Diözese Linz stützt sich auf ihren "Zukunftsweg"
Papst Franziskus rät jenen Diözesen, die bereits Synoden und synodale Prozesse hinter sich haben, dass sie "die Früchte sammeln und teilen". Daran hält sich die Diözese Linz mit ihrem seit Montag online gestellten Synthese-Bericht, mit dem sie sich wie alle österreichischen Diözesen an dem von Franziskus ausgerufenen weltweiten Synodalen Prozess beteiligt. Bereits 2017 startete in Oberösterreich der "Zukunftsweg - Kirche weit denken", im Zuge dessen 16.000 Rückmeldungen ausgewertet und einbezogen wurden. Diese "vielfältigen Gespräche, Stellungnahmen, Begegnungen und Entscheidungen der letzten Jahre" wurden nun nicht nur als zehnseitiger Bericht an das nationale Synodenteam übergeben, sondern auch in "einer Art Radiosendung" auf der Diözesan-Website publiziert.
Beim Zukunftsweg seien "die Zeichen der Zeit erforscht" worden, hieß es: Es wurden viele Menschen beteiligt, Pastorale Leitlinien und die Schwerpunkte "Spiritualität - Solidarität - Qualität" beschrieben und zur Umsetzung in vier Diözesanforen beschlossen. "Überregionale Anliegen zu Gleichberechtigung der Frauen, Öffnung der Zulassungsbedingungen für das sakramentale Amt und weitere Beauftragungen zur Sakramentenspendung" sandte die Diözese Linz in Form eines Briefes an den Papst. Die Taufbeauftragung für Seelsorgende wurde ausgeweitet, ein informierendes "Grüß Gott!"-Magazin an alle Oberösterreicher verschickt und eine "zukunftsweisende neue Pfarrstruktur" sowie neue "Diözesane Dienste" auf Schiene gebracht.
Die neuen Strukturen der Pfarren und Diözesanen Dienste seien Ausdruck der bisherigen strukturellen und inhaltlichen Neuausrichtung als "missionarische Kirche, die Solidarität und Qualität leben und in Kirche und Gesellschaft verankern will". In Pfarren, pastoralen Orten, diözesanen Gremien und Gruppen sowie Gemeinschaften wurden auf dieser Grundlage die zehn Themenfelder des weltweiten synodalen Prozesses behandelt "und auf das WIE des Miteinanders gehört und geschaut". Bleibend aktuell sei das diözesane "Zukunftsweg-Gebet" für eine Kirche auf dem Weg, in dem es heißt: "So lasst uns aufbrechen aus dem Gewohnten und allzu Bekannten und vertrauensvoll gehen, wohin Gott uns führt."
Anliegen Geschlechtergerechtigkeit
Im bisherigen Prozess war der Wunsch nach "Geschlechtergerechtigkeit auf allen Ebenen der Kirche" einer der meistgenannten, hielt die Diözese Linz fest. Die Zulassung der Frauen zum sakramentalen Amt und eine diesbezügliche Entscheidungskompetenz für regionale Bischofskonferenzen sei ein viel geäußerter Wunsch. Dazu der Linzer Pastoralrat im November 2021: "Die Frauenfrage ist kein allein westeuropäisches Thema, sondern in den Menschenrechten begründet. Die derzeitige Situation ist ein Fehler, der korrigiert gehört."
Die Katholische Jugend und Jugendliche in Oberösterreich brachten ein anderes "heißes Eisen" der kirchlichen Reformdebatte ein: Sie setzten sich sehr für Diversität und Antidiskriminierung von gleichgeschlechtlich Liebenden und transgender Personen ein und fordern das auch von der Kirche, berichtet die Diözese. Auch ein eigener Arbeitskreis für Regenbogenpastoral sei in Oberösterreich aktiv.
Groß sei in der Diözese auch der Wunsch nach "mehr demokratischen Mitbestimmungsmöglichkeiten", aber ebenso herrsche die Sorge, dass genügend Personen auch in Zukunft engagiert sind. Das Durchschnittsalter der Priester sei hoch, wenig junge Menschen studieren Theologie. Zu diesen und anderen Reformanliegen sind auf der Diözesan-Website oft pointierte Eingaben von Personen und Gruppen veröffentlicht.
Reformen mit Liebe und Wertschätzung
In einem Auszug aus den Pastoralen Leitlinien heißt es: "Gerade für die Kirche in der individualisierenden Gesellschaft ist es entscheidend, die institutionelle Einheit und die berechtigte Vielfalt ihrer Mitglieder, in der diese in unterschiedlichen Formen ihren Glauben leben und ihr Leben gestalten, zu bewahren. Kirche weit denken bedeutet, Raum zu geben für unterschiedliche Glaubens- und Lebensstile, die nicht miteinander konkurrieren, sondern einander bereichern." (Pastorale Leitlinien, 21)
Als Grundsatz für eine zukunftsfähige Kirche heißt es: "Wir wollen in der Diözese Linz eine Haltung der Liebe und Wertschätzung unserer Mitmenschen und Mitwelt gegenüber einüben." Das zeige sich konkret im Umgang miteinander: "Wir reden gut über andere. Wir gehen gut miteinander um." Zum zentralen christlichen Liebesgebot wird auf der Website auch eine bekannte Stimme der österreichischen Kultur zitiert, die von der "Gewissheit, nie genug lieben zu können" und davon spricht, dass "Liebe bedingungslos" ist: Es ist André Heller mit seinem Lied "Es gibt" aus seinem Tonträger "Spätes Leuchten".
(Link auch zum Diözesanbericht als Radio-Beitrag: https://www.dioezese-linz.at/institution/9100/synodalerweg/aktuellessynode/article/203903.html)