Missio feiert 100 Jahre mit DJ-Show, Plakaten und Hilfsprojekten
Die Päpstlichen Missionswerke ("missio") sind aufgrund ihres Spendenvolumens die zehntgrößte Hilfsorganisation Österreichs. Dass man in Sachen Bekanntheit jedoch auf den hintersten Plätzen rangiert, wollen deren Verantwortliche zum diesjährigen 100. Geburtstag der Gründung verändern - und weit mehr als nur das. "Verändere mit uns die Welt", ist das Motto einer Plakatkampagne, die im Jahresverlauf österreichweit geschaltet werden soll. Missio-Nationaldirektor P. Karl Wallner gab darüber hinaus am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Wien Ausblick auf einen Reigen von 24 teils prominent besetzten Veranstaltungen sowie deutlich aufgestockten Hilfsprojekten und Spendenaktionen, die auch den Opfern des Ukraine-Krieges zugutekommen.
Der Krieg habe "alle am falschen Fuß erwischt", unterstrich Wallner. Missio Österreich sei schon seit vielen Jahren in der Ukraine aktiv mit Hilfsprojekten, bei denen wie auch grundsätzlich alles "über die Kirche" laufe, was heißt: Bischöfe, Priester und Ordensleute sind Partner vor Ort, in der Ukraine insbesondere aus der griechisch-katholischen Kirche. "Aufgrund unserer vielen Kontakte erreichte uns schon eine Flut an Hilfsaufrufen", so der Nationaldirektor. Hinsichtlich der weiteren Kriegsentwicklung, Schäden und Zerstörungen sei er selbst "sehr pessimistisch", sagte er. Dabei gelte jedoch: "Wir sind alle im selben Boot. Selbstverständlich fahren wir nun die Ukraine-Hilfe drastisch hoch, haben bereits erste Hilfsmittel und Spenden geschickt und werden das Maximum tun."
Ebenso gelte es aber auch die Not in anderen Ländern und Kontinenten nicht zu vergessen. Die Katholische Kirche müsse als "größter global player" eine "liebende Selbstlosigkeit" an den Tag legen, forderte der Nationaldirektor. Als Schwerpunkt- und Beispielland konzentriert sich missio heuer auf die Demokratische Republik Kongo, wohin auch Papst Franziskus im Juli reisen will. Das zentralafrikanische Land liefere 90 Prozent des weltweiten Kobalt-Bedarfs, berichtete der bei missio tätige Journalist Christoph Lehermayr, der heuer im "Alle Welt"-Magazin des Hilfswerks eine Reportagen-Serie über den problematischen Abbau verfasst hat. Kinderarbeit ist in Kobaltminen die Regel, Alternativen gibt es für das in Elektroautos und Hightech-Produkten allgegenwärtigen Metall nicht, berichtete der Experte. Die Ordensgemeinschaft der Gute-Hirten-Schwestern, Partner von missio, ermöglichen Kindern durch Schulen und Bildungsprogramme den Ausstieg aus der Schürfung.
Start mit "Electric Church"
Beim offiziellen Start ins 100-Jahr-Jubliäum am 29. April zeigt sich missio ganz unkonventionell für ein Kirchenhilfswerk: Mit einer Musikshow "Electric Church", bei der international bekannte Star-DJ Sergio Manoel Flores Passagen aus der Bergpredigt durch moderne Arrangements und visuelle Effekte in der Wiener Votivkirche erklingen lassen wird. "Wir möchten zeigen, dass die Bergpredigt nicht nur für uns Christen und unsere Gesellschaft Gültigkeit und Relevanz hat, sondern das Leben der ganzen Menschheit zum Besseren verändert hat. Auf diese Weise können an diesem Abend möglichst viele Menschen, gläubig oder nicht, mit der positiven Botschaft erreicht werden und Gutes tun", sagte Musikproduzent Flores bei der Pressekonferenz. Der Reinerlös geht zur Gänze an das derzeit größte missio-Projekt, an das geplante Sankt-Karl-Borromäus-Krankenhauses in Mosambik.
Wenige Tage darauf steht am 3. Mai die Verleihung des ersten von insgesamt vier heuer vergebenen "missio-Awards" bevor. Der österreichische Salesianerpater Johann Kiesling (88) wird dabei im Wiener Stephansdom bei einem Gottesdienst mit den Kardinälen Christoph Schönborn und Antoine Kambanda (Ruanda) für seine 45-jährige Missionstätigkeit im Kongo ausgezeichnet. Weitere Ehrungen gibt es bei einer Gala am 3. November, für die Bundespräsident Alexander Van der Bellen den Ehrenschutz übernommen hat und bei der auch der philippinische Kurienkardinal und Präfekt der vatikanischen Kongregation für die Evangelisierung der Völker, Luis Antonio Tagle, dabei sein will.
Zur Unterstützung der Hilfsprojekte werden bewährte Teile der missio-Kampagne heuer aufgestockt. Darunter etwa die bereits seit 1974 laufende "Jugendaktion", bei der Kinder und Jugendliche durch Verkauf von Schokopralinen sowie auch Chipspackungen - beide Produkte sind bio- und fair gehandelt - Gleichaltrigen in Ländern des Südens helfen. 2,5 Millionen Euro kamen dabei laut missio-Kampagnenchefin Daniela Ploberger in den letzten 20 Jahren zusammen, und mit einer Bestellung von 350.000 Pralinen sowie 130.000 Chipspackungen nimmt sich die Hilfsorganisation auch heuer einiges vor. Weitergeführt werden zudem die beiden jährlichen Fixpunkte von Pfarrsammlungen: die Weltmissionssonntag im Oktober sowie die Priestersammlung am Dreikönigstag 2023.
Auch die Seligsprechung der "Gründerin" der Päpstlichen Missionswerke, Pauline Marie Jaricot (1799-1862), steht heuer bevor. Die Französin initiierte als 23-Jährige in Frankreich das "Werk der Glaubensverbreitung", das nach dem Crowdfunding-Prinzip missionarische Projekte der Kirche förderte und aufgrund seines bald internationalen Wirkkreises von Papst Pius XI. 100 Jahre später zu den "Päpstlichen Missionswerken" erhoben wurde. Jaricot, nach den Worten P. Wallners eine "Powerfrau", wird am 22. Mai in ihrer Heimatstadt Lyon zur Ehre der Altäre erhoben. (Infos: www.missio.at)
Quelle: kathpress