Hilfswerke starten Unterschriftenaktion "Amazonien retten"
"Amazonien retten": Unter diesem Titel starten mehrere österreichische katholische Hilfswerke eine Unterschriftenaktion zur Verteidigung der Rechte von Brasiliens indigener Bevölkerung. Die Petition kann seit Donnerstag auf der Website www.amazonien-retten.at oder via Unterschriftenlisten unterzeichnet werden. Sie fordert die brasilianische Regierung auf, die Zerstörung des Regenwaldes zu stoppen und die Rechte der indigenen Völker im Gesundheits- und Bildungsbereich sowie auf ihre Territorien in Amazonien zu respektieren. Auch an die Politik in Österreich wird appelliert: So soll der Nationalrat eine internationale Konvention zur Stärkung der Rechte von Indigenen ratifizieren. Die Bundesregierung wiederum wird aufgefordert, ein Lieferkettengesetz für Österreich zu erarbeiten.
Träger der jetzt gestarteten Unterschriftenaktion, die bis Ende Jänner 2022 läuft, sind die Dreikönigsaktion (DKA) der Katholischen Jungschar, die entwicklungspolitische Organisation "Sei so frei" der Katholischen Männerbewegung und das Hilfswerk "Bruder und Schwester in Not". Der Raubbau an Amazonien sei im vollen Gang, warnten die Hilfswerke in einer Aussendung zum Start ihrer Initiative. Der Regenwald in Brasilien brenne oder werde abgeholzt: für Sojaanbau als Futtermittel für Massentierhaltung, für Weideflächen für den Rinderfleisch-Export, Schlägerungen von Edelhölzern oder für die Produktion von Palmöl.
"Wer den Regenwald zerstört, der raubt den dort lebenden Indigenen die Lebensgrundlage. Zudem wird die Klimakatastrophe mit der rasanten Vernichtung der 'Grünen Lunge der Erde' beschleunigt", so die Hilfswerke. Das Schicksal von Amazonien sei untrennbar mit den Landrechten der indigenen Völker verbunden: "Die indigenen Völker von Amazonien schützen und verteidigen mit ihrer Lebensweise den Regenwald vor weiterer Zerstörung. Mit der Stärkung ihrer Rechte ist ihr Überleben gesichert, aber auch der Fortbestand des Regenwaldes und damit konsequenter Klimaschutz."
Bischof Kräutler ist Unterstützer
Unterstützung für die Initiative kommt auch vom österreichisch-brasilianischen Bischof Erwin Kräutler. "Die Öffnung der indigenen Gebiete für eine wirtschaftliche Nutzung wäre nicht nur ein Dolchstoß ins Herz dieser Völker, sondern ganz besonders auch ein weiterer folgenschwerer Angriff auf das Ökosystem Amazoniens mit Konsequenzen, die nicht an der Grenze Brasiliens halt machen", mahnte der emeritierte Bischof der Amazonas-Diözese Xingu.
Unter der Regierung des brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro hat seit Ende 2018 die Abholzung in Amazonien deutlich zugenommen. Bolsonaros Regierung "begünstigt die skrupellose wirtschaftliche Ausbeutung des Regenwaldes" und ignoriere die Rechte der Indigenen, kritisieren DKA, "Sei so frei" und "Bruder in Not".
So fordert die Agrarindustrie die Aufkündigung der von Brasilien 2002 ratifizierten Konvention 169 der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), der einzigen verbindlichen internationalen Konvention zum Schutz der indigenen Völker. Das Übereinkommen garantiert indigenen Völkern ihre Rechte auf Erhalt der kulturellen Identität, Sprache und Religion sowie das Recht auf Beteiligung an staatlichen Entscheidungen über Land und Ressourcen. Auch Präsident Bolsonaro strebt die Aufkündigung der Konvention an. Im brasilianischen Kongress wird ein Gesetzesentwurf dazu beraten.
Weltweit haben bisher 24 Staaten die ILO-Konvention ratifiziert, zuletzt Deutschland, wo das Übereinkommen im Juni 2022 in Kraft tritt. "Amazonien retten" fordert, dass Österreich hier mitzieht und der Nationalrat den Beitritt zu der Konvention beschließt. Eine Ratifikation stärke international die Rechte indigener Völker, den Regenwald und das Weltklima, heißt es in den Forderungen der Unterschriftenaktion.
Erinnert wird darin außerdem, dass die Ausbeutung des Regenwaldes unter Beteiligung europäischer Konzerne und Financiers stattfinde. Die österreichische Bundesregierung müsse daher einen rechtlichen Rahmen schaffen, damit österreichische und europäische Unternehmen für ihre Lieferkette in Verantwortung genommen werden.
(Link: www.amazonien-retten.at)
Quelle: kathpress