Lehrerverband CLÖ: Lehramtsstudenten brauchen viel mehr Praxisstunden
Die Christliche Lehrerschaft Österreichs (CLÖ) hat sich bei ihrer am Samstag in Linz zu Ende gegangenen Delegiertenversammlung mit den schulischen Problemfeldern Lehrerausbildung, Administrationsüberlastung, Digitalisierung, Lehrermangel und Religionsunterricht befasst. Weiters wurde ein neues Leitungsteam gewählt. Obfrau wird jetzt Direktorin Sabine Fink-Pomberger (Bischofshofen), Obmann Direktor Josef Pallhuber (Innsbruck). Sie lösen den langjährigen Obmann Fritz Enzenhofer (ehemaliger Präsident des Landesschulrates für OÖ) und die Obfrau Elisabeth Maurer (Fachinspektorin für Religion) ab.
Enzenhofer wünschte dem neuen Team viel Kreativität und vor allem Geduld und Durchhaltevermögen für die kommende Zeit, gilt es doch, 22.000 PflichtschullehrerInnen in den einzelnen christlichen/katholischen Landesverbänden zu vertreten. "Die CLÖ lässt sich nicht reduzieren auf eine Standesvertretung. Es geht um bildungspolitiusche Gestaltung. Entscheidungen, die jetzt getroffen werden, haben jahrzehntelange Auswirkungen." so Enzenhofer.
Kritik übt die CLÖ in einer Aussendung von Samstag an der sechsjährigen LehrerInnenausbildung. Diese habe bisher nicht die erhofften qualitative Verbesserung erbracht. Weiters lasse sie wichtige praxisrelevanten Inhalte vermissen. "Der Schwerpunkt der Ausbildungsinhalte liegt mit den fachlichen Inhalten und wissenschaftlichem Arbeiten in einem unverhältnismäßigen Ausmaß zu didaktisch bedeutsamen und persönlichkeitsbildenden Kompetenzen. Die notwendigen praktischen Übungen - Praxisstunden, Hospitationen - sind auf ein unzumutbares Minimum beschränkt und bieten so keinerlei Möglichkeit, dass LehramtsstudentInnen die notwendigen Erfahrungen zu sammeln, um Kenntnis für die zukünftige Arbeit zu entwickeln", so die CLÖ. Sie fordert daher, dass die LehrerInnenausbildung gekürzt wird und die Inhalte viel praxisrelevanter gestaltet werden.
Gefordert wird eine stärkere administrative Unterstützung der Schulleitungen. "Gerade in Krisenzeiten - wie es die derzeit herrschende Pandemie zeigt - - braucht es für jeden Standort eine administrative Hilfskraft, die die vielen statistischen Erhebungen, die Informationsweitergabe und die notwendigen Kontrollen, die sich um das Thema Sicherheit und Gesundheit drehen, reibungslos organisieren und durchführen zu können. Die Schulleitung hat die wesentliche Aufgabe sich, sich neben der Schul- und Unterrichtsentwicklung um Personalentwicklung zu kümmern, sodass trotz der Herausforderungen den Kindern entsprechender Unterricht geboten wird. Die CLÖ fordert daher die Ausstattung der Schulen mit administrativen Hilfskräften, die einem klar definierten Arbeitsprofil entsprechen", heißt es. Dies sei eine längst notwendige Maßnahme, damit Schulleitungen ihren eigentlichen Aufgaben, wie Schul- und vor allem Personalentwicklung nachkommen könnten.
Im Blick auf die Digitalisierung wird betont, dass sie wichtig sei, jedoch die Lehrperson "durch nichts zu ersetzen" sei, denn: "Nachhaltige Prozesse in den Schulen und in der Gesellschaft gelingen in der Beziehung, in zwischenmenschlichen Dialogen."
Digitalisierung sei ein Werkzeug, das als solches gut überlegt in das Unterrichtsgeschehen zu integrieren sei. Bildungseinrichtungen sollten mit digitalen Geräten ausgestattet sein, und die CLÖ begrüße die diesbezüglichen Schritte des Bundes. Ziel müsse, "die künftige Generation so vorzubereiten, dass sie über die Technik regieren und sich in einer digitalisierten Umwelt orientieren können".
Mangel an qualifizierten Lehrern
Alarm schlägt die CLÖ über die immer geringer werdende Zahl an Studierenden an den Pädagogischen Hochschulen und die steigende Zahl an Pensionierungen, auch immer mehr frühzeitige Übertritte in den Ruhestand aus gesundheitlichen Gründen. Der Mangel an qualifiziertem Personal sei sehr deutlich zu spüren. "Hier wurde in der Vergangenheit viel zu spät ausbildungsmäßig und personalstrategisch reagiert. Reaktiv nun die Klassenschülerzahlen einfach nach oben zu setzen, um das noch vorhandene Personal den Schulen zuweisen zu können, ist der falsche Weg", warnt die CLÖ, und sie fordert, dass "endlich konkrete Maßnahmen gesetzt werden".
Sie erinnert, dass die künftigen LehrerInnen bereits heute in den Schulen vor den LehrerInnen von heute sitzen: "Diese sind aufgerufen, Talente zu suchen und die Jugendlichen bei der Entscheidung ihrer weiteren Ausbildung mutmachend zu unterstützen."
Abschließend appelliert die CLÖ an Schüler mit christlichem Background, den konfessionellen Religionsunterricht nicht gegen den Ethikunterricht einzutauschen. "Alle SchülerInnen, die sich zu einer Glaubensgemeinschaft in irgendeiner Weise zugehörig fühlen (oder eben getauft sind) sollen weiterhin in ihrer Konfession Unterricht erfahren, dessen Inhalte durch keinen Ethikunterricht ersetzt werden können", so die Grundprinzips-Erinnerung laut CLÖ-Aussendung.
Quelle: kathpress