Empfang zur Osterzeit für Kirchen und Religionen im Bundeskanzleramt
Auf Einladung von Bundesministerin Susanne Raab hat erstmals ein "Empfang zur Osterzeit" mit zahlreichen Vertretern der Kirchen und Religionsgesellschaften stattgefunden. Die Begegnung in Präsenz am Donnerstag im Bundeskanzleramt war die erste dieser Art seit Beginn der Pandemie, die neben den Herausforderungen durch den Krieg Russlands gegen die Ukraine ein Hauptthema war. Sowohl Kultusministerin Raab, als auch der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Franz Lackner, gingen in ihren Ansprachen darauf ein. Beide betonten dabei das ausgezeichnete Verhältnis von Staat, Kirche und Religionen in Österreich. Dieses habe sich nicht zuletzt in der Pandemie und den damit verbundenen nötigen Einschränkungen bei der Religionsausübung auf Basis von gemeinsamen Vereinbarungen sehr bewährt.
Wie die Ministerin beim Empfang betonte, gehöre der Großteil der österreichischen Bevölkerung einer Kirche oder Religionsgemeinschaft an: "Religion ist in der Mitte der Gesellschaft verankert und hat einen sehr hohen Stellenwert." Die Ministerin lobte die gute Zusammenarbeit mit den Glaubensgemeinschaften in der Bekämpfung der Corona-Pandemie. Kirchen und Religionen würden sich bewähren in der sinnstiftenden Begleitung von Menschen, aber auch in deren Bildung. Ausdrücklich würdigte Raab die Kirchen und Religionsgemeinschaften bei der Hilfe für Menschen, die aus dem Krieg in der Ukraine flüchteten.
Menschen müssten oft aus unterschiedlichen Gründen ihre Heimat verlassen, einer davon sei Verfolgung aufgrund religiöser Überzeugung. Die Ministerin verwies darauf, dass Christen hier weltweit die größte betroffene Gruppe sind. Der weltweite Einsatz für Religionsfreiheit sei für sie als Kultusministerin ein zentrales Anliegen, genauso wie die Zusammenarbeit des Ministeriums und des Kultusamtes mit den Glaubensgemeinschaften: "Wir sind für Sie da, wir haben ein offenes Ohr und eine ausgestreckte Hand zur Zusammenarbeit", versicherte Raab ihren Gästen.
Begegnung nach "Ausnahmezustand"
Erzbischof Lackner dankte in seiner Ansprache für die Einladung zu einer Begegnung im größeren Rahmen, nachdem alle zwei Jahre einer Art "Ausnahmezustand" hinter sich hätten, in der das Gesundheitssystem an seine Grenzen gebracht, aber auch das gesellschaftliche Gefüge auf die Probe gestellt worden seien. "Die Pandemie war für uns alle mit Opfern verbunden. Ich hätte mir nicht träumen lassen, dass ich einmal in eine leere Kirche hineinpredigen würde, und doch war das zu Ostern 2020 Realität", erinnerte sich der Salzburger Erzbischof.
Seither habe sich die Lage durchaus verbessert und man dürfe einen hoffnungsvollen Blick in die Zukunft wagen. "Dennoch: Die Herausforderungen der Pandemie sind noch nicht vorüber; immer noch herrschen Unstimmigkeiten und Misstrauen. Unsere Aufgabe als Religionsgemeinschaften sehe ich hier über die Bemühungen im guten Beispiel, in der Vermittlung Gegensätze auszugleichen, wie auch in der Versöhnung und Heilung der Spaltungen", betonte der Vorsitzende der Bischofskonferenz.
Die Zusammenarbeit mit den staatlichen Behörden Österreichs hätten sich aus Sicht der Katholischen Kirche "äußerst positiv" gestaltet, führte Lackner weiter aus. So sei es wichtig gewesen, die Bekämpfung des Corona-Virus gemeinsam, mit den je eigenen Möglichkeiten anzugehen, obwohl dieses Vorgehen nicht ohne Kontroversen geblieben sei. "Es war und ist jedoch die Überzeugung der Österreichischen Bischofskonferenz, die Entscheidungen der Politik, die auf Basis wissenschaftlicher Expertisen getroffen wurden und werden, nach bestem Wissen und Gewissen mitzutragen", bekräftigte deren Vorsitzender.
