Internationale Sophie Scholl-Ausstellung im Linzer Mariendom
Die Ausstellung "Sophie Scholl - Der Traum von einem anderen Deutschland" ist noch bis 7. Juli im Linzer Mariendom zu sehen. Sie zeigt Bilder und Texte zur politischen Situation der "Zwischenkriegszeit" in der Weimarer Republik, zum Erstarken der NSDAP und zu den Jahren des Dritten Reichs und informiert über die Aktivitäten der Widerstandsgruppe "Weiße Rose", deren Widerstand in hohem Maße christlich motiviert war.
Zum inneren Kreis der "Weißen Rose" gehörten die Geschwister Hans und Sophie Scholl, Alexander Schmorell, Christoph Probst, Willi Graf und Kurt Huber. Im Februar 1943 wurden Hans und Sophie Scholl sowie Christoph Probst verhaftet, zum Tod verurteilt und am 22. Februar enthauptet. Im April 1943 wurden auch Kurt Huber, Willi Graf und Alexander Schmorell zum Tod verurteilt und hingerichtet.
Die Wanderausstellung, die von der Friedensbibliothek der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg zur Verfügung gestellt wurde, wurde am Abend des 13. Mai eröffnet. Bischof Manfred Scheuer betonte in seiner Ansprache, die Mitglieder der "Weißen Rose" hätten ihr Handeln und ihr Leben in einem größeren, die Gegenwart transzendierenden Zusammenhang gesehen. Die Geschwister Scholl als Mitglieder der "Weißen Rose" hätten die Widerstandskraft des Glaubens gegenüber barbarischen Systemen der Menschenverachtung und der Gottlosigkeit realisiert.
Scheuer wörtlich: "Sie waren dabei alles andere als notorische Neinsager oder Lebensverächter, keine bloßen Kritiker oder Wirklichkeitsflüchtlinge. Die Krisis des Glaubens hatte bei ihnen nichts zu tun mit projektiver Aggressivität oder abstrakter Lust am Widerstand. Sie hatten die Gabe der 'Unterscheidung der Geister'." Sie hätten hinter die Masken der Propaganda geblickt, hinter die Rhetorik der Verführung, "sie schauten auf den Schwanz von Entwicklungen, etwa was Versprechen von Arbeit und Brot, nationales Selbstbewusstsein nach 'Demütigungen', Verheißungen großer Siege und Ähnliches anlangt".
Scheuer erinnerte an den vielfach preisgekrönten Film "Sophie Scholl - Die letzten Tage", in dem Sophie Scholl nach ihrer Verhaftung zum Vorwurf, sie habe sich gegen das Gesetz vergangen, aus ihrem christlichen Glauben heraus antwortet: "Es gibt noch eine andere Gerechtigkeit!" Die Botschaft Jesu vom Gericht Gottes stelle in Aussicht, dass die Sehnsucht des Menschen nach einer letzten und endgültigen Gerechtigkeit keine leere Hoffnung bleibe, so Bischof Scheuer. "Dies ist eine Frohbotschaft insbesondere für alle Benachteiligten und An-den-Rand-Gedrängten, aber auch für jene, die sich für eine gerechtere Welt einsetzen und oft auf verlorenem Posten kämpfen".
Faszinierende Widerstandskämpferin
Die Studentin Lydia Eder, die sich bereits während ihrer Schulzeit mit Sophie Scholl und ihrem Gesinnungswandel - von der Hitler-Begeisterung hin zu einer tiefen Abneigung gegen das Hitler-Regime - auseinandergesetzt hat, schilderte bei der Eröffnung, was sie an der Widerstandskämpferin fasziniert. Prägend seien aus ihrer Sicht schon die Eltern von Hans und Sophie gewesen, die Hitler von Anfang an kritisch gegenübergestanden seien, was die Geschwister in ihrer Begeisterung herausgefordert habe: "In ihrem gut dokumentierten Briefwechsel mit diversen Personen wird deutlich, dass Sophie das Hitler-Regime immer kritischer hinterfragt, es bald ganz ablehnt, untermauert von starken Argumenten", so Eder.
Entscheidend sei auch Sophie Scholls Beschäftigung mit dem Christentum gewesen. Theologische Schriften hätten ihr Interesse geweckt, der Glaube sei ihr zum Halt und zur Motivation geworden, Widerstand zu leisten. Umgekehrt habe auch Sophies Haltung ihr nahestehende Personen beeinflusst. So habe sich etwa ihr Freund Fritz Hartnagel selbst vom Hitler-Regime abgewendet - und das als Soldat an der Front. Lydia Eder: "Mich begeistern Sophies Entwicklung, ihr großes Reflexionsvermögen, ihre Gedanken und ihre Zweifel, und ihr Wille, sich ihre Prinzipien nicht nehmen zu lassen." Deutlich werde dies, wenn Sophie nach ihrer Verhaftung sage: "Ich bereue deshalb meine Handlungsweise nicht und will die Folgen, die mir aus meiner Handlungsweise erwachsen, auf mich nehmen."
Die Zusammenarbeit des Mariendoms mit der Friedensbibliothek Berlin begann vor fünf Jahren mit der Ausstellung "Sie wollten nicht töten" mit Zeugnissen und Bildern von Menschen wie Franz Jägerstätter, die sich aus humanistischen und religiösen Gründen geweigert haben, mit der Waffe in den Krieg zu ziehen und zu töten. Mit "Sophie Scholl - Der Traum von einem anderen Deutschland" beherbergt der Linzer Mariendom bereits die vierte Ausstellung der Friedensbibliothek Berlin.
Die Ausstellung "Sophie Scholl - Der Traum von einem anderen Deutschland" im Linzer Mariendom ist bis 7. Juli von Montag bis Samstag von 7.30 bis 17.30 Uhr, sowie Sonn- und Feiertag von 12.30 bis 17.30 Uhr zu sehen. (Infos zur Ausstellung: www.friedensbibliothek.de)
Quelle: kathpress