Seelsorge in Corona-Krise: "Friedensstiftend, nicht brandstiftend"
Die seelsorglichen Begleitung von Menschen bleibt von der Corona-Pandemie nicht unberührt: Zahlreiche Mitglieder des Priesterrates der Erzdiözese Wien nehmen in Gesprächen eine zunehmende Polarisierung wahr. "Die gesellschaftlichen und auch innerkirchlichen Diskussionen rund um die Impfpflicht, die sich immer weiter zuspitzen, erfordern von Priestern viel Kraft", hieß es in einem Bericht der Erzdiözese über die jüngste Priesterratsklausur mit der Kirchenleitung. Kardinal Christoph Schönborn ermutigte den Wiener Klerus zu "Humor und Gelassenheit". Ein Priester habe es treffend formuliert: "Wirken wir friedensstiftend und nicht brandstiftend für die Menschen, die uns anvertraut sind."
Der Wiener Erzbischof riet den Priesterratsmitgliedern in der hybrid abgehaltenen Klausur zum Thema Infektionsschutz: "Bitte sagt immer wieder: Es ist keine Glaubensfrage, sondern eine medizinische Frage, die gesellschaftliche Implikationen hat." Die staatlichen Bestimmungen seien aufgrund wissenschaftlicher Erkenntnisse und auf Anraten von Fachleuten entstanden und einzuhalten - auch in der Kirche. Wissenschaftler seien zudem keine Ideologen, sondern stützten sich auf Fakten und Studien, wies Schönborn hin.
Eine schwierige Aufgabe ist laut Josef Grünwidl, Pfarrer in Perchtoldsdorf und geschäftsführender Vorsitzender des Priesterrates, der Perspektivenwechsel, den Pfarren in der Pandemie idealerweise vollziehen sollten. Unter dem Druck der Pandemie möge man nicht nur immer schauen, "was früher möglich war und was es jetzt nicht mehr gibt". Es gelte den Fokus vielmehr darauf zu legen, "was durch die Pandemie neu aufgebrochen ist und wo wir etwas Neues versucht haben, das gut gelungen ist". Grünwidl ermutigte die Pfarren dazu, "nicht nur mit jammerndem Blick in die Vergangenheit Hüter von Traditionen" zu sein, sondern auch interessiert an Neuem.
Vertretung von 1.200 Wiener Priestern
Themen der viermal jährlich zusammenkommenden Vertretung der rund 1.200 Priester auf dem Gebiet der Erzdiözese Wien waren neben der Corona-Krise auch die Fragen, wie Priester mehr Gemeinschaft untereinander leben könnten und wie die Pfarrverwaltung zu vereinfachen wäre. Viele Priester sähen sich als "Einzelkämpfer" im seelsorglichen Alltag. Eine bessere Vernetzung untereinander sei angesichts der Vielzahl an Klerikern mit großen Aufgabenfeldern nicht einfach, räumte Pfarrer Grünwidl ein. Aber mehr Schritte in diese Richtung seien möglich und wichtig, insbesondere als Zeichen der Synodalität.
Viele Pfarrer fühlten sich durch administrative Tätigkeiten überlastet, hieß es in der Zusammenfassung weiter. Für Verwaltung und bauliche Angelegenheiten werde viel Zeit und Energie aufgewendet, die für die Seelsorge fehle. Kardinal Schönborn sprach dazu im Blick auf die bevorstehende Pfarrgemeinderatswahl am 20. März das Thema der neuen Pfarreinheiten an. In den neu errichteten Pfarrverbänden und Pfarren mit Teilgemeinden seien Priester mitunter für acht bis zehn Gemeinden zuständig. Es wäre für Pfarrer überfordernd, würde jede Gemeinde mit je eigenem Pfarrgemeinde- und Vermögensverwaltungsrat Sitzungen abhalten und sie bei jeder Sitzung anwesend sein müssten. Deswegen denke die Diözesanleitung über Lösungen nach, wie die Gremienstruktur künftig schlanker und praktikabler gestaltet werden könne, so der Kardinal.
Quelle: kathpress