Schönborn schenkt Griechisch-orthodoxer Kirche kostbare Reliquien
Kardinal Christoph Schönborn hat sich dieser Tage mit einem kostbaren Geschenk in der griechisch-orthodoxen Metropolis von Austria eingestellt. Er schenkte der orthodoxen Dreifaltigkeitskathedrale in Wien sowie dem Kloster Maria Schutz in St. Andrä/Zicksee im Burgenland kostbar gefasste Reliquien des Hl. Gregor von Nazianz (ca. 330-390 n. Chr.). Der Kirchenvater wird von der Ost- und Westkirche gleichermaßen verehrt. Die Übergabe wurde von einem gemeinsamen Gebet in der Dreifaltigkeitskathedrale gerahmt, an dem neben dem Kardinal und Metropolit Arsenios (Kardamakis) auch weitere Priester der Metropolis teilnahmen. Der Metropolit dankte dem Wiener Erzbischof herzlich für das kostbare Geschenk und die großzügige ökumenische Geste.
Es ist nicht die erste ökumenische Reliquien-Schenkung an die Metropolis. 2016 überbrachte der Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics eine Kreuzreliquie an Metropolit Arsenios, die seither in der Dreifaltigkeitskathedrale aufbewahrt wird. 2020 schenkte der Salzburger Erzbischof Franz Lackner der griechisch-orthodoxen Gemeinde im steirischen Leoben eine Reliquie des Heiligen Rupert (660-710 n. Chr.).
Theologisch gibt es hinsichtlich Reliquien bzw. Reliquienverehrung zwischen Katholischer und Orthodoxer Kirche keine nennenswerten Unterschiede, die Reliquienverehrung hat im orthodoxen kirchlichen Leben aber eine weit größere Bedeutung als in der katholischen Schwesterkirche.
"Der Theologe" und Kirchenvater
Dank seiner überragenden theologischen Fähigkeiten wird Gregor von Nazianz in der orthodoxen Tradition nicht nur als "Kirchenvater", sondern auch als "Der Theologe" bezeichnet, während die Westkirche ihn als Kirchenlehrer verehrt. Gregor von Nazianz wurde um 330 in Kappadokien (Türkei) geboren. Sein Vater, Gregor der Ältere von Nazianz, war Bischof von Arianz. Der Sohn studierte u.a. in Alexandria und Athen. In der gemeinsamen Studienzeit in Athen kam es zu einer engen Freundschaft mit Basilius dem Großen. Nach dem Studium führte Gregor einige Zeit mit Basilius im Pontus (Nordosttürkei) ein asketisches Einsiedlerleben. 361 wurde Gregor, sehr gegen seinen Willen, von seinem Vater zum Priester geweiht.
Basilius, mittlerweile Bischof von Caesarea, bat Gregor darum, Bischof von Sasima zu werden, um dort dem immer übermächtigeren Arianismus entgegenzutreten. Gregor von Nazianz reiste später auch auf Wunsch von Kaiser Theodosius nach Konstantinopel, um vor Ort der Ausbreitung des Arianismus entgegenzutreten. Er fand in Konstantinopel mit seinen Predigten schnell Anklang und mit seinem untadeligen Lebensstil gelang es ihm, die Stadt wieder zur Orthodoxie zurückzuführen.
Im Jahr 380 wurde Gregor zum Bischof von Konstantinopel geweiht; bei der Eröffnung des Konzils von Konstantinopel 381 hatte er den Vorsitz inne. Anfeindungen und Intrigen zwangen ihn, den Konzilsvorsitz und auch den Bischofssitz von Konstantinopel aufzugeben. Er kehrte nach Arianz zurück, wo er den Rest seines Lebens als Einsiedler verbrachte.
Gregor starb 390. Seine Gebeine wurden lange in Konstantinopel verehrt, jedoch 1204 von den Kreuzfahrern geraubt und später im Petersdom in Rom aufbewahrt. 2004 wurden sie von Papst Johannes Paul II. wieder nach Konstantinopel zurückgegeben.
Quelle: kathpress