Landau: Werden aus "großen Krisen unserer Zeit" verändert hervorgehen
Die Gesellschaft wird aus den "großen Krisen unserer Zeit, der Coronakrise, der Klimakrise und jetzt dem furchtbaren Krieg in der Ukraine verändert hervorgehen". Dieses Resümee hat Caritas-Präsident Michael Landau zum Abschluss der 3. Europäischen Katholischen Sozialtage in Bratislava am Sonntag gegenüber "Kathpress" gezogen. Landau hatte in seiner Funktion als Präsident der Caritas Europa an dem Treffen in der slowakischen Metropole teilgenommen. Zu diesem waren 150 kirchliche Delegierte sowie Politiker und Wissenschaftler aus ganz Europa von 17. bis 20. März zusammengekommen, um soziale Herausforderungen in Europa und Wege zur Erneuerung zu diskutieren.
Ob es sich zum Guten oder zum Schlechten verändere, liege, "immer auch an uns", so Landau. Klar sei heute mehr als zuvor: "Frieden, Demokratie, Menschenrechte oder Rechtsstaatlichkeit sind keine Selbstläufer". Die Kirchen dürften nicht schweigen, "wo Menschen durch Menschen Gewalt und Unrecht geschieht, oder ungerechte Strukturen Einzelne oder Gruppen an den Rand drängen und ihnen keine fairen Chancen eröffnen".
Aus Landaus Sicht ist klar, dass tragfähige Lösungen nur gemeinsam gelingen werden. "Dazu gehört ein Menschenbild, das die gleiche Würde jedes Menschen bezeugt, vom behinderten Kind bis zum sterbenden Greis, zudem Solidarität und eine Haltung des Respekts und der Geschwisterlichkeit." In einer zusammenwachsenden Welt werde es mehr und nicht weniger Europa brauchen.
Es gehe um ein Europa, "das gerade auch jetzt Solidarität lebt, Kriegsvertriebenen Schutz bietet und sich für den Frieden stark macht". Dieses Europa müsse sozial gestaltet sein, um die Folgen der Pandemie zu meistern und es müsse um Verantwortungsbewusstsein werben, wenn es um die Bewältigung der Klimakrise im Sinne der Enzyklika Laudato si geht.
"Wir müssen ökologische und soziale Fragen noch deutlich mehr zusammen denken und gemeinsam angehen", zeigte sich Landau überzeugt. Vor allem aber, "sollten wir als Kirche für einen Chancenmodus werben". Das gelte nicht zuletzt für den Digitalbereich. "Sozial braucht digital - und umgekehrt. Es geht nicht um Verbotsschilder, sondern um die Ermutigung zum rechten Gebrauch - im Dienst der Menschen und der Schöpfung."
Tagung im Geiste der Synodalität
Auch die Generalsekretärin von Caritas Europa, Maria Nyman, hat an den Katholischen Sozialtagen teilgenommen. Sie habe die Tagung im Geiste der Synodalität wahrgenommen, der ein gemeinsames gehen und ein aufeinander hören ermöglicht habe, betonte sie gegenüber "Kathpress". Europa erlebe entscheidende Zeiten, deswegen sei es umso wichtiger, die Rolle der Kirche bei der Klimakrise, der Digitalisierung und dem demografischen Wandel zu diskutieren.
Die Kirche müsse eine couragierte und wahrhaftige Botschaft vorbringen, die immer auf der Würde des Menschen beruhe, zeigte sich die Generalsekretärin überzeugt. Dabei dürfe man es aber nicht beim Gebet belassen, sondern es müssten konkrete Handlungen gesetzt werden. "Wir sollten um Hoffnung und Liebe werben, nicht als vage Konzepte, sondern durch konkretes Handeln", zeigte sie sich überzeugt.
Klimakrise, Digitalisierung, demografischer Wandel
An der Tagung haben neben Landau aus Österreich auch der Präsident der Katholischen Aktion Österreichs (KAÖ), Ferdinand Kaineder und Markus Schlagnitweit als Direktor der Katholischen Sozialakademie Österreichs (ksoe) teilgenommen.
Weitere Teilnehmende waren u.a. Europaparlaments-Vizepräsident Othmar Karas (EVP) und die kroatischen EU-Kommissarin Dubravka Suica, sowie der Sekretär des Päpstlichen Kulturrats, Bischof Paul Tighe, aber auch die österreichische Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb. Impulse kamen auch vom slowakischen Arbeits- und Sozialminister Milan Krajniak, dem Präsidenten der Päpstlichen Akademie für das Leben, Erzbischof Vincenzo Paglia, dem deutschen Theologen und Unternehmensberater Ulrich Hemel oder Caritas-Europa-Generalsekretärin Maria Nyman.
Das lange vor Ausbruch des Ukraine-Kriegs festgelegte Generalthema der Sozialtage lautete "Europa nach der Pandemie: ein Neuanfang". Im Kontext der Soziallehre der Katholischen Kirche sollten Herausforderungen in Bereichen wie Familie und demografischer Wandel, Digitalisierung und technologische Veränderungen sowie die sozial-ökologische Transformation beleuchtet werden.
Nicht nur bei der Bewältigung der Folgen des entsetzlichen Krieges in der Ukraine, auch bei anderen Krisen und Herausforderungen gelte es gemeinsam Verantwortung zu übernehmen, betonte der Präsident der EU-Bischofskommission COMECE Kardinal Jean-Claude Hollerich am Freitag zum Auftakt der Tagung. Gebe es etwa beim Umgang mit dem Klimawandel keine Solidarität und nehme man die Notwendigkeit sozial-ökologische Transformation nicht ernst, schaffe man schon jetzt die Grundlage für neue, künftige Kriege, warnte der Kardinal.
Die ersten Europäischen Katholischen Sozialtage hatten 2009 im polnischen Danzig stattgefunden. Auf das Treffen unter dem Leitwort "Solidarität - eine Herausforderung für Europa" folgte 2014 ein weiteres Treffen in der spanischen Hauptstadt Madrid zum Generalthema "Der christliche Glaube und die Zukunft Europas".
(Offizielle Website: Europäische Katholische Sozialtage https://www.catholicsocialdays.eu)
Quelle: kathpress