Sebastian Kurz zieht sich vollständig aus der Politik zurück
Sebastian Kurz zieht sich nach zehn Jahren aus der Politik zurück. Er erklärte am Donnerstag überraschend seinen Rücktritt als Bundesparteiobmann und Klubobmann der ÖVP. Der 35-Jährige begründete diesen Schritt einerseits mit der Geburt seines Sohnes vergangene Woche und gleichzeitig mit den Vorwürfen und Ermittlungen gegen seine Person. "Die Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen, aber ich empfinde keine Wehmut", sagte Kurz und bedankte sich für zehn "lehrreiche" Jahre.
Die sehr persönlich gehaltenen Rede hatte nicht den Charakter einer Abrechnung, sondern war von einem dankbaren Resümee geprägt. Politik sei zwar "ein robustes Geschäft", es würden aber die positiven Erfahrungen, etwas gestalten zu können und für Menschen verbessern zu können, überwiegen, so Kurz.
"Dankbar" zeigte sich Kurz für zahlreiche wertvolle Begegnungen "vom Dalai Lama bis zum Papst". Ausdrücklich erwähnte der Ex-Kanzler, dass es in den letzten Jahren gelungen sei, die Beziehung Österreichs mit dem Staat Israel zu verbessern. Als positive Beispiele für Gelungenes nannte Kurz die steuerliche Entlastung von Familien - Stichwort "Familienbonus" - und die Co2-Bepreisung im Zuge der Steuerreform. Er stehe auch zur Flexibilisierung der Arbeitszeit, auch wenn diese vielfach kritisiert worden sei.
Kritik zur unter der ersten Kanzlerschaft von Kurz beschlossenen Änderung des Arbeitsruhegesetztes, mit dem die Arbeit an vier Sonntagen im Jahr ermöglicht wurde, kam damals u.a. auch von der Katholischen Kirche. Ein Reibepunkt für die Kirchen war die Linie von Kurz im Blick auf Asyl und Migration. Zustimmung aus den Kirchen und Religionen gab es hingegen für den Ethikunterricht, für den sich Kurz mehrfach stark gemacht hatte und der schließlich mit den Stimmen von ÖVP, Grünen und FPÖ angenommen und im Herbst eingeführt wurde. Konstruktiv und intensiv war die Zusammenarbeit zwischen Regierung und Kirchen bzw. Religionsgemeinschaften bei der Bekämpfung der Pandemie. Notwendige Maßnahmen, die die Religionsausübung betrafen, wurden stets im Dialog erarbeitet.
Familienverband dankt Kurz
Der Katholische Familienverband Österreich hat Sebastian Kurz für sein familienpolitisches Engagement gedankt. "Mit der Einführung des Familienbonus und des Kindermehrbetrages wurde ein familienpolitischer Meilenstein geschaffen", so Alfred Trendl, Präsident Verbandes, in einer Aussendung am Donnerstag. Trendl bezeichnete den Familienbonus und den Kindermehrbetrag als "größte familienpolitische Errungenschaft der letzten zehn Jahre". Weiters würdigte er die Einführung des Papamonats und die Anrechnung der Elternkarenz als Vordienstzeiten. Ebenfalls positiv ist für Trendl, dass es unter der Regierung von Bundeskanzler Kurz gelungen ist, den Ethikunterricht für alle, die keinen Religionsunterricht besuchen, umzusetzen
Der KFÖ-Präsident verwies schließlich auf die Väterkampagne des Verbandes mit dem Slogan "Vater sein, verpass nicht die Rolle deines Lebens!". "Wir freuen uns, dass Sebastian Kurz seine Rolle als Vater bewusst wahrnehmen will und wünschen ihm und seiner frisch gebackenen Familie alles Gute für die Zukunft!", so Trendl abschließend.
Quelle: kathpress