Roma-Seelsorgerin: Bombenattentat von 1995 wirkt bis heute nach
Das Bombenattentat auf vier Roma am 4. Feber 1995 in Oberwart wirkt bis heute nach. "Für viele ist es unvorstellbar, dass so etwas wieder passieren kann, aber das ist es nicht", mahnte Manuela Horvath, Cousine von zwei der damaligen Todesopfer und heute Leiterin der Roma-Pastoral der Diözese Eisenstadt und Gemeinderätin in Oberwart, im Gespräch mit der burgenländischen Kirchenzeitung "martinus" (aktuelle Ausgabe) zum beständigen Einsatz gegen Rassismus. Den die 37-jährige Romni auch selbst in hohem Ausmaß zeigt: Vor kurzem sprach Horvath gar im Parlament in Wien über die belastete Vergangenheit und die Situation ihrer erst 1993 offiziell anerkannten Volksgruppe.
Das traumatisierende Attentat von 1995, dem Peter Sarközi, Josef Simon, Karl und Erwin Horvath zum Opfer fielen und das heute als eines der schlimmsten rassistischen Verbrechen der Zweiten Republik gilt, ist für die damals Zehnjährige unvergessen: "Ich habe damals einfach nur Angst gehabt... Angst, dass ein Fremder kommt und Roma ermordet." Horvath sei erstmals verstärkt bewusst geworden, dass sie einer Minderheit angehört, die immer noch diskriminiert wurde. "Meine unbeschwerte Kindheit war dann jedenfalls eine Zeit lang vorbei." Sie und andere Kinder in der 1995 von 120 Angehörigen der Roma bewohnten Siedlung am Rand von Oberwart - "Reihenhäuser-Blöcke mit dem Charme einer Kleingartensiedlung", wie der "martinus" schreibt - durften nicht mehr nach draußen. "Alle hatten Angst, dass irgendwo Sprengsätze versteckt sein könnten."
Die Polizei habe nach dem Attentat zunächst Volksgruppen-Mitglieder verdächtigt, untereinander eine Fehde ausgefochten zu haben. Razzien in den Häusern der Roma waren die Folge. Für Horvath war es "ein trauriges Zeichen, dass die Täter zuerst in der Opfergruppe vermutet wurden", obwohl das Schild auf der Rohrbombe mit der Aufschrift "Roma zurück nach Indien" und die seit 1993 schwelende rassistische Anschlagsserie anderes nahelegte.
Auch wenn Manuela Horvath, wie sie erzählte, selbst kaum je unmittelbare Diskriminierung erlebte, hat sie das Erlebte bis heute nicht losgelassen. Sie forschte lange zum Thema, las bereits als Jugendliche Fürbitten bei Gedenkfeiern, seit sechs Jahren leitet sie die Roma-Pastoral der Diözese Eisenstadt. Das Attentat von Oberwart habe viel an noch bestehenden Vorurteilen bewusst gemacht. "Es ist wichtig, dass man die Erinnerung hochhält und die Kinder sensibilisiert", betonte Horvath. Gerne spricht sie deshalb vor Schulklassen. "Dabei möchte sie die Jugend aufrütteln, erklären, wie Rassismus entsteht, was er auslöst und wie schnell schreckliche Dinge wieder passieren können", hieß es im "martinus".
Quelle: kathpress