Neues Buch ehrt den "Engel von Auschwitz" Maria Stromberger
An die bemerkenswerte Lebensgeschichte von Maria Stromberger (1898-1957), einer Widerstandskämpferin gegen den Nationalsozialismus, erinnert das neue Buch "Ein Engel in der Hölle von Auschwitz" des Vorarlberger Historikers Harald Walser. Wie der auch politisch engagierte Autor im "Vorarlberger Kirchenblatt" (11. November) darlegte, habe ihn die im "Ländle" wirkende Krankenschwester "fast ein Historikerleben lang begleitet". Trotz ihrer "Einzigartigkeit in der Geschichte des österreichischen Widerstands" sei die gebürtige Kärntnerin fast unbekannt geblieben.
Dabei hat die damals 44-jährige Stromberger eine Entscheidung getroffen, die auch heute noch Bewunderung abringt: Als ihr in einem Wehrmachtslazarett verwundete Soldaten von den Verbrechen der Wehrmacht im Osten berichteten, meldete sie sich freiwillig zum Dienst in jenem KZ, das zum Sinnbild des NS-Rassenwahns und seiner mörderischen Vernichtungsmaschinerie wurde. Am 1. Oktober 1942 trat sie ihren Dienst als Oberschwester im SS-Krankenrevier an. Ihre Motivation erklärte sie in einem Brief an ihre Schwester: "Ich will sehen, wie es wirklich ist, vielleicht kann ich auch etwas Gutes tun."
Und das tat sie so, dass sie nach dem Krieg von Edward Pys, einem polnischen Überlebenden, als "Engel von Auschwitz" bezeichnet wurde: Stromberger besorgte sie für Häftlinge Medikamente und Nahrungsmittel, wurde für Botendienste angeworben und schmuggelte Informationen und Fotos aus dem Lager und wichtige Utensilien, darunter auch Waffen und Munition, ins Lager hinein. Mehrmals wurde die Krankenschwester denunziert, das wahre Ausmaß ihrer Widerstandstätigkeit blieb aber unentdeckt.
Nach Kriegsende dann der Schock: Gemeinsam mit ehemaligen Nazi-Größen wurde Stromberger in einem Anhaltelager bei Feldkirch interniert. Sie habe Häftlinge in Auschwitz mit Phenolspritzen getötet, so die Anklage der französischen Besatzer. "Wissen Sie, ich bin mitten unter Nazis, SS, Gestapo!! Ich als ihr größter Feind", schrieb sie 1946 an ihren Freund Edward Pys. In Österreich habe sich niemand für die zu Unrecht beschuldigte Krankenschwester interessiert, doch in Polen erregte ihr Schicksal Aufsehen, wie Walser in seinem Buch darlegt. Nach einem "Rettet Schwester Maria!" betitelten Krakauer Zeitungsartikel intervenierte der ehemalige Häftling und spätere polnische Ministerpräsident Jozef Cyrankiewicz bei den Besatzungsbehörden und erreichte ihre Freilassung.
Im Mai 1957 starb Stromberger, noch gezeichnet von den Erlebnissen in Auschwitz, in Bregenz an einem Herzinfarkt. Dort erinnern ein nach ihr benannter Weg und eine Gedenktafel an ihren Mut und ihre Menschlichkeit. Auch im Frauenkloster Wernberg würdigt seit 2016 eine Gedenktafel die gebürtige Metnitztalerin.
Das "Vorarlberger Kirchenblatt" verlost drei Exemplare von Harald Walsers Band "Ein Engel in der Hölle von Auschwitz. Das Leben der Krankenschwester Maria Stromberger" (Falter Verlag Wien, 2021), der am 15. November in Feldkirch präsentiert wurde.
Quelle: kathpress