OÖ: "Lange Nacht der Kirchen" mit Sehnsucht nach Frieden
Eine Nacht, in der Freude und Leichtigkeit, aber auch die tiefe Sehnsucht nach Frieden spürbar wurden: So präsentierte sich am Freitag die "Lange Nacht der Kirchen" in Oberösterreich. Ein buntes Veranstaltungsangebot lud zum Innehalten, Stillwerden und Genießen ein. An 67 Orten im ganzen Bundesland erwarteten die zahlreichen Besucher bei knapp 220 Veranstaltungen - 105 davon in Linz - 300 Stunden Programm.
Auftakt der "Langen Nacht der Kirchen" in Linz war das ökumenische Abendgebet mit Vertretern der neun christlichen Kirchen in Oberösterreich: Diözesanbischof Manfred Scheuer, Dompfarrer Maximilian Strasser und Ökumene-Referentin Gudrun Becker (Römisch-katholische Kirche), Superintendent Gerold Lehner und Pfarrer Wolfgang Ernst (Evangelische Kirche A. B.), Pastor Martin Obermeir-Siegrist (Evangelisch-methodistische Kirche), Diakon Nemanja Micic (Serbisch-orthodoxe Kirche), Pfarrer Sorin Bugner (Rumänisch-orthodoxe Kirche) und Pfarrer Samuel Ebner (Altkatholische Kirche) waren mit dabei. Musikalisch gestaltet wurde die Vesper von der Evangelischen Kantorei Linz.
"Kirchen sind Sehnsuchtsorte des Friedens. Wir halten Ausschau nach einem versöhnten, friedlichen Miteinander untereinander und mit Gott", so Bischof Scheuer zu Beginn des Gottesdienstes. "Eine Welt, die nur den Frieden kennt - das muss unser Ziel sein", so der Bischof später in seiner Predigt: "Und doch: Wie schwer fällt es oft schon im engsten Umfeld, Frieden in Auseinandersetzungen und Konflikten zu stiften, jeglicher Gewalt eine Absage zu erteilen."
An der Wurzel von Krieg stehe nicht selten die Anmaßung absoluter Macht über Leben und Tod und die Verachtung von Menschen. Diese Verachtung habe sich "aller Kräfte, auch jener der Wissenschaften, der Kommunikation und der Medien, der Politik, der Medizin, der Ökonomie, der militärischen Macht und sogar der Religion" bedient.
Doch: "Der Friede ist möglich - mehr noch: Der Friede ist geboten", zitierte Bischof Scheuer Papst Johannes Paul II. Friede fuße auf vier Pfeilern, die Papst Johannes XXIII. in seiner Enzyklika "Pacem in terris" (1963) aufgezeigt habe: Wahrheit, Gerechtigkeit, Liebe und Freiheit. Scheuer wörtlich: "Wir sind berufen, Zeugen des Vertrauens und der Hoffnung zu sein, dass Krieg und Tod nicht das letzte Wort haben."
Dass die Sehnsucht nach Frieden viele Menschen bewegt, zeichnete sich auch im Programm der "Langen Nacht" ab: Das Thema zog sich wie ein roter Faden durch viele Veranstaltungen in Linz und ganz Oberösterreich. Besucher der "Langen Nacht" in Linz waren eingeladen, mit der "Aktion Friedenswunsch" ihrer Sehnsucht nach Frieden Ausdruck zu verleihen. In zahlreichen Linzer Kirchen lagen Karten auf, die mit einem Friedenswunsch versehen und in der Kirche hinterlegt werden konnten. Die gesammelten Friedenswünsche werden beim ökumenischen Friedensgebet am 20. Juni 2022 im Linzer Mariendom sichtbar und hörbar gemacht. Auch viele Pfarren in Oberösterreich griffen das Friedensthema auf.
Da die Caritas Oberösterreich im vergangenen Jahr pandemiebedingt ihr 75-Jahr-Jubiläum nicht feiern konnte, lud sie zu einer verspäteten Feier in den Mariendom. Ab 20.15 Uhr wurde der Kirchenraum des Linzer Mariendoms zum Schauplatz eines faszinierenden Gesamtkunstwerks von Komponist und Schallkünstler Peter Androsch. Bei seiner Inszenierung "Licht" verwandelten Licht, Projektion, Chöre, Orgeln, Trompete, Stimme und Elektronik den Raum in eine große Erzählung der Nächstenliebe, die den Reigen des Lebens umfasste: von der Geburt über die Kindheit zur jugendlichen Sinnsuche bis zum Erwachsensein mit allen Freuden und allen Krisen. Am Schluss blieb der Wunsch nach Würde im Alter.
Quelle: kathpress