Katholische Aktion: Es gibt keine "grüne" Atomkraft
Es gibt keine "grüne" Atomkraft: Das hat die Katholische Aktion Österreich (KAÖ) "mit großer Besorgnis" auf die Ankündigung der Europäischen Kommission festgehalten, Investitionen in Atomkraft und Gas als nachhaltig zu kategorisieren. "Nicht der Ausbau, sondern die Reduktion von Atomkraftwerken weltweit muss das Ziel einer nachhaltigen und auf die nächsten Generationen schauenden Politik sein", betonte das "Präsident:innenteam" der offiziellen katholischen Laienbewegung, Ferdinand Kaineder, Katharina Renner und Brigitte Knell, in einer gemeinsamen Stellungnahme am Montag. "Atomkraft produziert hochgiftigen Müll, ist teuer und hochriskant."
In der Silvesternacht war ein Entwurf der EU-Kommission bekannt geworden, dass Energiegewinnung aus Erdgas- und Atomanlagen als klimafreundlich eingestuft werden soll - unter Auflagen. Umweltministerin Leonore Gewessler warf Brüssel eine "Nacht-und-Nebel-Aktion" vor. Die Atomkraft und das Verbrennen von fossilem Erdgas "zerstören die Zukunft unserer Kinder". Österreich werde nicht davor zurückschrecken, rechtlich gegen die geplante Verordnung vorzugehen. Zuvor hatte auch Deutschland klar Position gegen den EU-Kommissionsentwurf bezogen.
Das KAÖ-Vorsitztrio zollte der Politik in Österreich Anerkennung zur wieder aufgeflammten Atomenergie-Diskussion in der EU: "Es stimmt uns positiv, dass die österreichische Bundesregierung und ausdrücklich die politischen Parteien gegen dieses 'Greenwashing' der gefährlichen Atomenergie und gasförmiger fossiler Brennstoffe in der EU vorgehen wollen." Schon jetzt planten einzelne EU-Staaten, die Nutzung der Atomkraft auszubauen bzw. wieder neu einzusteigen. Was mit dem Atommüll geschehen soll, sei jedoch "völlig unklar". Atommüll sei eine "Hypothek für künftige Generationen", so Kaineder, Renner und Knell. "Das Spiel mit dem sogenannten Restrisiko muss aufhören." Darüber bestehe auch breiter Konsens in der österreichischen Bevölkerung.
Super-GAUs sind "jederzeit möglich"
"Mitweltgerechtigkeit" beziehe sich auch auf zukünftige Generationen. "Es ist eine Zumutung, noch nicht geborenen Kindern diese Last aufzuerlegen, mit dem faktisch falschen Label der Nachhaltigkeit," kritisierten die KAÖ-Verantwortlichen. Die Katastrophen von Tschernobyl und Fukushima zeigten: "Das Risiko bleibt", unabhängig vom Reaktortyp. Zu unvorhergesehenen Zwischenfällen in Atomkraftwerken führe meist eine Kombination von menschlichen Fehlern und technischem Versagen. Super-GAUs seien "in jedem Atomkraftwerk jederzeit möglich", warnte die KAÖ-Spitze. Das Argument der geringen Wahrscheinlichkeit werde "aufgehoben durch die schrecklichen großräumigen Zerstörungen, die eine Kernschmelze anrichtet". Gerade in den dicht besiedelten Gebieten der EU würde eine solche Katastrophe "unermesslichen Schaden verursachen und ganze Landstriche für lange Zeit unbewohnbar machen".
Die Taxonomie-Verordnung der EU sieht vor, dass eine wirtschaftliche Tätigkeit nicht nur den Umweltzielen dienen soll, sondern gleichzeitig keine erheblichen Schäden anrichten darf ("do no significant harm"), erinnerten Kaineder, Renner und Knell. Das sei bei der Kernkraft jedoch nicht der Fall: "Die Kernkraft darf nicht durch die Hintertür grüngewaschen werden."
Die Atomkraft feiert derzeit ein Comeback in Europa. Die Mehrheit der EU-Staaten setzt auf sie als Mittel, um die vereinbarten Klimaziele zu erreichen, und befürwortet die Einstufung der Atomkraft als CO2-arme, grüne Energie und damit die Förderung moderner Atomkraftwerke in Europa. Österreich sowie das Nachbarland Deutschland, in dem zur Jahreswende drei veraltete AKWs abgeschaltet wurden und ein Ausstieg aus der Atomenergienutzung beschlossen wurde, stemmen sich gegen die Befürworter.
Quelle: kathpress