Jesuit Inama: Südosteuropa von Corona schwer getroffen
Durch die geringe Impfquote sind viele Teile Südosteuropas derzeit schwer von der Corona-Pandemie getroffen. "Bulgarien hat eine Impfquote von rund 25 Prozent und in Rumänien spielen sich ähnliche Szenen ab wie vor anderthalb Jahren in Bergamo in Italien." Das berichtete der Wiener Jesuitensuperior Markus Inama in einem Interview des Vorarlberger "Kirchenblattes" (aktuelle Ausgabe). Inama ist Vorstandsmitglied der Hilfsorganisation "Concordia Sozialprojekte". Gegründet vom Vorarlberger Jesuitenpater Georg Sporschill, unterstützt diese seit nunmehr drei Jahrzehnten in Not geratene Kinder, Jugendliche und Familien in Südosteuropa.
P. Inama, der von 2008 bis 2012 selber in Bulgarien gelebt und sich auch die Sprache angeeignet hat, kennt die Region gut. Auch wenn sich einiges zum Besseren verändert habe, gebe es nach wie vor große Unterschiede zwischen dem Osten und dem Westen Europas: "Rumänien und Bulgarien gehören zwar zur EU, allerdings wird es noch lange dauern, bis die dort benachteiligten Gruppen einigermaßen den Anschluss gefunden haben werden", so Inama.
Medizinische und soziale Probleme
Neben der medizinischen Komponente machten auch die sozialen Folgen der Pandemie der Bevölkerung schwer zu schaffen, so Inama. Die Coronakrise habe sich sozioökonomisch ausgewirkt, "vor allem für jene, die ihre Jobs oder Ausbildungsplätze verloren haben. Die Kluft ist durch Corona wieder größer geworden". Die Armenviertel seien teilweise aus Angst vor dem Virus komplett abgeschottet worden, berichtete Inama. Das habe wiederum dazu geführt, dass Arme gar keinen Zugang zum Gesundheitssystem mehr hatten.
Wie hoch die Infektionszahlen tatsächlich waren, sei schwer zu sagen, da es ja kaum Tests gab. "Wenn jemand krank war, dann war er halt krank. Covid oder nicht, das wusste niemand", so Inama. "Concordia" sei eine der wenigen Organisationen gewesen, die noch in diese Viertel hineingingen und medizinische Betreuung, Hygieneartikel und Nahrungsmittel zur Verfügung stellten. "Was sich bei den Armen abgespielt hat, das hat kaum jemanden von der offiziellen Seite interessiert", so Inama.
Man habe als Hilfswerk die Leistungen trotz der Pandemie weiterführen können, freute sich Inama. Als Beispiel nannte er die Eröffnung einer inklusiven Volksschule in Rumänien. "Ein Leuchtturmprojekt, bei dem sowohl Kinder aus sozial schwachen Schichten als auch Kinder aus 'normalen' Schichten in dieselbe Schule gehen."
Für die Zukunft wünsche er sich, "dass in unseren Projektländern mehr Sensibilität entsteht und andererseits dass die Korruption abnimmt". Diese sei nach wie vor ein großes Problem. Wünschenswert wäre natürlich, "dass die Länder vor Ort die Probleme vermehrt selber angehen und die Concordia nur noch Modelle zur Verfügung stellt".
Im Herbst 1991 - also vor nunmehr 30 Jahren - nahm das spendenfinanzierte Hilfswerk in Rumänien seinen Anfang. Nach dem Ende des Ceaucescu-Regimes wurde Pater Georg Sporschill vom Jesuitenorden nach Bukarest entsandt. Dort kümmerte er sich um die vielen auf der Straße lebenden Kinder und gründete "Concordia". Von 1991 bis 2011 leitete Pater Sporschill selbst den Verein. Die anfangs kleine Initiative wuchs zu einem Werk mit derzeit rund 600 Mitarbeitenden.
Heute ist "Concordia Sozialprojekte" eine internationale Organisation mit einem vielfältigen Programm zur Unterstützung von Kindern und Familien in Not. Das Projekt ist mittlerweile über Rumänien hinaus auch in Bulgarien, der Republik Moldau und im Kosovo aktiv. (https://www.concordia.or.at)
Quelle: kathpress