
Caritas pocht auf "lückenlose Absicherung" von Arbeitslosen
Besonderes Augenmerk auf langzeitarbeitslose Menschen hat für die anstehende Arbeitsmarktreform die Caritas eingefordert. Anlässlich der am Montag stattfindenden Enquete zur "Arbeitslosenversicherung Neu" von Minister Martin Kocher hat es die Generalsekretärin der Caritas Österreich, Anna Parr, zwar als erfreulich bezeichnet, dass die Arbeitslosigkeit stetig zurückgeht und das Vorkrisenniveau erreicht sei. "Gleichzeitig sind wir besorgt ob der hohen Anzahl an langzeitbeschäftigungslosen Menschen." Sie bräuchten eine treffsichere Unterstützung dabei, am ersten oder auch zweiten Arbeitsmarkt wieder Fuß zu fassen. Das Arbeitslosengeld müsse generell so erhöht werden, dass es vor Armut schützt, betonte Parr, die eine "lückenlose Absicherung" forderte.
Fast jeder dritte Arbeitslose in Österreich ist laut Caritas-Angaben mittlerweile mehr als ein Jahr lang ohne Arbeit. Betroffene hätten ein hohes Risiko, in Armut zu geraten, erklärte Parr. "Und wir müssen gleichzeitig immer bedenken: Arbeit ist für Menschen nicht nur in materieller Hinsicht lebensnotwendig, sondern auch ein wesentlicher Faktor für gesellschaftliche Teilhabe."
Insbesondere für Menschen, die nicht mehr 100 Prozent ihrer Arbeitsleistung erbringen können, seien gezielte arbeitsmarktpolitische Angebote notwendig. Die "Aktion Sprungbrett" war aus der Sicht Parrs ein guter Anfang, diese Fördermaßnahme sei jedoch zeitlich begrenzt. "Aus unserer täglichen Erfahrung in unseren Beschäftigungsprojekten wissen wir, dass es im Kampf gegen Langzeitbeschäftigungslosigkeit langfristige Angebote und Maßnahmen braucht", wies die Generalsekretärin hin.
Hohe Inflation bereitet Sorgen
Aktuell größte Sorge von Klienten der Caritas-Sozialberatungsstellen seien die steigenden Kosten für Wohnen, Heizen und Energie. Die absehbar weiter steigende Inflationsrate setze vor allem jene weiter stark unter Druck, die vom Arbeitslosengeld leben müssen, so Parr. "Einmalzahlungen waren hier ein guter und wichtiger Schritt - aber nicht gut genug." Für die Arbeitsmarktreform fordere die Caritas somit eine Erhöhung der Nettoersatzrate beim Arbeitslosengeld auf ein existenzsicherndes Niveau.
Im Falle eines degressiven - also sukzessive abnehmenden - Arbeitslosengeldes Neu mit einer 55-prozentigen Nettoersatzrate als Untergrenze gelte es zu bedenken: Eine solche Reform würde nur jene Personen ausreichend schützen, die über nur wenige Zeit arbeitslos sind. Parr: "Ein degressives Arbeitslosengeld verbessert nicht die besonders gefährdete Situation der Langzeitbeschäftigungslosen. Gleichzeitig ist aber gerade diese Gruppe die in Österreich am stärksten von Armut betroffene."
Keine Einschränkungen beim Zuverdienst
Auch etwaige Einschränkungen beim Zuverdienst könnten sich auf die Gruppe der Langzeitarbeitslosen negativ auswirken, warnte die Caritas weiter. Derzeit bedeute dieses Zubrot "einen geringen, aber oft sehr entscheidenden Beitrag, um finanziell über die Runden zu kommen". Zudem sorge Beschäftigung auch in geringem Ausmaß dafür, dass der Anschluss an den sich derzeit stark verändernden Arbeitsmarkt nicht völlig verloren geht. "Gerade für Langzeitbeschäftigungslose muss die Möglichkeit des Dazuverdienens auf jeden Fall erhalten bleiben", betonte Parr.
Abschließend forderte die Caritas-Generalsekretärin, Vorschläge wie das "Ruhen" des Arbeitslosengeldes in den ersten Wochen der Arbeitslosigkeit nicht in Betracht zu ziehen. Die finanzielle Absicherung dürfe keine Lücken aufweisen, "denn Fixkosten machen auch keine Pause".
Quelle: kathpress