
Scheuer ruft zu Kultur der Achtsamkeit und Geschwisterlichkeit auf
Zu einer Kultur der Achtsamkeit und Geschwisterlichkeit hat der Linzer Bischof Manfred Scheuer aufgerufen. Der Bischof eröffnete am Donnerstag mit seinem Impuls den 40. "Ökumenischen Theologischen Tag" im Linzer Priesterseminar, der unter dem Generalthema "Christliche Lebensstile angesichts der Klimakatastrophe" stand. Bischof Scheuer verwies auf die Enzyklika "Laudato si" von Papst Franziskus, der darin von einer universalen Gemeinschaft und Geschwisterlichkeit spricht. Gleichgültigkeit oder die Grausamkeit gegenüber den anderen Geschöpfen dieser Welt spiegelten viel von dem wider, "wie wir die anderen Menschen behandeln".
Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung seien drei absolut miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln behandelt werden können, so Scheuer. Der Dialog zwischen den Religionen, mit der Wissenschaft und zwischen den Ökologiebewegungen müsse "auf die Schonung der Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit ausgerichtet sein", zitierte der Bischof den Papst.
Scheuer verwies in diesem Zusammenhang auch auf den französischen Historiker Jules Isaac. Dieser habe sich intensiv mit dem Verhältnis von Verachtung und Gewalt beschäftigt: Schrittweise rechtfertige Verachtung Gewalt und dann den Krieg. An der Wurzel von Terror und Barbarei sei nicht selten die Anmaßung absoluter Macht über Leben und Tod gestanden, "stand die Verachtung des Menschen, die Verachtung der 'anderen'". Diese Verachtung habe sich aller Kräfte, auch der Wissenschaften, der Medizin, der Ökonomie und sogar der Religion bedient. Für Isaac sei klar gewesen, "dass die Verachtung in Wertschätzung und Dialog verwandelt werden muss", so Scheuer.
Sorge und Achtsamkeit schafften ein Gefühl der gegenseitigen Zugehörigkeit, gerade in Erfahrungen des Alleinseins, der Ausgrenzung, der Rivalität und der Konkurrenz. "Sich zu sorgen und sich umsorgt zu wissen sind zwei grundlegende Kategorien unseres persönlichen und gesellschaftlichen Lebens", so Bischof Scheuer. Sorge und Achtsamkeit seien nicht nur in den persönlichen Beziehungen wichtig, sondern auch im gesellschaftlichen Bereich. Es gehe um Zuverlässigkeit in den Begegnungen, um Verantwortung füreinander.
Authentisch gelebte ganzheitliche Ökologie
Wie der Bischof weiter ausführte, setzt für Papst Franziskus echte menschliche Entwicklung die vollkommene Achtung gegenüber der menschlichen Person voraus, müsse aber auch auf die Welt der Natur achten und der Natur eines jeden Wesens und seiner Wechselbeziehung in einem geordneten System Rechnung tragen.
Schließlich ging der Linzer Bischof auch noch auf den Sonnengesang des Hlg. Franz von Assisi ein. Dieser sei ein Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit gegenüber den Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte ganzheitliche Ökologie.
Weitere Vortragende beim "Ökumenischen Theologischen Tag" waren der evangelische Superintendent Gerold Lehner, die Wiener Politikwissenschaftlerin Anna Preiser, Bjarne Kirchmair von der Bewegung "Fridays for Future" und der Linzer Theologe Georg Winkler.
Quelle: kathpress