf seien diese dann auch in schriftlicher Form als Zusammenfassung des Gesprächs den Übertragungsgemeinden zugeschickt worden.
Kein Verständnis für Vorgaben
Die letzten Erfahrungen mit der Pfarre Hartberg - konkret geht es um die Sonntagsmesse vom 11. Juli, übertragen vom Freizeitsee in Greinbach - sowie ein vergangene Woche stattgefundenes Nachgespräch hätten aber gezeigt, "dass die Standards und Vorgaben nicht eingehalten wurden und es auch nicht das Verständnis dafür gab, warum diese Standards einzuhalten sind", hielt die Diözese Graz-Seckau fest.
Als Diözese mit 388 Pfarren sei man "dankbar für jede Expertise und liturgische Erfahrung, die gemacht werden und die auch in Radio und Fernsehen die Vielfalt kirchlichen Lebens abbilden". Auch die Pfarre Hartberg wolle man ermutigen, "das Feld der 'digitalen Seelsorge' - und dazu gehören auch, aber nicht ausschließlich ihre Internetgottesdienste - weiterzuentwickeln". Man hoffe zudem in Richtung Pfarrer Reisenhofer, "dass wir betreffend Fernsehübertragung zu einer gemeinsamen Lösung kommen werden".
Die Übertragung der Gottesdienste aus Hartberg mit Pfarrer Reisenhofer via Internet-Livestream sind von der Verfügung der Diözese zudem nicht betroffen.
In der Aussendung der Diözese wird zudem darauf hingewiesen, dass 2022 nur "eine Handvoll" der ORF-TV-Übertragungen auf die eigene Diözese entfallen würden. Hier sollten nun auch andere steirische Pfarren zum Zug kommen, ergänzte Sprecher Thomas Stanzer. Man wolle gewährleisten, "dass die ganze Vielfalt der Gottesdienste in der Diözese Graz-Seckau im Fernsehen sichtbar ist", hieß es dazu in der Aussendung.
Quelle: kathpress