Wiener Ruprechtskirche
zeigt im November "umgekehrte" Pietà
Wiener Ruprechtskirche
zeigt im November "umgekehrte" Pietà
Die Ruprechtskirche im ersten Wiener Gemeindebezirk zeigt im November zeitgenössische Kunst, nämlich eine "Pietà" des Südtiroler Künstlers Lois Anvidalfarei. Allerdings ist in diesem Fall nicht die mit dem Leichnam des vom Kreuz abgenommenen Jesus Christus trauernde Mater Dolorosa zu sehen, sondern ein trauernd um eine vor ihm liegende Frau gebeugter Mann. Diese "umgekehrte" Pietà ermögliche den Betrachtenden die "Auseinandersetzung und Begegnung mit dem unsäglichen Leid, das Menschen anderen angetan haben und antun, aber auch mit dem, was im Letzten nicht zerstörbar ist: der Würde des Menschen", lässt die Gemeinde St. Ruprecht in ihrer Ankündigung den Kurator der Kunstintervention, Christof Cremer, zu Wort kommen.
Der Skulptur aus Metall und Stein liege somit als Maß der Mensch mit seinem Sein, seinen Bedürfnissen, Sehnsüchten und Kontrasten zugrunde, so Anvidalfarei selbst über sein Werk: "Beklemmung, Trauer, Ohnmacht - es sind die Gefühle des Ausgeliefertseins, die den menschlichen Körper mit seiner Würde und Verletzlichkeit thematisieren."
Kurator Cremer begründete die Präsentation im November mit mehreren Anlässen: "Das Gedenken an alle Verstorbenen und im Besonderen der Terroranschlag am 2. November 2020 - in unmittelbarer Nähe der Kirche - sowie die Erinnerung an die Novemberpogrome 1938, die in der Ruprechtskirche jährlich begangen wird, haben uns dabei geleitet."
Lois Anvidalfarei wurde 1962 in Abtei in Südtirol geboren. 1976 bis 1981 besuchte er die Staatliche Kunstschule in St. Ulrich im Grödnertal. Ab 1983 studierte er an der Akademie der Bildenden Künste in Wien bei Professor Joannis Avramidis. Danach kehrte Anvidalfarei 1989 nach Abtei zurück, wo er als freischaffender Bildhauer arbeitet. Zu seinen Werken zählen neben den figuralen Plastiken auch liturgische Elemente und Zeichnungen. Zu sehen sind Anvidalfareis Arbeiten nicht nur in der Provinz Bozen, sondern auch in Mondsee, Innsbruck, Sonntagberg, Unterammergau und Wien. Präsent war er auch im Rahmen internationaler Ausstellungen wie der 54. Biennale von Venedig 2011.
Die Ruprechtskirche - es ist die älteste Kirche Wiens - ist kommende Woche nachmittags zwischen 13 und 16 Uhr, am Montag ab 13.30 Uhr, am Dienstag zusätzlich von 18 bis 20 Uhr und am Freitag zusätzlich von 20 bis 23 Uhr geöffnet