Energiekosten: Caritas wünscht sich "treffsicherere Maßnahmen"
Nach der Vorstellung des zweiten Energiekosten-Entlastungspakets wünscht sich die Caritas von der Regierung "treffsicherere Maßnahmen" für armutsbetroffene oder armutsgefährdete Menschen. Mit Blick auf die weitere steigende Teuerung begrüße er zwar, dass die Bundesregierung ein weiteres Energiemaßnahmenpaket auf den Weg bringt, betonte Caritas-Präsident Michael Landau am Montag. Der Erfolg des angekündigten Pakets werde jedoch wesentlich davon abhängen, "ob es auch jene erreicht, die es am dringendsten brauchen: Menschen mit niedrigen Einkommen", hielt Landau via Aussendung fest. Ein weiterer Teuerungsausgleich und vor allem langfristige Sozialreformen seien dringend notwendig.
Aus Sicht der Caritas ist es "zurzeit noch völlig offen", ob die nun beschlossenen Unterstützungen "gezielt und nachhaltig" auch armutsbetroffene oder armutsgefährdete Menschen erreicht. "Angesichts der finanziellen Not, in der sich jetzt immer mehr Menschen befinden, hätte es jedenfalls eine Erhöhung des Teuerungsausgleiches gebraucht", zeigte sich Landau überzeugt. "Prioritär wäre vor allem auch, dass Sozialleistungen jetzt dahingehend reformiert werden, dass sie trotz steigender Preise vor Armut schützen", hob der Caritas-Präsident hervor.
In den Caritas-Sozialberatungsstellen zeige sich dieser Tage, dass vor allem Menschen mit geringen Einkommen von steigenden Preisen für Energie und den hohen Wohnkosten "mit voller Wucht getroffen werden", so Landau weiter. Kein Thema beschäftige Klientinnen und Klienten in den Caritas-Sozialberatungsstellen so sehr, wie Wohnen und Energie. "Sie kämpfen mit Zahlungsrückständen und drohenden Strom-Abschaltungen - während längst alle Ersparnisse aufgebraucht sind. Immer mehr Menschen wenden sich verzweifelt an uns, weil sie nicht wissen, wie sie ihre Rechnungen begleichen sollen", berichtete der Caritas-Chef. Die Teuerung, die derzeit schon bei rund sechs Prozent liegt, spiegele sich in allen Lebensbereichen wider.
Langfristige Lösungen nötig
Zur nachhaltigen Armutsbekämpfung seien dringend Reformen notwendig, bekräftigte Landau einmal mehr. "Wer chronischer Armut entgegenwirken will, muss für armutsfeste Sozial- und Familienleistungen sorgen." Die Caritas fordert hier eine "Sozialhilfe neu" mit klaren Mindeststandards und einer Höhe, die sich an den realen Kosten der Menschen orientieren müsse. Auch Familienleistungen seien derzeit nicht ausreichend hoch, um die tatsächlichen Kosten, die für Kinder anfallen, auszugleichen, so Landau: "Insbesondere der Familienbonus muss endlich alle Familien und Kinder erreichen, vor allem einkommensarme Familien, die diese Hilfe jetzt am dringendsten benötigen."
Eine weitere Caritas-Forderung ist die Erhöhung der Nettoersatzrate auf ein existenzsicherndes Niveau im Zuge der anstehenden Reform des Arbeitslosengeldes. "Wir sehen tagtäglich, dass die aktuellen Sozial- und Versicherungsleistungen in vielen Fällen Armutssituationen nicht verhindern", erklärte Landau. Die Teuerungswelle werde dies verschärfen: "Wenn die Kosten steigen, die Einnahmen bzw. das Einkommen aber nicht, dann entsteht hier speziell für einkommensarme Menschen ein enormer Teuerungsdruck."
Sozialleistungen drohten von der Teuerungswelle aufgefressen zu werden, so der Caritas-Chef. Sie müssten daher an das jetzige Preisniveau angepasst und zukünftig regelmäßig valorisiert werden. "Wäre dies bereits erfolgt bzw. würden die Sozialleistungen dann entsprechend der Inflations- und Kostenentwicklung regelmäßig valorisiert werden, bräuchte es auch keine Einmalzahlungen mehr", zeigte sich Landau überzeugt.
Quelle: kathpress