Neue Bewährungsprobe Ukrainekrieg
"All das scheint jedoch in weite Ferne gerückt angesichts des Krieges in der Ukraine, den wir nun seit fast drei Monaten mit Entsetzen verfolgen", führte der Erzbischof weiter aus und sagte: "Wir sind konfrontiert mit dem Leid der Menschen, das durch den russischen Angriff verursacht wurde." Gleichzeitig werde man "Zeugen einer immensen, alle Grenzen überschreitenden Solidarität". Im Helfen liege auch der Auftrag der Kirche, denn "gerade im Angesicht der Leidenden begegnet uns auch heute der Auferstandene". Gleichzeitig dankte der Episkopats-Vorsitzende für die staatlichen Hilfestellungen und Unterstützungen für Geflohenen. "Auch hier hat sich eine positive Kooperation der Religionsgemeinschaften mit dem Staat gezeigt, die eine umfassende Hilfe und Versorgung ermöglicht."
Das generell gute Auskommen habe aber auch seine Grenzen, merkte der Erzbischof an und sagte: "Die Einführung des assistierten Suizids etwa ist eine Entscheidung, die wir als katholische Kirche zwar hinnehmen müssen; dennoch möchte ich dies auch an dieser Stelle sagen: Wir können dazu nicht Ja sagen. Das dürfen wir nicht und wollen wir auch nicht." Es bleibe in dieser Frage ein "friedlicher Dissens". Positiv hob der Erzbischof den beschlossenen Ausbau der Palliativversorgung in Österreich hervor, "dessen entschlossene Umsetzung wir erhoffen und unterstützen".
Seitens der Katholischen Kirche waren neben dem Salzburger Erzbischof Lackner auch Kardinal Christoph Schönborn und der Apostolische Nuntius in Österreich, Erzbischof Pedro Lopez Quintana, anwesend, weiters die Bischöfe Alois Schwarz, Anton Leichtfried (beide St. Pölten), Franz Scharl (Wien), Bischofskonferenz-Generalsekretär Peter Schipka und der ukrainisch-katholische Generalvikar Yuriy Kolasa. Die Ökumene vertraten der Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen, Domdekan Rudolf Prokschi, der griechisch-orthodoxe Metropolit Arsenios (Kardamakis), der rumänisch-orthodoxe Bischofsvikar Nicolae Dura, der syrisch-orthodoxe Bischof Dionysios (Isa Gürbüz), der Wiener evangelisch-lutherische Superintendent Matthias Geist und der evangelische Synodenpräsident Peter Krömer.
"Wir sollen Menschen des Friedens sein"
"Wir sollen Menschen des Friedens sein", betonte Metropolit Arsenios mit Blick auf den Krieg in der Ukraine. "Wir verurteilen diesen Angriffskrieg." Der Vorsitzende der Orthodoxen Bischofskonferenz in Österreich rief dazu auf, "großzügig Herzen und Häuser für die Geflüchteten aus der Ukraine zu öffnen".
Synodenpräsident Krömer sprach davon, dass heuer die Gottesdienste und das kirchliche Leben zu Ostern etwas anders geprägt gewesen seien. So gebe es einerseits Freude über die Corona-Lockerungen, andererseits das ständige Gebet für Frieden in der Ukraine und die dort Geflüchteten. Der Jurist und oberste Laienvertreter der evangelisch-lutherischen Kirche nannte auch einige für seine Kirche "problematische" Themen: So sei die derzeit geltende Karfreitagsregelung für evangelische Christen nach wie vor unbefriedigend. Probleme speziell bei der Krankenhausseelsorge gebe es auch durch die seit 2018 geltenden restriktiveren Datenschutzbestimmungen. Unbefriedigend sei auch der Umgang mit Asylsuchenden, die während ihres Aufenthalts in Österreich zum Christentum konvertierten. Den oft gehörten Vorwurf der "Scheinkonversion" wies Krömer zurück. Für ihre Bemühungen in den genannten Bereichen um Lösungen im Zusammenwirken mit der Evangelischen Kirche dankte er Ministerin Raab.
Quelle: kathpress