Wien: 100-Jahr-Jubiläum von "Missio" mit Festgottesdienst eröffnet
Die Päpstlichen Missionswerke Österreich (Missio) haben am Dienstagabend in Wien den 100. Jahrestag ihrer Gründung gefeiert. Kardinal Christoph Schönborn leitete im vollen Wiener Stephansdom einen Festgottesdienst, an dem auch Kardinal Antoine Kambanda aus Kigali, fünf weitere Bischöfe sowie 60 Priester aus dem In- und Ausland mitzelebrierten. Bei dem ersten Höhepunkt im österreichweiten Jubiläumsjahr des kirchlichen Hilfswerks wurde in einem Festakt im Anschluss an den Gottesdienst der seit vier Jahrzehnten im Kongo tätige Salesianerpriester P. Johann Kiesling (88) für sein Lebenswerk ausgezeichnet.
Mission sei ein Wesensbestandteil der Kirche und "Geschenk Gottes", hob Kardinal Schönborn in seiner Predigt hervor. Die weltweite Verbreitung des christlichen Glaubens sei in früheren Jahrhunderten zwar mit der Expansion der europäischen Kolonialmächte verbunden gewesen, "sie kann jedoch nicht dadurch allein erklärt werden", unterstrich der Wiener Erzbischof. Die Missionarinnen und Missionare seien seit jeher "mit unglaublichem Einsatz" in Verkündigung und Katechese tätig, "doch wären alle menschlichen Bemühungen für den Glauben vergeblich, wenn nicht die Gnade Gottes dem Glauben Wachstum schenkt". Der "starke, authentische Glaube" in Regionen, die erst vor wenigen Generationen christlich wurden, fasziniere ihn, sagte Schönborn.
Die Missionswerke würden Europa dabei helfen, "über den eigenen Tellerrand zu schauen", sagte Missio-Nationaldirektor P. Karl Wallner. "In den letzten 100 Jahren ist die Zahl der Katholiken von 220 Millionen, die damals fast ausschließlich in Europa und Nordamerika lebten, auf 1,4 Milliarden gewachsen", verdeutlichte dies der Zisterzienser-Ordensmann. Die Kirche im Süden sei "glaubensstark" und trage dazu bei, dass die Zahl der Katholiken weiterhin jährlich um 16 Millionen wachse. "Das Hauptproblem der Bischöfe in vielen Regionen der Welt besteht darin, neue Seminare für die vielen neuen Berufungen zu schaffen", berichtete Wallner. Die Päpstlichen Missionswerke unterstützten dies unter anderem mit Priesterpatenschaften.
Missio-Priesterstipendiat wurde Kardinal
Die Bedeutung dieser Hilfen verdeutlichte Kardinal Kambanda, der erklärte, seine Priesterlaufbahn sei durch die Hilfe der Päpstlichen Missionswerke Österreich möglich geworden. Er gehöre damit zu den 23.000 Priestern, deren Studium in den letzten 40 Jahren durch Patenschaften unterstützt wurden - "allein in Ruanda waren es 1.360 Priester", so der Erzbischof von Kigali. Seine Ortskirche wachse ständig und es gäbe viele Berufungen, "doch der Bedarf an Aus- und Weiterbildung ist groß, für den Dienst bei uns und auch, um Priester als Missionare in andere Länder schicken zu können". Wichtig sei eine "Zusammenarbeit Hand in Hand", befand der Kardinal, der auch auf die Bedeutung des von Papst Franziskus ausgerufenen Synodalen Prozesses verwies. "Ein Sprichwort in Afrika besagt: Willst du schnell gehen, geh allein, willst du weit kommen, geh gemeinsam."
Unter die Gratulanten reihte sich auch Militärbischof Werner Freistetter. Es sei "erstaunlich, wie viel Gutes aus der Idee einer einfachen Gläubigen entstanden ist", verwies der in der Bischofskonferenz für den Bereich Mission und Entwicklung zuständige Bischof auf die Gründerin des später zum Päpstlichen Missionswerk erhobenen "Werkes der Glaubensverbreitung", Pauline Jaricot (1799-1862). Richtig verstandene Mission habe mit Kolonialisierung, Dominanz oder Indoktrinierung nichts zu tun, da sie nicht ein Aufzwingen von Überzeugungen sei, sondern vielmehr das Verkünden der frohen Botschaft. "Es bedeutet, dass niemand zurückgelassen wird und jeder teilhaben kann", betonte Freistetter. Dabei würden die Missionswerke seit 100 Jahren stets auch "von denen lernen, zu denen wir gesandt sind".
Missionar für Lebenswerk geehrt
Freistetter überreichte beim Festakt den ersten von insgesamt vier in diesem Jahr verliehenen "Austria.on.Mission-Awards" an Kongo-Missionar P. Johann Kiesling, in Stellvertretung des gesamten Ordens der Salesianer Don Boscos. Die Auszeichnung würdige "Menschen, die unglaubliche Dienste für die Ärmsten leisten, ohne in den Schlagzeilen zu stehen", erklärte der bei Missio tätige Journalist Christoph Lehermayr. Missionare seien "Menschen, die einen Unterschied machen". P. Kiesling selbst gab Einblicke in seinen Einsatz für Jugendliche in der Demokratischen Republik Kongo. 750 Straßenkinder der Großstadt Lubumbashi hätten in den Einrichtungen seines Ordens Unterkunft, Essen, Begleitung, Unterricht und eine Berufsausbildung gefunden, mit dem Ziel einer "guten Zukunft". Auch mit seinen 88 Jahren könne er an seinem Einsatzort weiterhin "Guttaten anderer Menschen" überbringen, dankte der Missionar für die Unterstützung aus Österreich.
Als Ehrengäste zum Jubiläumsgottesdienstes gekommen waren auch die Bischöfe Alois Schwarz, Franz Scharl und Klaus Küng, der armenisch-apostolische Erzbischof Tiran Petrosyan, Bischofskonferenz-Generalsekretär Peter Schipka, der ukrainisch-katholische Generalvikar Jury Kolasa, Steyler-Missionsprokurator Franz Pilz und Salesianer-Provinzial P. Siegfried Kettner als Vertreter der Ordensgemeinschaften, die neun Missio-Diözesandirektoren und der vormalige Nationaldirektor P. Leo Maasburg, sowie die Nationalratsabgeordnete Gudrun Kugler und der Wiener Bezirksvorsteher Markus Figl. Unmittelbar vor der Festmesse hatte der Apostolische Nuntius in Österreich, Erzbischof Pedro Lopez Quintana, Vertreter aus Kirche, Politik und Medien zu einem Empfang geladen.
Die heute in 150 Ländern tätigen Päpstlichen Missionswerke wurden am 3. Mai 1922 von Papst Pius XI. in Rom gegründet, sowie noch im selben Jahr vom damaligen Wiener Erzbischof, Kardinal Gustav Piffl, auch in Österreich. Sie gehen hervor aus dem "Werk der Glaubensverbreitung", das wiederum 100 Jahre zuvor, im Jahr 1822, von der jungen Französin Pauline Jaricot initiiert worden war. Bisher wurden durch die Missionwerke aus Österreich rund 10.000 Hilfsprojekte für die Ärmsten der Armen unterstützt - von Pastoralprojekten über Schulbauten bis zu Gesundheitsprogrammen. (Infos: www.missio.at)
Quelle: kathpress