Katholische Männerbewegung bewirbt "sorgende Männlichkeit"
Der Sorgearbeit von Männern und dem damit verbundenen Wandel männlicher Rollenbilder ist die am Donnerstag erschienene neue Ausgabe des Männermagazins "Ypsilon" gewidmet. Die Zahl jener Männer, die sich aus Überzeugung und mit Freude der Kindererziehung, der Familien- und Hausarbeit sowie der Pflege widmen, nehme zu, heißt es in der von der Katholischen Männerbewegung (KMBÖ) herausgegebenen Zeitschrift. Neue Männerbilder zeichneten sich schon länger in der Gesellschaft ab. "Sich sorgende Männern sind ein Gegenentwurf zur berühmten toxischen Männlichkeit", wird der Männerforscher und Psychotherapeut Erich Lehner zitiert.
Auch wenn der Mann, der seine Frau, Eltern oder Geschwister pflegt, derzeit nach wie vor ein Randphänomen ist, hat das Rollenbild der "Caring Maculinity" laut Lehner "die Macht, die Gesellschaft fundamental zu verändern: Eine Verlagerung der Werte würde stattfinden und das traditionelle Männlichkeitsbild aufgebrochen werden, was wiederum mit mehr Freiheit im männlichen Verhalten einhergeht." Wo und wie sich Männer verstärkt in der Pflege und in anderer Sorgearbeit engagieren, wird im "Ypsilon" beispielhaft aufgezeigt.
Speziell auf den Rollenwechsel in der Pflege wies im Vorfeld des internationalen "Männertages" am 19. November der KMB-Obmann der Diözese Linz, Bernhard Steiner, hin. Immer noch sei der pflegende Mann, der sich um seine Frau, Eltern oder Geschwister kümmert, ein Randphänomen, geht auch aus den Beiträgen im "Y" hervor. Den aktuellen "dramatischen Pflegeengpass" gelte es als Chance für einen dringend notwendigen Rollenwechsel zu sehen, erklärte Steiner in einer Aussendung vom Donnerstag.
Von jungen Männern, die im Zivildienst in der Pflege arbeiteten, bekomme er immer wieder zu hören, "wie sie sich für diese Arbeit begeistern und auch in Zukunft dort arbeiten wollen", sagte der Diözesanobmann. Viele seien dann aber "langfristig entmutigt, wenn sie die Rahmenbedingungen erleben, die in diesem Bereich üblich sind: zu wenig Zeit, zu viel Druck, zu wenig Geld, wenig Unterstützung." Das sei ein Mitgrund für den akuten Personalmangel im Pflegebereich.
Werben will die Männerbewegung insbesondere für die Übernahme von Beziehungsarbeit durch Männer. Ihnen werde oft nachgesagt, dass sie diese lieber Frauen überlassen würden, mit dem Ergebnis, dass alte Männer oft unter Einsamkeit litten, erklärte Steiner. Dabei sei jedoch auch Pflege - auf die der Mensch am Beginn wie auch in den letzten Jahren des Lebens angewiesen sei - eine Form von Beziehungsarbeit.
Das "Y" erscheint unmittelbar vor dem Internationalen Männertag am 19. November. Weitere Themen des aktuellen Heftes sind barrierefreies Wohnen, Umgang mit Demenz sowie ein Porträt der beiden diesjährigen Träger des Romero-Preises, mit dem die entwicklungspolitische Aktion "Sei so frei" der KMB herausragende entwicklungspolitische Leistungen auszeichnet; heuer sind dies die Prämonstratenser-Chorherren Bernhard-Michel Schelpe (82) und Milo Ambros (80).
"Ypsilon" ist über die KMBÖ-Homepage (www.kmb.or.at, in den KMB-Diözesanstellen und im KMB-Shop erhältlich, sowie online abrufbar unter http://ypsilon.at)
Quelle: kathpress