Theologe Bucher: Geiz ist eine Frage der Erziehung
Die eigene Erziehung ist in hohem Maße dafür mitverantwortlich, dass ein Mensch Geiz entwickelt: Auf dieses Ergebnis von Studien hat der Salzburger Theologe Anton Bucher in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" (Wochenende) hingewiesen. "Es kann dabei aber auch eine genetische Komponente geben: Menschen mit geringerem Selbstwertgefühl tendieren eher zu geizigem Verhalten." Die Folgen seien auch für Betroffene selbst fatal, mache doch Geiz unsympathisch: "Geizige mag man einfach nicht, weil sie anderen nichts gönnen", verwies Bucher auf eigene Umfragen, denen zufolge Geiz mit Abstand als die "verwerflichste aller Todsünden" empfunden werde.
Auf die Frage, was Eltern falsch gemacht hätten, wenn ihre Kinder sich als geizig zeigten, meinte der Professor für Praktische Theologie an der Universität Salzburg: "Sie waren zu wenig großzügig - sich selber gegenüber, den Kindern gegenüber und anderen Menschen gegenüber." Abgewöhnen lasse sich dies Kindern nur, wenn man ihnen als Erwachsener ein Gegenbeispiel gebe und Großzügigkeit vorlebe. Beispiele dafür seien, in Bus oder Bahn jemand anderem seinen Platz anzubieten oder etwas für soziale Zwecke zu spenden.
Weiter führte der Theologe aus: "In unserer Umfrage haben nur relativ wenige Teilnehmer zugegeben, dass sie manchmal Geiz verspüren und auch geizig handeln." Viele Menschen realisierten gar nicht, dass sie geizig seien. Weil Geizige weniger beliebt seien, gehe damit oft auch Vereinsamung einher. Bucher verwies noch auf ein weiteres Phänomen: Selbst in seinem Bekanntenkreis erlebe er, dass sehr reiche Menschen, die sich vieles leisten könnten, wesentlich geiziger seien als Menschen mit wenig Besitz, die sogar davon noch etwas abgäben.
Geiz zeige sich bei Menschen übrigens nicht nur in finanzieller Hinsicht, erinnerte der Theologe. "Man kann mit Liebe und Zuwendung geizen. Man kann auch damit geizen, andere Menschen Anerkennung und Lob spüren zu lassen." Der Grund, warum Menschen so handelten, erklärte er damit, dass diese vermutlich selber zu wenig davon erfahren hätten. "Oder weil es ihnen an Empathie fehlt. Oder weil sie dazu erzogen wurden, selbst immer die Besten sein zu wollen."
Eine Empfehlung, wie viel jeder, der nicht arm sei, vom verfügbaren Einkommen für Bedürftige spenden sollte, hat der Autor des Buches "Psychologie des Glücks" auch: "Ich denke, ein Prozent wäre das Mindeste." Zugleich verwies er auf den Islam. Dort gelte das Almosengebot, wonach jeder 2,5 Prozent seines Vermögens abgeben müsse. "Ich glaube, viele Menschen würden es gar nicht spüren, wenn sie 2,5 Prozent ihres Besitzes weggeben würden."
Quelle: kathpress