Stift Kremsmünster: Neu gestaltete "Wunderkammer" lässt staunen
Im oberösterreichischen Stift Kremsmünster werden seit Jahrhunderten Kunst und Kuriositäten gesammelt, bewahrt und wertgeschätzt, freilich verbunden mit der Frage nach dem Göttlichen. Nun wurde eine "Wunderkammer" als Dauerausstellung neu gestaltet, in der erstmals auch Gemälde Platz finden. Sie gilt als neues Highlight bei einer Führung durch die Gemäldegalerie im Stift, wie das Benediktinerstift in einer Aussendung am Donnerstag berichtete. Abt Ambros Ebhart betonte bei den Eröffnungsfeierlichkeiten (3. Juni), wie wichtig Wunder sind: "In unserer Zeit ist so vieles so selbstverständlich geworden. So sind wir in Gefahr, das Staunen zu verlernen. Die vielen kleinen und großen Kostbarkeiten der Wunderkammer wollen uns wieder neu ins Staunen versetzen und die Dankbarkeit in uns wecken."
Die Neugestaltung der "Wunderkammer" sei der Beginn für die Neugestaltung der Kunstsammlungen des Stiftes insgesamt, ergänzte Abt Ambros Ebhart die Pläne der Ordensgemeinschaft. Beim Betreten des Raumes fällt der erste Blick auf eine Bilderwand, bei der Landschaften, Tiere und Blumen dominieren, und deren zentrales Gemälde die "Vier Elemente" von Jan Brueghel ist.
Der Kunsthistoriker Andreas Gamerith erklärte bei der Eröffnung: "Sie werden Wunder der Natur finden, Sie werden Staunenswertes finden, das das Geschick früherer Künstler hervorgebracht hat." Gamerith konzipierte die Neuaufstellung und setzte sie um. "In der Wunderkammer dürfen wir uns inspirieren lassen von den Kunstwerken und staunen. Staunen heißt nicht Haben-Wollen, Staunen heißt nicht einmal Gut-Finden. Staunen heißt, das Herz offen zu halten. Staunen heißt, sich absichtslos einer Sache völlig hinzugeben", führte Gamerith den Begriff des Staunens aus. Er ist Archivar im Stift Zwettl und hat auch Ausstellungen im Stift Altenburg und im Stift Melk begleitet. Das grafische Konzept der "Wunderkammer" im Stift Kremsmünster stammt von der Möbeldesignerin Doris Zichtl.
In einer kurzen Ansprache dankte Landeskonservatorin Petra Weiss der Klostergemeinschaft für den Mut und die Bereitschaft, diese "Wunderkammer" zu zeigen: "Mit der Neuaufstellung der Wunderkammer ist etwas ganz Großes gelungen. Diese Wunderkammer steht für die mannigfaltigen Aufgaben, die Stifte und Klöster in Europa letztendlich ausmachen, und die auch unsere Kultur, unsere Identität und das, was uns alle hier ausmacht, widerspiegeln." Sie dankte dem Konvent für die "stabilitas" über die Zeiten hinweg und gratulierte mit den Worten: "Das ist ein wunderbarer Auftakt für die nächsten Jahre, der uns in vielerlei Hinsicht - was auch die Restaurierung der Stiftskirche betrifft - den Schwung und die Begeisterung mitgibt."
Schwerpunkt 19. Jahrhundert
Obwohl viele der Kunstwerke bereits im 17. und 18. Jahrhundert in das Stift gelangten und manche sogar vom Kloster in Auftrag gegeben wurden, verdanke sich die Fülle der "Wunderkammer" nicht zuletzt den Sammelaktivitäten diverser Patres im 19. Jahrhundert. Mit großem Enthusiasmus erweiterten sie die vorhandenen Bestände, die nicht dem persönlichen Vergnügen dienten. Schon damals habe man - im Sinne eines "Museums" - an eine breitere Öffentlichkeit gedacht und die heterogenen Objekte angelehnt an die einstigen Kunst- und Wunderkammern der frühen Neuzeit geordnet.
Im Gegensatz zu anderen Museen ist ein zentrales Element der Kremsmünsterer Sammlung ihr "religiöses Moment", hieß es in der Aussendung: Zum einen versuchten die Menschen zu allen Zeiten, sich durch die Auseinandersetzung mit Werken der Kunst der Frage nach dem Göttlichen zu stellen. Zum anderen "wird in der Kunst, im friedvollen künstlerischen Schaffen, der Mensch zum Schöpfer, der aus (Vor-)Gaben der Natur eine neue Welt zu schaffen imstande ist - ein neues Paradies. Das eigentliche Paradies", hieß es in der Aussendung.
Die "Wundkammer" ist als Dauerausstellung von Dienstag bis Sonntag im Rahmen einer Stiftsführung zu sehen. Beginn ist im Klosterladen, jeweils um 11.30 und 14 Uhr. (Kontakt: tourismus@stift-kremsmuenster.at, Tel.: 07583/5275-151)
Quelle: kathpress