Familienexperten: Geschlechtsumwandlung oft nicht die Lösung
Zur Vorsicht bei Geschlechtsumwandlungen mahnt das kirchliche Institut für Ehe und Familie (IEF). In einem auf der IEF-Website publizierten Beitrag wird betont, dass ein Geschlechtswechsel oft nicht die Lösung des vermeintlichen Problems sei. Politische Bestrebungen wie etwa in Deutschland, den Wechsel für Minderjährige zu erleichtern, sehen die kirchlichen Familienexperten sehr kritisch.
Das IEF verweist u.a. auf die Schweizer Buchautorin Nadia Brönimann, die selber als Mann geboren wurde und seit ca. 25 Jahren als Frau lebt. Diese habe in einem Artikel in der "Neuen Zürcher Zeitung" (NZZ) darauf hingewiesen, dass es aktuell einen "Trans-Hype" gebe, der sich aus einer "enormen Präsenz von Transidentität" in den Medien ergebe und der in der Lage sei, die Entwicklung von Jugendlichen zu beeinflussen.
Brönimann warne aber davor, die "schwierigen Seiten" einer Geschlechtsumwandlung zu übersehen. Sie bekenne gegenüber der NZZ, dass ihre Motivation für den Geschlechtswechsel jene war, dass sie als Kind unglücklich gewesen und von ihren Eltern vernachlässigt worden sei und "raus aus ihrer Haut" wollte. Rückblickend glaube sie nicht mehr, dass der Geschlechtswechsel die Lösung ihrer Probleme gewesen sei. Hätte sie damals eine Psychotherapie gemacht, die sie gelehrt hätte, "sich mit sich selbst wohler zu fühlen", wäre sie wahrscheinlich "heute noch körperlich ein Mann".
Dass Brönimann mit dieser Erfahrung nicht alleine dasteht, wisse sie aus Gesprächen mit anderen Transpersonen. Viele würden sich schwertun mit dem Eingeständnis, dass ihre Entscheidung zum Geschlechtswechsel doch nicht nur positiv gewesen sei. Einige würden ihre negativen Erfahrungen auch nicht mitteilen wollen, aus Angst, als transfeindlich abgestempelt zu werden.
80 Prozent der betroffenen Jugendlichen weiblich
Der NZZ-Artikel verweist laut IEF außerdem auch auf einen starken prozentualen Überhang an jungen Frauen, die ihr Geschlecht wechseln wollen und nennt hier 80 Prozent - eine Zahl, die sich aus den Behandlungszahlen einer schwedischen und einer britischen Klinik ableiten ließen. Die NZZ zitiere den Kinder- und Jugendpsychologen Alexander Korte, der eine der Ursachen in der Pubertät sehe, zumal das Erreichen der Geschlechtsreife für weibliche Jugendliche oftmals "verwirrend und schmerzhaft" sein könne. Männliche Jugendliche nähmen im Gegensatz dazu nur zu vier Prozent gemischte Gefühle wahr. Daraus folgere er, dass eine Geschlechtsdysphorie bei Jugendlichen "ein Ausdruck des Scheiterns an den Herausforderungen der Pubertät" sei.
Stimmt das Geschlechtsidentitätserleben nicht mit den Geschlechtsmerkmalen des Körpers überein, spricht man von Geschlechtsinkongruenz. Leidet eine Person unter der fehlenden oder beeinträchtigten Übereinstimmung, wird dies als Geschlechtsdysphorie bezeichnet. Darauf, dass aber nicht das Unbehagen am eigenen Körper die eigentliche Ursache von Geschlechtsdysphorie sei, deutet laut IEF auch eine Studie der amerikanischen Ärztin Lisa Littmann aus dem Jahr 2018 hin.
Die Studie befasst sich mit der Auswertung von 256 Fragebögen, die Eltern von Transgender-Kindern, von denen 82 Prozent als Mädchen geboren wurden, ausgefüllt hatten. Es zeige sich, dass häufig eine psychische Erkrankung bei den Minderjährigen vorlag. Die Behandlung der Geschlechtsdysphorie durch die Ermöglichung eines Geschlechtswechsels sei damit meist keine erfolgversprechende Lösung des Problems, so das IEF.
Der Artikel der NZZ verweise darüber hinaus auf zwei weitere Studien, wonach sich bei jeweils 88 Prozent der untersuchten minderjährigen Betroffenen die Symptome der Geschlechtsdysphorie wieder auflösten. Dieses gelte jedoch nur, solange keine geschlechtsändernden Maßnahmen wie zum Beispiel der Einsatz von Pubertätsblockern oder eine gegengeschlechtliche Hormontherapie eingesetzt wurden. Dieser Umstand sei besonders vor dem Hintergrund bedenklich, dass es internationale Bestrebungen gibt, die einen Zugang zu Transgenderbehandlungen vor allem für Minderjährige zu erleichtern, warnte das IEF.
Quelle: kathpress